Massagebehandlung am Kopf bei einer Frau und einem Mann
Die Zahl der Hotels mit Wellnessangeboten ist erstmals seit 25 Jahren rückläufig. Hohe Kosten, die ihrerseits hohe Preise nach sich ziehen, verschrecken eine nicht so zahlungskräftige Klientel.
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Der lang angehaltene Aufwärtstrend bei Wellnessurlauben scheint ein Ende gefunden zu haben, zumindest vorläufig. Gesalzene Preise und ein reduziertes Angebot, zu dem sich manche Häuser als Antwort auf die stark gestiegenen Kosten entschlossen haben, schrecken potenzielle Gäste ab. Es knirscht im Gebälk.

"Die Branche steht vor einer Zäsur, die Spreu trennt sich vom Weizen", sagt Christian Werner, Herausgeber des ab Freitag neu im Buchhandel erhältlichen Relax Guide 2024 (26,90 Euro), im Gespräch mit dem STANDARD. Erstmals seit 25 Jahren ist die Zahl von Wellnessbetrieben in Österreich rückläufig.

Werner hat Ende der 1990er-Jahre als Erster begonnen, mit einem Team von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen Wellnesshotels nicht nur zu testen, sondern auch zu klassifizieren. Vor einigen Jahren wurden die Recherchen auf Deutschland und etwas später auch auf Südtirol ausgedehnt.

Von 280 auf 1130 Betriebe

Am Beginn der Erhebungen, im Jahr 1999, habe es in Österreich knapp 280 Betriebe mit Spa-Angebot gegeben; aktuell seien es 1130 Betriebe, die aktiv mit Wellness werben. "Allerdings beobachten wir erstmals seit 25 Jahren mehr Hotelschließungen als Neueröffnungen", sagt Werner.

Die Corona-Jahre mit den vielen Lockdowns seien für viele Betriebe ein erster harter Stresstest gewesen. Wegen Arbeitskräftemangels, des russischen Einmarschs in die Ukraine und des dadurch mitausgelösten Höhenflugs der Energie- und anschließend zahlreicher anderer Preise stünden jetzt noch mehr Betriebe mit dem Rücken zur Wand.

22 Wellnesshotels, die im Vorjahr noch Gäste empfangen haben, sind mittlerweile geschlossen. Seit 2020, dem ersten Jahr von Corona, sei ein Ansteigen der Zahl von Hotelschließungen bemerkbar. "Aber so viele wie jetzt, das gab es noch nie", sagt Hoteltester Werner.

Wer in einem der offenen Wellnesshotels eincheckt, muss sich auf gestiegene Preise einstellen. Für ein Doppelzimmer mit Halbpension zahlt ein Gast heuer in Österreich um durchschnittlich 6,4 Prozent mehr als im vergangenen Jahr; in Deutschland sind die Preise im Schnitt um 8,9 Prozent gestiegen, in Südtirol um 7,5 Prozent.

Teures Doppelzimmer

Für ein Doppelzimmer in einem österreichischen Wellnesshotel inklusive Halbpension werden in der teuersten Saison heuer im Durchschnitt 336,10 Euro in Rechnung gestellt. Im Vorjahr waren es mit 315,87 Euro gut 20 Euro weniger. Die höchsten Durchschnittspreise werden mit 437,83 Euro in Vorarlberg verlangt, am günstigsten kommt man mit 291,33 Euro in Niederösterreich durch.

"Bei der Preisanpassung liegen die Wellnessbetriebe in Österreich zwar unter der aktuellen Inflationsrate, die Branche konnte jedoch in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten stets Preise weit über dem Verbraucherpreisindex durchsetzen", sagt Werner. In Einzelfällen seien die Preise um bis zu 30 Prozent angehoben worden.

Gleichzeitig sei zu beobachten, dass Hotels ihr Angebot zurückgeschraubt haben. Rund 45 Prozent hätten die in der Branche übliche Dreiviertelpension (Halbpension mit Light Lunch und Nachmittagsjause) auf reine Halbpension reduziert. Vielfach sei auch der Umfang der Dreiviertelpension verringert worden. Die Anzahl jener Häuser, die nur noch Nächtigung mit Frühstück ohne Halbpension anbieten, sei um knapp 50 Prozent gestiegen.

Preissensible Gäste

Die Gäste seien preissensibler geworden. Indiz dafür sei, dass die Suchanfragen nach Wellness für zwei Personen und drei Tage, sprich zwei Nächte, all inclusive, zuletzt stark gestiegen sind. "Die Menschen wollen sich wappnen vor bösen Überraschungen und bereits im Vorfeld wissen, wie viel sie der Wellnessaufenthalt kostet", konstatiert Werner.

In Österreich können sich heuer neun Hotels mit der höchsten Auszeichnung – vier Lilien – schmücken. Das sind etwa der Steirerhof in Bad Waltersdorf, das Feuerberg Mountain Resort in Bodensdorf, Kärnten, der Lanserhof in Lans, Tirol, Reiters Reserve Supreme in Bad Tatzmannsdorf im Burgenland und das Fasching Dorfhotel in Fischbach, Steiermark.

Ebenfalls in der Topgruppe vertreten sind Gmachl Genussdorf in Bergheim bei Salzburg, Kaiserhof Ellmau in Tirol, das Posthotel Achenkirch im gleichnamigen Tiroler Ort sowie das Wiesergut in Saalbach-Hinterglemm (Salzburg).

Die Zahl der Hotels mit Wellnessangeboten ist erstmals seit 25 Jahren rückläufig. Hohe Kosten, die ihrerseits hohe Preise nach sich ziehen, verschrecken eine nicht so zahlungskräftige Klientel. (Günther Strobl, 12.10.2023)