Sepp Straka
Am 1. Oktober bejubelte Sepp Straka in Rom als erster Österreicher im Team Europa einen Ryder-Cup-Triumph. Doch für die Sportlerwahl 2023 kam dieser historische Erfolg zu spät.
REUTERS/YARA NARDI

Felix Gall, Johannes Lamparter, Jakob Schubert. Ein Radprofi, ein nordischer Kombinierer, ein Kletterer. Diesem erlesenen Kreis wird Österreichs Sportler des Jahres 2023 entspringen. Die Top drei stehen seit einer Woche fest, nur die Reihenfolge ist noch unklar. Dass sie sich von vorn bis hinten ans Alphabet hält, ist nicht unbedingt zu erwarten. Gall, der die Königsetappe der Tour de France gewann, gilt als Favorit, Kletter-Weltmeister Schubert als erster Herausforderer. Lamparter, Gesamtweltcupsieger in der Nordischen Kombination, wäre eine echte Überraschung. Am Donnerstagabend, wenn in der Wiener Stadthalle die Lotterien-Sporthilfe-Gala steigt, wird die Katze aus dem Sack gelassen. ORF 1 überträgt ab 20.15 Uhr live.

Quasi in Aufruhr ist seit einer Woche, da die Top drei verkündet wurden, die heimische Golfcommunity. Das liegt daran, dass es Sepp Straka trotz bemerkenswerter Erfolge in diesem Jahr nicht unter die ersten drei geschafft hat. "Schuld" daran sollen die Mitglieder der heimischen Sportjournalist:innen- und Sportfotograf:innen-Vereinigung Sports Media Austria sein, die wie jedes Jahr zur Wahl, nun ja, geschritten waren. Bernd Wiesberger, der vor Straka Österreichs bester Golfer war, äußerte sich via X (vormals Twitter): "Sehr schade und bedenklich, dass die unfassbaren Leistungen von Sepp Straka heuer nicht von den österreichischen Sportjournalisten gewürdigt wurden."

Ein großer Fauxpas?

Auch die Sportjournaille selbst ist quasi hin und her gerissen. Der frühere "Kurier"- und spätere "Bild"-"Sportler" Wolfgang Ruiner ging in einem offenen Brief sogar auf Michael Schuen, den Präsidenten von Sports Media Austria, los. Er habe, schrieb Ruiner, "mit Entsetzen festgestellt", dass Straka außen vor geblieben war. Das sei "gelinde ausgedrückt eine Blamage", hier sei "ein großer Fauxpas passiert". Schließlich habe Straka einen PGA-Toursieg gefeiert und zwei Top-Ten-Plätze bei Majors verbucht, zudem mit dem Team Europa den Ryder Cup gewonnen. Ruiner forderte Schuen auf, er möge "sich etwas einfallen lassen", denn Straka müsse "eine Ehrung erhalten". Schuen, übrigens selbst passionierter Golfer, gab die einzig mögliche Antwort. Kurzversion: Die Enttäuschung sei nachvollziehbar, aber: "Die Wahl ist eine Wahl."

Vielleicht ist Straka, der in den USA lebt, hierzulande trotz seiner Erfolge nicht bekannt genug. Und vielleicht hat Straka auch das Pech gehabt, dass die Wahl und die Gala wie jedes Jahr sehr früh stattfinden. Heuer musste bis 20. September abgestimmt werden, der Ryder Cup stieg aber erst ab 29. September. Sprich: Dieser klarerweise gewaltige, historische Erfolg hat gar nicht in die Beurteilung miteinfließen können. Ein Problem, das sich in Österreich im Gegensatz zu anderen Ländern, die ihre Gala immer erst im Frühling abhalten, praktisch alljährlich stellt. Sportevents ab Mitte September bis Jahresende können jeweils erst für die Wahl im nächsten Jahr berücksichtigt werden. Doch in einem Jahr wird der Ryder Cup eben schon lange zurückliegen.

Liveübertragung und Location

Der frühe Termin der Wahl ist durch den frühen Termin der Gala bedingt. Diese findet aus mehreren Gründen bereits Anfang Oktober und nicht erst im Dezember oder gar im darauf folgenden Frühling statt. Hauptgrund: die ORF-Liveübertragung. Sie wäre, heißt es seitens der Organisatoren, im Dezember praktisch nicht möglich, da seien die Hauptabendtermin quasi ausgebucht. Dazu komme, dass sich Anfang Oktober in Wien vergleichsweise leicht eine Location finden lasse, früher war es das Austria Center, jetzt ist es die Wiener Stadthalle. Und, ebenfalls nicht unwichtig: Anfang Oktober seien relativ viele Spitzensportler und Spitzensportlerinnen noch verfügbar und können deshalb vor Ort sein. Ab Ende Oktober reißt es insbesondere die Skisportlerinnen und Skisportler nur so hin und her.

Für etwas weniger Aufregung sorgten zumindest im Vorfeld die weiteren Kategorien. Ebenfalls am Donnerstagabend ausgezeichnet werden die Sportlerin des Jahres, für diesen Titel kommen Anna Gasser (Snowboard), Mona Mitterwallner (Mountainbike) und Eva Pinkelnig (Skispringen) infrage, sowie das Team des Jahres, also entweder Red Bull Racing (Formel 1), das ÖFB-Nationalteam der Männer (Fußball) oder Anna-Maria und Eirini Marina Alexandri (Synchronschwimmen). Sportlerin des Jahres mit Behinderung wird Veronika Aigner (Ski Alpin), Carina Edlinger (Langlauf) oder Jasmin Plank (Klettern), Sportler des Jahres mit Behinderung wird Johannes Aigner (Ski alpin), Thomas Frühwirth (Radsport) oder Markus Salcher (Ski alpin). In der engeren Auswahl zur Special-Olympics-Sportlerin des Jahres sind Kerstin Holzer (Radsport), Cornelia Zehner (Radsport) und Sandra Zirbisegger (Judo), in jener zum Special-Olympics-Sportler des Jahres Hans-Peter Fleck (Radsport), Sascha Maikl (Powerlifting) und Erik-Marc Schirmer (Boccia). (Fritz Neumann, 11.10.2023)