Seit kurzem ist Xiaomis Herbstflaggschiff, das 13T Pro, im Handel. Für 899 Euro ist es seit 4. Oktober in Österreich in der Konfiguration mit 512 GB Onboard-Speicher und 12 GB RAM erhältlich.

Der Hersteller zielt damit natürlich auf das Weihnachtsgeschäft und hat außerdem das Updateversprechen auf vier Android-Versionsupgrades und fünf Jahre Sicherheitspatches erhöht. DER STANDARD hat das Gerät bereits zum Launch einem Hands-on unterzogen. Hier folgt nun der ausführliche Test.

Getestet wurde die Farbvariante "Alpine Blue", welche 162,2 x 75,7 x 8,6 Millimeter misst und 200 Gramm wiegt. Das Gehäuse ist gut verarbeitet, die Rückseite ist bei der blauen Version nicht verglast, sondern mit "veganem Leder" – besser: Kunstleder – bezogen. Dieses ist recht griffig, womit die Gefahr, dass das Telefon unbeabsichtigt von dannen rutscht, gering ist. Wie sich das Pseudoleder über längere Zeit schlägt, kann an dieser Stelle freilich nicht beantwortet werden. Das Gehäuse ist aber immerhin nach IP68-Standard zertifiziert, das Handy sollte also Tauchgänge bis zu 1,5 Meter Süßwasser 30 Minuten lang überstehen können.

Das Smartphone Xiaomi 13T Pro
Das Smartphone Xiaomi 13T Pro.
DER STANDARD/Pichler

Einhändige Bedienung ist ausgeschlossen, dafür ist das Gerät schlicht zu groß. Der Ein/Aus-Button ist noch gut mit dem Daumen erreichbar, die Lautstärkewippe verlangt nach Fingerakrobatik. Die Frontseite wird weitestgehend von einem AMOLED-Display ausgefüllt, das eine Auflösung von 2.712 x 1.220 Pixel bietet. Es werden HDR und eine Bildwiederholrate von maximal 144 Hz unterstützt.

Die Farbdarstellung fällt dementsprechend knackig und kontrastreich, aber nicht unrealistisch aus. Die typische Helligkeit ist mit 1.200 Nits, die maximale Helligkeit mit 2.600 Nits ausgeschildert. Die Praxis zeigt, dass damit auch unter Sonnenlicht der Bildschirm gut ablesbar bleibt. Der unter dem Display sitzende Fingerabdruckscanner arbeitete über den Testzeitraum stets zuverlässig und flott.

Performance und Software

Jene Benchmarks, die nicht vom System blockiert werden, weisen dem verbauten Chip, Mediatek Dimensity 9200 Plus, Werte auf dem Niveau des 2022er-Spitzenchips von Qualcomm (Snapdragonm 8 Gen1) aus. Der Vergleich mit öffentlich verfügbaren Ergebnissen von anderen Geräten mit dem Dimensity-SoC zeigt, dass mit Optimierung noch ein wenig mehr Leistung herausholbar wäre.

Dass man solche Verbesserungen in der Praxis merkt, ist allerdings unwahrscheinlich. Von der Systemoberfläche über den Start von Apps bis hin zu grafisch anspruchsvolleren Games läuft auf dem Handy alles rund. Unterschiede zum derzeitigen Spitzenchip im Android-Segment (Snapdragon 8 Gen2) bemerkt man nur, wenn man in Spielen wie "Diablo Immortal" die maximalen Grafikeinstellungen ausreizt, die das Spiel zulässt. Dann schleichen sich doch immer wieder Ruckler ein.

Das Smartphone Xiaomi 13T Pro
DER STANDARD/Pichler

Die Software, MIUI 14, lief im Test noch auf Basis von Android 13. Erste Nutzer berichten allerdings, dass Xiaomi mittlerweile mit dem Roll-out von Android 14 begonnen hat, mit dem neben einigen Neuerungen durch den Versionssprung auch frische Features für MIUI 14 einhergehen sollen.

Neben Standard-Apps, die teils von Google und teils von Xiaomi stammen, sind auch Programme von Drittanbietern vorinstalliert. Es sind insgesamt acht an der Zahl, die Erkennung und gegebenenfalls Deinstallation wird immerhin dadurch erleichtert, dass sie in einem Ordner namens "Mehr Apps" gesammelt sind.

MIUI weicht in einigen Bereichen von Android-Konventionen ab. Die obere Leiste ist de facto zweigeteilt. Wer auf der linken Hälfte runterwischt, bekommt die letzten Benachrichtigungen zu sehen. Eine Wischgeste von der rechten Seite des Randes führt zu den Schnelleinstellungen, bei deren Gestaltung man sich zumindest ein wenig an iOS angelehnt hat. Der Homescreen kann auch wie bei Apples Betriebssystem ohne App-Drawer (per Wischgeste von unten erreichbare Übersicht über alle Apps) genutzt werden, so man das möchte.

MIUI sticht sonst auch mit umfassenden grafischen Anpassungsmöglichkeiten hervor. Dazu kommen Zusatzfeatures wie ein Einhandmodus oder schwebende Fenster. Der Fingerabdruckscanner kann außerdem auch als improvisierter Pulsmesser genutzt werden, was allerdings recht lange dauert und (verglichen mit dem Ergebnis einer Sport-Smartwatch) auch nicht besonders genau zu sein scheint.

