Frau vor Computerbildschirmen von oben
"Nichts ist der Studie nach so deutlich gestiegen wie der Wunsch nach Beratung und Unterstützung", sagt Drei-CEO Rudolf Schrefl.
EPA/SASCHA STEINBACH

Beim Thema Digitalisierung gibt es in Österreich erheblichen Nachholbedarf: Machten die Unternehmen hier vor der Pandemie deutliche Fortschritte, so stagnierte die Digitalisierung in den vergangenen vier Jahren. Dies zeigt der Digitalisierungsindex, der von Marketmind und Arthur D. Little im Auftrag von Hutchison Drei Austria (Drei) ermittelt wurde. Mit einem Wert von 35 von 100 möglichen Punkten sei Österreich auf Vorjahresniveau, teilte Drei vor Journalisten mit.

Kleine Unternehmen fallen zurück

Um bei der Digitalisierung wieder Fortschritte zu erzielen, bedürfe es einerseits Beratung andererseits entsprechende Investitionen. Drei-CEO Rudolf Schrefl schlägt daher vor, die Mittel der Breitbandförderung - aktuell rund 400 Mio. Euro - für Digitalisierungsschecks zu verwenden.

Nur 19 Prozent der Unternehmen gaben laut der Studie zur Digitalisierung an, dass sie sich nach Covid mehr mit dem Thema Digitalisierung befasst haben. Mittlere und größere Unternehmen würden sich hier positiv entwickeln, kleinere Unternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitern fallen hingegen zurück, sagte Schrefl.

Beratung gefragt

Was vielerorts fehle, sei die entsprechende Beratung: Der Anteil der Unternehmen, die sich mehr Beratung wünschen, sei von 28 auf 41 Prozent gestiegen. Wobei vor allem jene Branchen betroffen sind, in denen ohnehin Aufholbedarf in der Digitalisierung bestehe, so etwa im Transport- und Immobiliensektor, in der Landwirtschaft und im Tourismus.

Rund 24 Prozent der Befragten gaben so wie im Vorjahr an, Investitionen in die Digitalisierung zu planen. Wären im Vorjahr jedoch die angekündigten Investitionen getätigt worden, so hätte sich dies im Digitalisierungsindex niederschlagen müssen. "Nichts ist der Studie nach so deutlich gestiegen wie der Wunsch nach Beratung und Unterstützung", ergänzte Schrefl.

Dennoch sei das Digitalisierungsklima weiterhin negativ, betonte Stefan Schiel, Managing Partner von Marketmind. "Zwar hat der Anteil jener, die Chancen in der Digitalisierung sehen, um 9 Prozentpunkte und damit auf 84 Prozent zugelegt, ebenso ist aber auch der Anteil jener, die große Herausforderungen sehen, um 9 Prozentpunkte auf nunmehr 87 Prozent gestiegen", so Schiel.

Allerdings sehen nur mehr 16 Prozent der befragten Unternehmen in der Digitalisierung gar keine Chancen, geht aus der Studie hervor. Die größten Chancen werden hingegen in einer Kostenersparnis, der Neukundenakquise sowie bei der zukunftssicherheit des Unternehmens gesehen. Die größten Herausforderungen sehen die Unternehmen hingegen in der Datenschutzgrundverordnung sowie im fehlenden Wissen sowie den fehlenden Mitteln.

Bei KI im Mittelfeld Europas

Rund 9 Prozent der österreichischen Unternehmen setzen laut Digital Economy ans Society Index bereits künstliche Intelligenz (KI) ein. Damit liegt Österreich mit Platz 10 im europäischen Mittelfeld. Hier führt Dänemark, wo bereits 24 Prozent der Unternehmen KI einsetzen.

In Österreich wird die KI am ehesten für die Kundenkommunikation eingesetzt - vor allem in der Informations- und Kommunikationstechnologie, bei Finanzen/Dienstleistungen sowie in Produktion/Bau.

"Die Daten des Digitalisierungsindexes aber auch die des Digital Economy an Society Indexes zeigen klar die Gründe für die momentane Stagnation auf", sagte Karim Taga, Managing Partner von Arthur D. Little, "Während der Ausbau der Infrastruktur gut voranschreitet, sind die Themen der digitalen Bildung und des Einsatzes von digitalen Technologien, die Hand in Hand gehen, die Ursachen für diesen Trend", betonte Taga. (APA, 12.10.2023)