Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat mit Kritik am israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und Bemerkungen zur Schiiten-Miliz Hisbollah für Empörung gesorgt. Auf einer Wahlkampfveranstaltung in West Palm Beach ging er am Mittwochabend (Ortszeit) in hämischer Form auf den verheerenden Terrorangriff der Hamas in Israel ein und bezeichnete die mit den Islamisten verbündete Hisbollah im Libanon als "sehr schlau". Diese hatte Raketen in Richtung Israel abgefeuert, worauf die israelische Armee mit Artilleriebeschuss reagierte. "Wissen Sie, die Hisbollah ist sehr schlau. Sie sind alle sehr schlau", sagte er.

Verteidigungsminister ein "Depp"

Zu Netanjahu sagte Trump, er habe mit dem israelischen Regierungschef 2020 schlechte Erfahrungen gemacht. Er bezog sich dabei auf den Drohnenangriff, mit dem die USA damals den einflussreichen iranischen General Ghassem Soleimani im Nachbarland Irak getötet hatten. Laut Trump hatte Israel die USA dazu mit Geheimdienstinformationen versorgt, sich dann aber zurückgezogen.

Ein Auftritt Donald Trumps vor Anhängern, bei dem er Israels Regierung kritisierte, sorgt für Kritik.
EPA/CRISTOBAL HERRERA-ULASHKEVIC

"Ich werde nie vergessen, dass Bibi Netanjahu uns im Stich gelassen hat. Das war eine sehr schreckliche Sache", sagte Trump. Später habe Netanjahu dann versucht, den Erfolg für sich zu reklamieren. Israels Verteidigungsminister Joav Gallant nannte Trump überhaupt einen "Deppen" ("jerk", Anm.). Trumps Gegner in der republikanischen Vorwahl um die US-Präsidentschaft, Floridas Gouverneur Ron DeSantis, kritisiert die Worte des Ex-Präsidenten scharf. Er postete auch ein Video des Auftritts auf seinem offiziellen Account.

Schon bei einer früheren Wahlveranstaltung hatte Trump offenkundig gutgelaunt über den Terrorangriff in Israel gesprochen und dann schnell zu einem anderen Thema gewechselt – einem Gedicht über eine gefrorene Schlange, die von einer Frau gefunden und gerettet wird und die sie dann beißt. Trump, der das Gedicht seit 2016 immer wieder als Metapher bei Wahlveranstaltungen zitiert, sagte, das Gedicht habe auch mit Israel zu tun. Trump wirft auch Präsident Joe Biden vor, mit seiner angeblichen "Schwäche" die Hamas zum Angriff auf Israel ermuntert zu haben.

Der israelische Kommunikationsminister Shlomo Karhi (Likud) hat am Donnerstag auf die Kommentare von Ex-US-Präsident Donald Trump geantwortet. Karhi sagte laut der "Times of Israel", es sei "beschämend, dass ein solcher Mann, ein früherer US-Präsident, auf diese Art Propaganda unterstützt und den Geist Israels verletzt". Die Kommentare würden auch zeigen, dass Trump nicht verlässlich sei. "Wir müssen uns aber nicht mit ihm auseinandersetzen und mit dem Unsinn, den er verbreitet", fügte er an.

Aus dem Weißen Haus heißt es auf Nachfrage des israelischen Journalisten Barak Ravid, man könne zwar "2024" (gemeint ist der Präsidentschaftswahlkampf, in den sich das Weiße Haus als offizielle Stelle nicht einmischen darf, Anm.) nicht kommentieren. Allerdings halte man Aussagen dieser Art für "gefährlich und verstörend". Man verstehe nicht, wie irgendein Amerikaner eine vom Iran unterstützte Terrorgruppe als "schlau" bezeichnen oder US-Warnungen an Terroristen, Israel nicht anzugreifen, falsch finden könne. Man müsse nun mit Israel "Schulter an Schulter" stehen.

Biden selbst sagte auf Nachfrage, die Unterstützung der USA für Israel sei entschlossen und felsenfest. "Und der richtige Zeitpunkt, um Terroristen zu loben ist nie", fügte er an.

Premier Netanjahu hatte in Trumps Amtszeit 2017 bis 2021 als einer der engsten internationalen Verbündeten des Präsidenten gegolten. Allerdings war die Beziehung im Herbst 2020 abgekühlt. Netanjahu hatte damals, nach der Wahl, Joe Biden zu dessen Sieg gratuliert – zu einem Zeitpunkt, als Trump noch glaubte, diesen mit gerichtlichen Anfechtungen zunichtemachen zu können. (APA, mesc, 12.10.2023)