Washington – Gegen den wegen erfundener Details in seinem Lebenslauf heftig kritisierten US-Abgeordneten George Santos sind neue schwere Vorwürfe erhoben worden. In einer am Dienstagabend veröffentlichten Anklageschrift werden dem 35-jährigen Republikaner unter anderem Betrug, die Abgabe falscher Erklärungen gegenüber der Wahlkommission FEC, Fälschung von Unterlagen zur Behinderung der FEC, Verschwörung gegen die USA und schwerer Identitätsdiebstahl vorgeworfen.

George Santos
AP/J. Scott Applewhite

Die neue Anklage ersetzt und ergänzt eine bisherige Anklage gegen den Abgeordneten. Weiterhin wird Santos der Geldwäsche und des Diebstahls öffentlicher Gelder beschuldigt. Er soll zudem falsche Angaben gegenüber dem Repräsentantenhaus gemacht haben.

Identitätsdiebstahl

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Republikaner nun außerdem vor, die Identitäten von Personen, darunter Familienmitgliedern, gestohlen und die Kreditkarten seiner eigenen Parteispender ohne deren Genehmigung belastet zu haben. So soll Santos seine Wahlkampfkasse aufgefüllt haben. Ein Teil des Geldes soll der Anklage zufolge aber auch auf Santos' eigenem Konto gelandet sein. Santos hatte nach der ersten Anklage im Mai auf nicht schuldig plädiert. Er kam damals nach der Zahlung einer Kaution frei.

Santos sitzt seit dem vergangenen November als Abgeordneter eines New Yorker Bezirks im US-Repräsentantenhaus und präsentiert sich als Anhänger des früheren US-Präsidenten Donald Trump. Sein Aufstieg auf die bundespolitische Bühne wurde von Anfang an überschattet von Betrugs- und Täuschungsvorwürfen. Der Republikaner soll einen großen Teil des Lebenslaufs, mit dem er sich den Wählern 2022 präsentierte, erfunden haben. Trotz wiederholter Rücktrittsforderungen von Demokraten wie auch einzelnen Republikanern sitzt Santos weiter als Abgeordneter in der Kongresskammer.

Erfundene Karriere

Die Liste seiner Erfindungen ist lang: Der Sohn brasilianischer Einwanderer dichtete sich einen Abschluss am ehrwürdigen Baruch College und eine erfolgreiche Volleyball-Karriere an der Hochschule an; er gab fälschlicherweise an, für die Investmentbank Goldman Sachs und den Bankenkonzern Citigroup gearbeitet zu haben und eine Reihe von Immobilien zu besitzen; er behauptete, seine Mutter habe die Terroranschläge vom 11. September 2001 im World Trade Center überlebt, und bezeichnete sich als jüdisch. (APA, 11.10.2023)