Markus Söder auf Wahlplakat
Die Messlatte liegt für Markus Söder bei 37,2 Prozent: So viel erreichte die CSU bei der Wahl 2018.
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Am Freitag gab Markus Söder noch einmal alles. "Bayern geht’s besser als jedem anderen Bundesland", betonte der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef schon im Morgenmagazin von ARD und ZDF. Am Abend stand die Abschlusskundgebung der CSU im Löwenbräukeller auf dem Programm – noch einmal Gelegenheit für Söder, um für sich und seine Partei zu werben. Dazu gehört immer auch der Hinweis auf sich selbst: "Ich glaube, dass ich derjenige bin, der das Land zusammenhält."

Monatelang war Söder durch das Land gezogen und hatte kein Volksfest ausgelassen, um seine Botschaft unter die Leute zu bekommen. Bilanz wird am Sonntag um 18 Uhr gezogen, wenn die ersten Prognosen im Fernsehen zu sehen sind.

Die Messlatte liegt bei 37,2 Prozent. So viel erreichte die CSU bei der Wahl 2018. Oder so wenig. Es war das bis dahin schlechteste Landtagswahlergebnis in ihrer Geschichte, und die CSU muss damit rechnen, es am Sonntag noch zu unterbieten.

Kritische Marke 35 Prozent

"Es geht nicht um einen Schönheitspreis, sondern um die Stabilität Bayerns", sagt Söder, wenn er auf ein mögliches Minus angesprochen wird. Ein Wahlziel in Zahlen hat er nie genannt.

CSU-intern gelten 35 Prozent als kritische Marke. Da könnte sich Unmut den Weg an die Öffentlichkeit bahnen. Beim Parteitag vor zwei Wochen hat die Basis Söder ja noch einmal den Rücken gestärkt und ihn mit dem Traumergebnis von 97 Prozent wieder zum Parteichef gewählt.

DER STANDARD

Doch es sind nicht alle glücklich darüber, wie er mit Hubert Aiwanger, Chef der Freien Wähler und Wirtschaftsminister, umging. Nachdem die Süddeutsche Zeitung berichtet hatte, bei Aiwanger sei vor 35 Jahren ein antisemitisches Hetzpapier in der Schultasche gefunden worden, hätten manche gerne seinen Rauswurf aus dem Kabinett gesehen.

Doch Söder behielt ihn in der Regierung, woraufhin die CSU in Umfragen verlor und die Freien Wähler zulegten. Mit ihnen – das hat Söder immer wieder betont – will er weiterregieren. Über die Grünen hingegen sagte er bei Wahlkampfauftritten regelmäßig: "Die passen nicht zu Bayern."

Wahlplakate im bayrischen Wahlkampf.
Wahlplakate im bayrischen Wahlkampf.
AP/Matthias Schrader

Söder richtet sich also auf fünf weitere Jahre an der Spitze der Landesregierung ein. Berlin hat er offiziell abgeschworen, 2025 will er sich nicht neuerlich um die Kanzlerkandidatur der Union bewerben. Zur Erinnerung: 2021 hatte er sich einen wochenlangen Machtkampf mit Armin Laschet geliefert und war diesem am Ende unterlegen.

Allerdings glaubt Söder niemand, dass er da alle Ambitionen begraben hat. Kann er das Wahlergebnis halbwegs halten, dann schmälert das seine Chancen für einen zweiten Versuch nicht. Im Gegenteil.

Neuer Konkurrent

Diesmal müsste er sich gegen Friedrich Merz durchsetzen. Der hat als CDU-Chef das erste Zugriffsrecht und ist natürlich von sich selbst überzeugt.

Allerdings wird in der CDU sehr wohl registriert, dass die Union von der vielen Kritik an der Ampelregierung nicht so profitiert, wie man es sich wünscht, da die AfD viel Protest absaugt. Aber zunächst gehen die Blicke am Sonntag erst einmal nach München. (Birgit Baumann aus München, 8.10.2023)