Söder trinkt Bier
Prost auf die letzten Meter. Die Abschlusskundgebung der CSU fand im Münchner Löwenbräukeller statt
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Einmal geht’s noch. Einmal noch Bier, Brotzeit, Bayern-Flaggen. Und natürlich wehen dazu ganz viele CSU-Banner von den Emporen des traditionellen Münchner Löwenbräukellers. Dorthin hat die CSU am Freitagabend zu ihrer Abschlusskundgebung geladen.

Selbstverständlich zieht Ministerpräsident Markus Söder wieder zu den Klängen des bayerischen Defiliermarsches ein. Es ist vollbesetzt, heiß und stickig, viele Gesichter glühen und das wird sich im Laufe des Abends noch steigern.

Einen "guten Schlussspurt", wünscht der per Video zugeschaltete CDU-Chef Friedrich Merz und auch viele Stimmen am Sonntag. Denn: "Der bayerische Löwe ist das Schreckgespenst der Ampel im Bund."

Söder verspottet bei seiner Begrüßung gleich wieder mal die Grünen. Die hätten am Tag zuvor Abschlusskundgebung in München gehabt, aber es seien nur 200 Leute gekommen. "Buhhhhh", grölt der Saal sofort, man will sich hier heute noch mal richtig wohlfühlen, bevor am Sonntag möglicherweise bei Verkündung des Resultats eine kalte Dusche kommt.

Bei 36 Prozent lag die CSU einige Tage vor der Wahl und damit klar auf Platz Eins. Allerdings wäre ein solches Ergebnis ein noch schlechteres als 2018, als die CSU 37,2 Prozent einfuhr und damit deutlich unter 40 Prozent bliebt. Ganz zum Schluss kletterte sie bei der Forschungsgruppe Wahlen in einer Umfrage noch auf 37 Prozent.

Ampel ärgern mit der CSU

Und mit den Grünen will die CSU ohnehin nicht koalieren, das hat Söder ja immer ausgeschlossen. Nicht in Bayern und auch nicht im Bund. "Wir müssen 2025 diese Ampel in die Wüste schicken", ruft er mit Blick auf die Berliner Bundespolitik.“ Und: "Wenn man wirklich die Ampel ärgern will, ärgert man sie nicht mit der AfD, sondern mit der CSU."

Über Robert Habeck von den Grünen zieht er auch wieder mal her. Der sei wohl Klimaschutzminister, aber "sicher kein Wirtschaftsminister". Überall in der Welt setzte man jetzt wieder auf Atomkraft, "nur wir Deutschen steigen aus und importieren den Atomstrom dann wo anders her". Er verspricht: "Wir werden die Kernenergie so lange verlängern, wie es nötig ist."

Was an der Ampel, speziell an den Grünen, besonders nerve, erklärt Söder so: "Dieser moralische Impetus, immer alles besser zu wissen." Dann gibt sich Söder kurz milde: "Ich habe nix gegen die Grünen – wenn’s nicht zu viele werden."

Es gibt an diesem Abend natürlich auch eine Aufzählung der Erfolge: höchstes BIP-Wachstum, die meisten Meisterbetriebe, niedrigste Arbeitslosigkeit, niedrigste Kriminalität, höchste Aufklärungsquote. Das war seine Botschaft während des gesamten Wahlkampfes: Bayern ist die Nummer Eins und soll es auch weiterhin sein. "Ich will, dass Bayern Bayern bleibt, auch wenn die Welt langsam verrückt wird", ruft er im Löwenbräukeller.

Kampf um Platz Zwei

Dass die CSU am Sonntag Nummer Eins wird, ist klar. Spannend ist der Kampf um Platz Zwei. Um diesen rittern die AfD, die Grünen und die Freien Wähler. Letztere erwähnt Söder in seiner Rede zunächst lange nicht, AfD und Grüne hingegen kommen immer wieder vor. Nur einmal stellt er klar, dass das derzeit von der CSU geführte Landwirtschaftsministerium nach der Wahl nicht an die Freien Wähler gehen wird.

Ansprüche haben diese schon angemeldet. Die Affäre um das antisemitische Flugblatt, das vor 35 Jahren in der Schultasche von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger gefunden wurde, hat ihnen nicht geschadet, sondern mehr Zulauf verschafft. Also möchten sie in der nächsten bayerischen Staatsregierung nicht mehr, wie bisher drei, sondern vier Ministerien haben.

Später kommt Söder doch noch auf seinen Koalitionspartner zu sprechen. Die Freien Wähler seien "ein guter Partner, eine wichtige Ergänzung" gewesen. Oder wie es Söder dann formuliert: "Wir sind der Schweinsbraten, die nur die Beilage."

Die Stimmung ist gut, es wird viel gelacht und applaudiert. Nur einmal wird es ganz still. Als Söder vor der AfD warnt. "Wenn wir gewinnen, werden wir die anderen vor Gericht stellen", habe die bayerische Spitzenkandidatin Katharina Steiner-Ebner gesagt. Söder: "So was haben wir in Deutschland schon ganz lange nicht mehr gehört."

Auch deshalb appelliert Söder zum Schluss, beide Stimmen am Sonntag der CSU zu geben. "Gott schütze Bayern" ruft er, hat zuvor aber noch ausgesprochen, was viele denken: "Es ist gut, dass der Wahlkampf jetzt vorbei ist." (Birgit Baumann aus München, 8. Oktober 2023)