Atomkraftwerk Krško
Das Atomkraftwerk Krško in Slowenien.
AFP/JURE MAKOVEC

Krško – Das slowenische Atomkraftwerk Krško wurde nach der Feststellung eines Lecks im Primärsystem am Donnerstagabend präventiv schrittweise abgeschaltet, berichtete die Nachrichtenagentur STA mit Bezug auf eine Mitteilung des Kraftwerkbetreibers. Den Störfall nahmen Kärntner und steirische Politik am Freitag zum Anlass, neuerlich eine komplette Stilllegung zu fordern. Die beiden Landeshauptleute Peter Kaiser (SPÖ) und Christopher Drexler (ÖVP) forderten in Aussendungen eine rasche Abschaltung.

Der Kärntner Landeshauptmann Kaiser fragte: "Muss denn immer erst etwas passieren, bevor etwas passiert?" Der neuerliche Störfall bestätige einmal mehr die Notwendigkeit, dieses mitten auf einer Erdbebenlinie liegende AKW schnellstmöglich abzuschalten und durch den Ausbau ungefährlicher, erneuerbarer Energie zu ersetzen. "Dass der Reaktor wieder abgeschaltet werden musste, zeigt auch, dass die in meinem Brief an den slowenischen Ministerpräsidenten Robert Golob geäußerten Sorgen nicht grundlos sind und nicht einfach abgetan werden können", so Kaiser. Von der Bundesregierung erwartet sich Kaiser, alles zu unternehmen, um das Land Kärnten in seinen Bemühungen gegen einen weiteren Ausbau von Krško zu unterstützen.

Der steirische Landeshauptmann Drexler und Landeshauptmannstellvertreter Anton Lang (SPÖ) bekräftigen die langjährige steirische Position: "Das AKW Krško muss dauerhaft vom Netz genommen und die Laufzeitverlängerung verhindert werden." Atomkraft sei laut Drexler der falsche Weg, alle seien gefordert, auf erneuerbare Energieträger zu setzen. Es gelte zu verhindern, dass dieses veraltete Atomkraftwerk so nah an der Grenze bis 2043 weiter betrieben werde. Lang erklärte, es müsse ein gemeinsames europäisches Ziel sein, aus der Atomkraft auszusteigen und nicht immer weiter auf diese gefährliche Form der Energiegewinnung zu setzen.

Steirische FPÖ sieht "Hochrisiko-Reaktor"

Die steirische SPÖ-Umweltlandesrätin Ursula Lackner stellte fest, Atomkraft sei keine Alternative für die Energiewende und schon gar keine sichere Technologie. Die Steiermark hat sich bereits in der Vergangenheit – unter anderem mit der Ausrichtung einer öffentlichen Anhörung gemeinsam mit dem Land Kärnten – in das grenzübergreifende UVP-Verfahren zur Verlängerung der Betriebsdauer eingebracht und auch auf politischer Ebene gegen den Weiterbetrieb eingesetzt.

Die steirische Grünen-Klubchefin Sandra Krautwaschl sagte am Freitag, "das jüngste Leck im Atomkraftwerk Krško bestätigt erneut unsere Befürchtungen bezüglich der Sicherheit und Zuverlässigkeit dieses AKW. In diesem Punkt passt kein Blatt Papier zwischen die Landtagsfraktionen: Krško muss so schnell wie möglich stillgelegt werden." Dies bekräftigte FPÖ-Klubobmann Mario Kunasek mit einer Forderung nach "endgültiger Schließung des Hochrisiko-Reaktors". Das AKW sei eine tickende Zeitbombe und eine massive Gefährdung für Österreich und andere Länder Mitteleuropas. Die schwarz-grüne Bundesregierung sei gefordert, endlich "lautstark tätig zu werden".

Die FPÖ Kärnten verlangte in einer Aussendung ebenfalls die dauerhafte Abschaltung des Atomkraftwerks. Dieses "AKW auf einer Erdbebenlinie" sei die "gefährlichste Bedrohung für Mitteleuropa".

Bereits mehrfach Probleme

Die Umweltschutzorganisation Global 2000 machte in einer Aussendung darauf aufmerksam, dass es bereits mehrfach zu Problemen bei dem Reaktor gekommen ist. "Das Leck im Primärkreislauf ist der letzte einer langen Reihe von Zwischenfällen", so die Organisation. Notwendig sei nun eine "vollständige unabhängige Überprüfung der Anlage und ihres Erdbeben-Risikos, ohne die ein Wiederanfahren unverantwortlich ist."

Der Kraftwerkbetreiber hatte noch am Donnerstag festgestellt, dass "das Leck keine Auswirkungen auf die Mitarbeiter, die Bevölkerung oder die Umwelt hat und unter dem Grenzwert liegt", hieß es. "Um die Quelle des Lecks genau zu bestimmen und die weiteren Schritte zu seiner Behebung festzulegen, muss das Kraftwerk abgeschaltet werden", teilte der Betreiber mit. Man habe mit einer kontrollierten und schrittweisen Reduzierung der Leistung ab 23 Uhr begonnen. Wie lange das AKW abgeschaltet bleibt, wurde vorerst nicht angegeben. (APA, 6.10.2023)