Junge Frau im Profil mit unreiner Haut auf der Wange
Viele kennen das vielleicht von sich selbst: Übermäßiger Konsum von Zucker und Junkfood macht sich oft durch unreine Haut bemerkbar.
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Der Mythos hält sich hartnäckig: Akne, Rötungen und andere Hautprobleme seien immer auch ein Spiegel der inneren Gesundheit, heißt es. Aber ganz so einfach ist es nicht, weiß Kerstin Ortlechner, Fachärztin für Dermatologie in Wien: "Studien zeigen zwar, dass die Ernährung, so wie auf alle anderen Organe, auch auf die Haut einen Einfluss hat. Aber der ist nicht sehr groß."

Das liegt an der weiten Reise, die über die Nahrung aufgenommene Nährstoffe auf sich nehmen müssen, um bis in die Haut zu gelangen. Denn alles, was wir über die Ernährung zu uns nehmen, landet erst einmal im Verdauungstrakt – und von dort, aus dem Magen und Darm heraus, bedienen sich viele Organe an Vitaminen und anderen Nährstoffen der Mahlzeit. Vereinfacht gesagt: "Viele unserer inneren Organe schnappen sich die Nährstoffe schon vorher weg. Die Chance, dass die Wirkstoffe über den Blutweg wirklich bis in die Haut gelangen, ist deshalb oft nicht sehr groß", erklärt die Dermatologin.

20 Prozent Genetik

Die Rolle, die unsere Ernährung für das Hautbild spielt, wird dementsprechend oft überschätzt. Ortlechner beobachtet das täglich in ihrer Praxis: "Viele meiner Patientinnen leiden unter unreiner Haut, erzählen mir dann ganz bedrückt, sie hätten jetzt extra über Monate hinweg die gesamte Ernährung umgestellt – und die Haut werde trotzdem nicht besser." Das zeige, dass die Ernährung nur sehr wenig Einfluss hat.

"Nur weil man sich ausschließlich gesund ernährt, hat man nicht automatisch superschöne Haut", stellt die Expertin klar. Da würden noch viel zu viele andere Faktoren eine Rolle spielen. Etwa 20 Prozent davon, wie gesund und ebenmäßig die Haut ist, sind genetisch bedingt. Die restlichen 80 Prozent verteilen sich auf interne und externe Faktoren wie Sonnenlicht, Hormone, Stress oder die Tatsache, ob man raucht oder nicht.

Pickel durch Milchprodukte

Nur wenige Nahrungsmittelgruppen haben – vor allem etwa bei Akne-Betroffenen – einen entscheidenden Einfluss auf das Hautbild. Das sind beispielsweise Milchprodukte. Mittlerweile gibt es zahlreiche wissenschaftliche Daten, die zeigen, dass es durch Milchprodukte zu einer sogenannten Enzymkaskade kommt. Das bedeutet vereinfacht gesagt: Beim Konsum von Milchprodukten werden Enzyme aktiviert, die die Talgdrüsen dazu animieren, mehr Fett zu produzieren, dadurch kann es zu Unreinheiten kommen. Dieser Prozess ist übrigens bei Sojamilch genau der gleiche wie bei Kuhmilch, man müsste also auf andere Milchalternativen umsteigen, etwa auf Hafer-, Kokos- oder Reisbasis, um das zu verhindern.

Die zweite fürs Hautbild relevante Gruppe beinhaltet alles, was einen sehr hohen glykämischen Index hat, also den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen lässt. Dazu gehört etwa jegliches Junkfood wie Pizza, Burger, Pommes und Ähnliches, das ebenfalls Auswirkungen auf die Talgproduktion hat. Viele kennen das vielleicht aus eigener Erfahrung: Fastfood macht sich am nächsten oder übernächsten Tag gerne mit ein paar Pickelchen bemerkbar.

Die dritte entscheidende Nahrungsmittelgruppe ist Zucker. "Zucker führt nicht immer gleich zu Riesenpickeln, aber die Haut wird einfach etwas unruhig und bekommt beispielsweise kleine Papeln oder Rötungen", sagt die Dermatologin.

Viele Antioxidantien

Gleichzeitig gibt es sehr wohl auch Nahrungsmittel, die unserer Haut guttun. Dazu zählt alles, das reich an Antioxidantien wie Vitamin C, Ferulasäure oder Phloretin ist, etwa Heidelbeeren, Brokkoli, Paprika oder Zitrusfrüchte. "Die enthaltenen Antioxidantien helfen unserer Haut im Kampf gegen den sogenannten oxidativen Stress. Dieser Stress entsteht, weil wir täglich freien Radikalen wie UV-Strahlung, Blaulicht oder Umweltverschmutzung ausgesetzt sind", erklärt Ortlechner.

Antioxidantien über die Ernährung reichen allerdings nicht aus, um die Haut vor freien Radikalen zu schützen. Sie sollten deshalb, vor allem auf der Gesichtshaut, zusätzlich in Form von Seren auf die Haut aufgetragen werden, rät die Expertin.

Proteine in Maßen

Manche glauben außerdem, dass eine gesunde Haut besonders viele Proteine braucht. Das Eiweiß würde das Bindegewebe aufbauen, stärken und für mehr Spannkraft sorgen. Stimmt nicht, stellt Ortlechner klar – auch wenn das in der Theorie zunächst einmal logisch klingt, denn aus Protein entsteht auch das Stützprotein Kollagen, das die Haut straffen soll.

"Aber die Proteinmoleküle, die wir über die Ernährung bekommen, sind viel zu groß, als dass sie von der Haut aufgenommen werden könnten, geschweige denn eine Kollagenaktivierung in Gang setzen", sagt die Dermatologin. Am Mythos, dass eine proteinreiche Ernährung zu ebenmäßigem Hautbild führe, sei also nichts dran – im Gegenteil. Man müsse sich nur Bodybuilder ansehen, die sehr viele Proteine essen und gerade deshalb oft sehr unreine Haut haben.

Viel trinken

Der wichtigste Tipp in Sachen Ernährung und Hautbild ist so logisch, aber gleichzeitig so wichtig, dass er nicht unerwähnt bleiben kann: "Ausreichend trinken." Unser Körper besteht zu 80 Prozent aus Wasser, erklärt Ortlechner. Wenn wir zu wenig trinken, zeigt sich das auch am Hautbild. Das Gewebe wird dann weniger durchblutet und verliert an Elastizität, kurzum: Die Haut wirkt schlaff. Der Wasserhaushalt ist die Basis für einen reibungslosen Hautstoffwechsel – und damit auch für einen frischen Teint von innen heraus. (poem, 15.10.2023)