Ein Toter im Saustall, Betrug mit EU-Fördergeldern, idealistische Tierschützerinnen, eine skrupellose Managerin, eine forsche Staatsanwältin - mit einem schmutzigen Fall und vielen starken Frauen sind Moritz Eisner und Bibi Fellner in der neuen "Tatort"-Folge "Bauernsterben" am Sonntag um 20.15 Uhr auf ORF2 und ARD konfrontiert. Fleischessen ist der Schauspielerin nicht mehr wichtig, die Fragen dahinter beschäftigen sie aber sehr wohl.

"Tatort"
"Tatort: Bauernsterben" am Sonntag im ORF: Moritz Eisner und Bibi Fellner ermitteln im Schweinestall, dazwischen auch in neuen Gewändern. Kostüme: Isabella Derflinger.
ORF/Petro Domenigg

STANDARD: "Den meisten ist es wurscht, wo das Fleisch herkommt", heißt es im "Tatort". Woher beziehen Sie Ihr Fleisch?

Neuhauser: Mir ist auf gar keinen Fall gleich, woher meine Nahrungsmittel kommen. Allerdings esse ich so gut wie kein Fleisch mehr.

STANDARD: Wäre eine Welt ohne Schnitzel eine bessere?

Neuhauser: Unsere Welt wäre auf alle Fälle eine bessere, wenn wir weniger Fleisch konsumieren würden. Die Vorstellung, wir könnten all unsere Probleme lösen, indem wir "nur" das Schnitzel aus unserem Speiseplan streichen, wäre eine wirklich beruhigende. Aber dem ist ja leider nicht so.

STANDARD: Bibi sind die Aktivistinnen und Aktivisten mit ihren Ansätzen zu radikal. Wie bewerten Sie die Aktionen von Tierschützern?

Neuhauser: Ich finde, man sollte immer, auch mit Kritik an Missständen, respektvoll umgehen.

STANDARD: Sie haben gesagt, dass Ihnen die Mordfälle im "Tatort" sehr nahe gehen. Wie war das dieses Mal?

Neuhauser: Bei diesem Tatort sind wir eine Welt eingetaucht, die für uns ja nicht alltäglich ist. Ich war zum ersten Mal auf einem Schweinehof mit über tausend Tieren und bin dabei durch einige Gefühlsebenen gegangen. Von Respekt, leichtem Ekel aufgrund des abartigen Gestanks, bis hin zu großer Faszination für diese wunderbaren Tiere. Ich finde, Schweine sind ausgesprochen intelligent.

STANDARD: In "Bauernsterben" kippen Eisner und Fellner in dieses schweinebäuerliche Milieu – anfangs zum Beispiel gut sichtbar wegen eines Kleiderwechsels. Dazu kommt der Schweinestall als ungewöhnlicher Drehort. Wie ging es Ihnen am Set?

Neuhauser: Wir mussten ein hohes Maß an Hygieneauflagen erfüllen. Das Team trug Schutzoveralls, und alle mussten, bevor wir das Gelände betreten konnten, unsere Schuhe in ein Desinfektionsmittel tauchen. Wie ich schon erwähnt habe, war der Geruch in den Ställen wirklich schwer auszuhalten. Aber man gewöhnt sich daran.

STANDARD: "Ich bin ein Kind der Stadt", sagt Bibi. Möchten Sie gerne auf dem Land leben?

Neuhauser: Ich habe viele Jahre auf dem Land gelebt und diesen Umstand auch sehr genossen. In meinem nächsten Leben, sollte es denn so sein, möchte ich Bäuerin werden.

STANDARD: Es gibt eine etwas anstrengende, übermotivierte Kollegin. Kennen Sie so etwas aus Ihrem eigenen Berufsalltag?

Neuhauser: Ich denke wir haben alle täglich mit unterschiedlichsten Charakteren zu tun. In meinem Berufsfeld spielen naturgemäß auch die zu erzählende Geschichte und die agierenden Figuren eine Rolle. Mir sind schon viele kuriose Menschen begegnet.

STANDARD: Wie gehen Sie mit solchen Typen um?

Neuhauser: Das Wichtigste ist, nicht den Fokus auf die Geschichte und die einzelnen Situationen zu verlieren. Darauf versuche ich in meiner Arbeit aufmerksam zu machen.

STANDARD: Kennzeichnend für "Bauernsterben" sind starke Frauenfiguren, worin man die Handschrift der Regisseurin Sabine Derflinger erkennt. Wie beschreiben Sie ihren Stil?

Neuhauser: Sie geht immer sehr aufmerksam und mutig mit den Stoffen um. Sie scheut sich nicht anzuecken, bleibt dabei aber immer warmherzig und auch humorvoll. Es ist eine große Freude, mit ihr zu arbeiten, weil wir durch sie immer an der Wahrhaftigkeit bleiben. Bei "Bauernsterben" hat sie das brillant bewiesen und auf unvergleichliche Art geschafft den unterschiedlichen Positionen Raum zu geben, ohne zu werten.

STANDARD: Sabine Derflinger wünscht sich für Eisner und Fellner eine Zeitreise ins Wien der 1950er-Jahre. Wie könnte eine solche aussehen?

Neuhauser: Ja, wir haben mal kurz darüber gesprochen. Wäre spannend, aber wir sind in unseren Überlegungen noch nicht sehr weit gekommen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

STANDARD: Wenn Sie sich was wünschen dürften: In welchem Milieu möchten Sie in der Rolle der Bibi Fellner unbedingt einmal ermitteln?

Neuhauser: Ich hätte es oft spannend gefunden, grenzüberschreitend zu ermitteln. Sich mit unterschiedlichen Kulturen auseinanderzusetzen. Vorurteile anzusprechen, abzubauen und mit ihnen zu agieren. (Doris Priesching, 14.10.2023)