Bei X, vormals bekannt als Twitter, denkt man über ein neues Mittel nach, um mehr Nutzer zu einem Abo zu bewegen und die schwachen Umsätze aufzupeppen. Wie die von Eigentümer Elon Musk eingesetzte CEO Linda Yaccarino in einem Treffen mit Geldgebern zur finanziellen Situation der Plattform erklärte, möchte man dafür auf flexiblere Abo-Optionen setzen. Das berichtet Bloomberg.

Aktuell gibt es für Nutzer, die verifiziert werden, weniger Werbung sehen und Tweetdeck nutzen möchten, nur eine Option. Nämlich "X Premium" (vormals „Twitter Blue“) um acht Dollar pro Monat. Künftig soll das Bezahlangebot in drei Varianten angeboten werden, nämlich Basic, Standard und Plus. Inwiefern sie sich unterscheiden werden, wurde nicht kolportiert.

Musk brachte Bezahlpflicht für alle ins Spiel

Allerdings wurden im Code der X-App für iPhones erste Hinweise auf zumindest ein Unterscheidungsmerkmal entdeckt. Demnach wird im "Basic"-Tarif so viel Werbung zu sehen sein, wie bei Nutzern ohne Abo. Bei "Standard" wird das Werbeaufkommen halbiert, womit es in diesem Bezug dem aktuellen Abo entspricht. Wer zum "Plus"-Tarif greift, soll gar keine Anzeigen sehen.

X-Eigentümer Elon Musk
X-Eigentümer Elon Musk sucht nach Wegen, mehr Leute zu einem Abo zu verleiten.
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Diese Aussage wirft natürlich die Frage auf, ob Musk damit den Dienst für alle User kostenpflichtig machen wird oder selbiges vorbereitet. Eine solche Idee brachte Musk selbst erst im vergangenen September auf. Neu ist sie wohl nicht, denn laut einem Insiderbericht wurde intern schon im November 2022 überlegt, ob man nicht ein tägliches Nutzungslimit einführen sollte, nach dessen Überschreitung ein Bezahl-Abo notwendig ist.

In "softer" Form gibt es eine solche Beschränkung bereits seit letztem Juli. Um nach eigener Aussage gegen massives Scraping vorzugehen, wurden Limits für Abrufe und verschiedene Interaktionen wie Tweets und Retweets gesetzt, wobei diese für User mit Abos wesentlich höher liegen. Für die allermeisten Nutzer dürften die aktuellen Begrenzungen aber auch ohne X Premium ausreichen.

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Werbung, die sich nicht ausblenden oder melden lässt

Yaccarino gab weiters an, dass mittlerweile 90 Prozent aller Werber, die X seit der Übernahme durch Musk den Rücken gekehrt hatten, mittlerweile wieder an Bord sind, allerdings mit verkleinerten Budgets. Der Umsatz des Unternehmens steige von Quartal zu Quartal im hohen einstelligen Bereich, und man könne bereits positiven Cashflow vorweisen. Letzteres allerdings nur, wenn man jene Mittel nicht berücksichtigt, die das Unternehmen aufwenden muss, um seine Schulden zu bedienen. Diese sind beim Kauf durch Musk von knapp 600 Millionen Dollar auf 13 Milliarden Dollar gewachsen, was jährlich laut Berechnung von Bloomberg mit etwa 1,2 Milliarden zu Buche schlagen dürfte.

Derweil wird offenbar auch an der Werbefront experimentiert. In den letzten Tagen mehrten sich Berichte von Nutzern über eine neue Form von Werbeeinschaltungen, wie The Verge dokumentiert. Diese taucht ebenfalls zwischen Postings auf, ist aber ungekennzeichnet und keinem Accountnamen zugeordnet. Als einzige Interaktion ist es möglich, sie anzuklicken, woraufhin sich eine Website öffnet. Diese Anzeigen auszublenden oder zu melden ist allerdings nicht möglich. (gpi, 9.10.2023)