Auf seiner Hausmesse Adobe Max hat der Kreativsoftwarekonzern Adobe seine KI-Offensive fortgesetzt. Im Zentrum steht dabei generative KI, im Speziellen die zweite Generation von Firefly. Allerdings wurde auch ein Ausblick auf interessante KI-Tools gegeben, die künftig Einzug in die Programme des Unternehmens halten könnten, berichten "The Verge" und Golem.

Firefly 2 soll Bilder in höherer Auflösung und lebendigeren Farben, vor allem aber schöneren Details erzeugen. Insbesondere bei der Abbildung von Haut, Haaren, Händen und Gesichtern werden Verbesserungen versprochen. Auch andere "in hoher Frequenz auftretende" Elemente wie etwa Pflanzenbewuchs sollen nun besser aussehen. Zwei neue Varianten von Firefly generieren nun außerdem auch Vektorgrafiken in Illustrator und Designvorlagen in Express auf Kommando.

Generative Match und Prompt-Hilfe

Dazu kommen neue Funktionen zur nachträglichen Anpassung generierter Bilder. Eigenschaften wie Bewegungsunschärfe oder Tiefenunschärfe können manuell verändert oder automatisch eingestellt werden. "Generative Match" ermöglicht die Nutzung von einem oder mehreren Referenzbildern, deren Stil die KI beim Erzeugen neuer Bilder oder bei der Anpassung eines bestehenden Werkes nachzuahmen versucht. Wie stark sie sich an die Vorlagen anlehnt, lässt sich ebenfalls einstellen.

Vergleichsbild: Adobe Firefly vs Firefly 2
Vergleich: Derselbe Prompt, generiert mit der ersten Generation von Firefly (li.) und ihrem Nachfolger.
Adobe

Derzeit ist dieses Feature noch im Betastadium. Für die Verwendung gelten neue "Sicherheitsmaßnahmen" und Regeln. Nutzer müssen zustimmen, dass sie ausschließlich Vorlagen hochladen, über deren Copyright sie auch verfügen. Solange Generative Match im Testbetrieb ist, dürfen damit erstellte Werke auch nicht kommerziell eingesetzt werden.

Wer will, kann sich auch Ratschläge zur Erstellung besserer Prompts, also der Textbeschreibungen, aus denen Bilder generiert werden, geben lassen. Fertige Bilder werden in den Metadaten automatisch als KI-generiert ausgewiesen. Firefly 2 kann in einer Betaversion bereits im Browser getestet werden und soll "bald" auch in den Creative-Cloud-Apps Einzug halten. Laut Adobe wurden mit der ersten Generation von Firefly, die im vergangenen März an den Start ging, bereits über drei Milliarden Bilder erzeugt.

Adobe MAX 2023: Sneaks
Adobe Creative Cloud

Mehr Videotools und KI-Synchronisation

In seinen "Sneaks" gab Adobe auch einen Einblick, an welchen Tools und Funktionen die Entwickler aktuell sonst noch arbeiten. Ein Fokus liegt darauf, generative KI auch für die Videobearbeitung einzusetzen. Gezeigt wurde dabei die Möglichkeit, ein Bildelement zu markieren und automatisch bis zum Ende eines Clips entfernen zu lassen, wobei die "Leerstelle" automatisch ausgefüllt wird.

Ebenso sollen sich Elemente in einem Video auf die gleiche Art und Weise einfach verschieben lassen. Mit der Kombination aus Masken und Textkommandos sollen sich auch Bewegtbild-Elemente ersetzen, verändern und ergänzen lassen. Demonstriert wurde dies anhand einer nachträglich hinzugefügten Krawatte auf dem Anzug eines Mannes. Photoshop soll mittelfristig auch die Möglichkeit bekommen, Bildelemente automatisch zu erkennen und diese, wenn nötig, wie einzelne Ebenen bearbeitbar zu machen.

Beispiel für Adobe Firefly Generative Match auf Basis eines Comic-Faultiers
Mit "Generative Match" lassen sich Bilder an den Stil von Vorlagen anpassen bzw. mit diesem generieren.
Adobe

Zu sehen gab es weiters ein Werkzeug, das mit 3D-Modellen als Vorlage darauf aufbauende Modelle erzeugen kann. Die Ergebnisse fallen noch relativ einfach gestrickt aus und sind untexturiert, sie lassen sich aber bereits nutzen, um mittels Textprompts detaillierte Bilder zu erstellen.

Auch im Audiobereich hat man einiges vor. Unter dem Titel "Project Dub Dub Dub" will man künftig automatische Übersetzungen in der Originalstimme von Sprecherin oder Sprecher ermöglichen. Nutzer sollen dabei lediglich die Audiospur und die Zielsprache auswählen müssen. Die Erkennung und Übersetzung des Gesagten, die Vertonung in der Stimme der Vorlage sowie die zeitliche Abstimmung mit selbiger erledigt anschließend das KI-Modell. Demonstriert wurde das mit einer kurzen Dialogpassage aus dem Film "His Girl Friday".

Die Sneaks sind als Vorschau ohne Garantie zu verstehen. Ob oder wann die darin gezeigten Werkzeuge verfügbar werden, lässt Adobe offen. (gpi, 12.10.2023)