Ein Handelsraum in der Börse in Frankfurt
Die Gewalt schürt die Unsicherheit an den internationalen Börsen.
APA/dpa/Frank Rumpenhorst

Die Gewalt im Nahen Osten wirkte sich auch auf die internationalen Börsen und die Kurse aus und schürt Unsicherheit an den Weltmärkten. Der israelische Börsenindex TA-35 gab zeitweise um bis zu sieben Prozent nach, jener in Ägypten um bis zu fünf Prozent. Auch die Indizes in Saudi-Arabien, Katar und Kuwait gaben nach.

Video: Was bisher über den Hamas-Angriff auf Israel bekannt ist
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Am Montag haben Sorgen über eine Unterbrechung der Erdöllieferungen aus dem Iran den Preis für Rohöl steigen lassen. "Angesichts der Knappheit, mit der sich die physischen Ölmärkte bereits im vierten Quartal 2023 konfrontiert sehen, könnte eine sofortige Reduzierung der iranischen Ölexporte den Brent-Future kurzfristig auf über 100 Dollar pro Barrel treiben", schrieben Analysten der Commonwealth Bank of Australia (CBA). Im Späthandel haben die Ölpreise ihren Höhenflug noch etwas ausgebaut. Gegen 17 Uhr lag der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent bei 87,92 Dollar und damit rund 0,7 Prozent über dem Vortageswert. Die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) verteuerte sich um 0,7 Prozent auf 86,33 Dollar je Fass.

Der Iran begrüßte als Verbündeter die Anschläge der radikalislamischen Palästinensergruppe Hamas in Israel, seine Vertretung bei den Vereinten Nationen betonte jedoch, dass die Regierung nicht in die Aktionen der Hamas verwickelt sei. Experten befürchten, dass eine Erhöhung der Ölpreise die Inflation in ölimportierenden Ländern weiter steigen lässt.

Dollar verliert an Wert

"Es besteht die Gefahr, dass höhere Ölpreise, fallende Aktienkurse und steigende Volatilität den Dollar und den Yen stützen und die Risikowährungen untergraben", schrieben die CBA-Analysten.

Der Dollar verlor im asiatischen Devisenhandel 0,1 Prozent auf 149,15 japanische Yen, gleich viel gab er im Verhältnis zur chinesischen Währung Yuan nach. Auch der Euro ist gesunken, er verlor gegenüber dem Dollar 0,3 Prozent und notierte bei 1,0553 Dollar. Auch das britische Pfund verlor 0,3 Prozent gegenüber der US-Währung. Der australische und der neuseeländische Dollar gaben ebenfalls nach. Die beiden Währungen gelten als besonders anfällig für eine hohe Risikoscheu unter Anlegern.

Israels Zentralbank will erstmals Devisen verkaufen

Unter Druck steht auch die Landeswährung Israels, der Schekel. Die israelische Zentralbank will zur Stabilisierung der Landeswährung erstmals ihre Devisenvorräte anzapfen. Fremde Währungen im Wert von bis zu 30 Mrd. Dollar (rund 28 Mrd. Euro) könnten dazu auf dem freien Markt verkauft werden, teilten die Währungshüter am Montag mit. Die Ankündigung beruhigte den Markt nur zeitweise: Der Schekel-Kurs verlor 2,2 Prozent und notierte mit 3,924 zum Dollar auf dem niedrigsten Stand seit 2016. Auch die Aktienkurse an der Börse in Tel Aviv gerieten unter Druck.

Der Angriff der Hamas auf Israel schickt auch die israelischen Dollar-Anleihen auf Talfahrt. Die Rendite bis 2060 laufender Papiere steigt um etwa einen halben Prozentpunkt auf 6,806 Prozent, den höchsten Stand seit der Ausgabe 2021.

Europa schließt schwächer

Der Wiener Aktienmarkt nahm den Handel am Montag mit Kursverlusten auf. Auch das europäische Umfeld startete schwächer in die neue Handelswoche - und schloss den Handelstag auch schwächer. Es kam aber zu keinen großen Abschlägen. Die Sektoren waren unterschiedlich betroffen. "Der neue Krieg im Nahen Osten sorgt zu Wochenbeginn für Verunsicherung und stärkt die Nachfrage nach 'sicheren Häfen'", schreiben die Analysten der Helaba. Ein knappes Plus gab es dank der guten Nachfrage in Öl- und Rohstoffwerten in London. Weit oben in den Indizes fanden sich die Aktien der Ölkonzerne BP (Plus 3,1 Prozent) und Shell (plus 2,8 Prozent) mit Gewinnen. Gesucht waren vor dem Hintergrund des Konflikts im Nahen Osten auch Rüstungswerte wie Rheinmetall (plus 7,1 Prozent). Größere Abgaben gab es hingegen in Titeln aus der Luftfahrtbranche.

Der Goldpreis zeigte sich im Späthandel weiter stabil. Die Feinunze (31,10 Gramm) wurde zuletzt in London um 1.849,64 US-Dollar gehandelt, das entspricht einem knappen Plus von 0,1 Prozent.

US-Börsen tendieren schwächer

Auch die US-Börsen sind am Montag mit moderaten Verlusten in die neue Woche gestartet. Am US-Parkett zeigte sich das gleiche Bild wie in Europa: Energie-Aktien und Rüstungswerte legten zu: Chevron, Exxon Mobil, Marathon Oil und Occidental Petroleum stiegen um bis zu 3,5 Prozent. Der S&P-Sektorindex Energie schnellte um 2,7 Prozent nach oben. Aktien der Rüstungskonzerne Northrop Grumman, RTX, General Dynamics und Lockheed Martin legten zwischen 3,7 Prozent und 6,8 Prozent zu. Abwärts ging es hingegen im Reisesektor. Wegen der Kämpfe in Israel fliegen die Fluggesellschaften United Airlines , Delta Air Lines und American Airlines Tel Aviv nicht mehr direkt an. Die Aktien der Airlines verloren jeweils mehr als vier Prozent.

Die Anleger haben Angst vor weiteren Eskalationsschritten im Nahost-Konflikt. Die Nervosität wird an den Börsen in der Volatilität gemessen. Diese steigt gerade, sie der SMI-Volatilitätsindex, auch Angstbarometer der Börse genannt, zeigte. (Reuters, red, 9.10.2023)