Die Ausstattung abseits des Prozessors entspricht dem State of the Art. Das Handy beherrscht 5G, Wifi 6e und auch den kommenden WLAN-Standard Wifi 7 und Bluetooth 5.4. Es gibt zwei Slots für Nano-SIM-Karten, wobei eine davon auch mit einer E-SIM ersetzt werden kann. Ein Infrarot-Transceiver ermöglicht die Verwendung des Xiaomi 13T Pro als Fernbedienung. Verkabelte Datenübertragung und das Aufladen des Akkus erfolgen über einen USB-C-Port, der allerdings auf USB 2.0-Übertragungsraten limitiert ist.

Das Smartphone Xiaomi 13T Pro
Das Smartphone Xiaomi 13T Pro.
DER STANDARD/Pichler

Kamera

Bei der Vermarktung des Xiaomi 13T Pro steht freilich wieder einmal die Kamera im Vordergrund. Hier versammeln sich auf der Rückseite ein Weitwinkelsensor mit 50 Megapixel und optischer Bildstabilisierung, ein Telefoto-Sensor mit 50 MP (beide f/1.9) für den optischen 2x-Zoom und ein Chip für Ultraweitwinkel, der mit 12 MP (f/2.2) arbeitet. Die Frontkamera bietet einen 20-MP-Weitwinkel (f/2.2) auf. Anzumerken ist an dieser Stelle, dass das Xiaomi 13T in der Non-Pro-Variante die gleiche Kamera-Ausstattung mitbringt.

Im Gegensatz zum Vorgänger, dem 12T Pro, gibt es hier nun auch Leica-Branding und spezifische Kamerafunktionen. Diese bestehen aus verschiedenen Filtern sowie zwei Farbprofilen für Fotoaufnahmen, Leica Authentic und Leica Vibrant. Die Testfotos wurden ausschließlich im Authentic-Modus aufgenommen, der eine realistischere Abbildung bietet. Mit der Vibrant-Einstellung werden Helligkeit, Kontrast und Farbintensität teils deutlich angehoben, wobei übertriebene Änderungen nicht leicht zu korrigieren sind. Im Hinblick auf etwaige Nachbearbeitung empfiehlt sich daher der Authentic-Modus in Kombination mit manueller Manipulation der Farb- und Kontrastgebung, wenn man Bedarf an "fetzigen" Aufnahmen hat.

An der Geschwindigkeit der Aufnahmen gibt es nichts auszusetzen. Bilder werden flott ausgelöst, und selbst der Nachtmodus braucht selten länger als zwei, drei Sekunden. Auf den ersten Blick sieht auch die Bildqualität sehr gut aus. Farben fallen realistisch aus, auch Menschen in Bewegung erscheinen mit guter Schärfe, und es mangelt nicht an Details.

Unter Kunstlicht und in der Nacht leidet die Qualität zwar durch graduell abnehmende Detaildichte und Schärfe. Die Einbußen halten sich aber gering, solange noch einigermaßen kräftige Lichtquellen vorhanden sind. Mit dem 1-Zoll-Sensor des Xiaomi 13 Pro kann das 13T Pro zwar nicht mithalten, in vielen Situationen spielt es aber durchaus auf dem Level von günstigen Kompaktkameras mit deutlich größerer Optik. Das Lob gilt allerdings vorwiegend für die beiden 50-MP-Sensoren. Der 12-MP-Ultraweitwinkel spielt in allen Kategorien ein, zwei Ligen darunter. Zumindest aber halten sich Verzerrungen und Unschärfen im Randbereich in sehr engen Grenzen.

Das Smartphone Xiaomi 13T Pro
DER STANDARD/Pichler

Im Detail schleichen sich dann bei der "Softwaremagie", die einen guten Teil der Arbeit stemmt, dann aber doch Fehler ein. Immer wieder mal versagt etwa die HDR-Nachbesserung bei hellerem Gegenlicht. Wenn aber HDR greift, fällt das Resultat in manchen Fällen stark in Richtung "Netflix-Serienintro-Effekt" aus, weicht also von der sonst realistischen Abbildung ab. Das ist natürlich ach Geschmacksfrage, und wer mag, kann sich mit manuellen Einstellungen behelfen.

Xiaomi-typisch ist die Nachschärfung zudem etwas aggressiverer Natur, was im Hintergrund schon einmal feinere Details verschwinden lässt. Und die Farbabstimmung zwischen den drei Kameras ist noch verbesserungswürdig. Unter etwas schwierigeren Lichtverhältnissen – Stichwort Gegenlicht – liefern die drei Fotomodule teils heftige Abweichungen. Man merkt es auch beim Hinaus- und Hineinzoomen beim Erstellen von Videos, zumindest darf man dem Gerät aber zugutehalten, dass der fliegende Wechsel von einem Sensor zum nächsten ziemlich flüssig klappt.

Der Nachtmodus kann zwar nicht mit dem konkurrieren, was Google mit seiner eigenen Kamerasoftware – insbesondere auf den neuen Pixel-Geräten – abliefert, kann sich aber dennoch sehen lassen. Die schnelle Ausführungszeit ist zwar an sich eine gute Sache, in manchen Situationen führt das allerdings dazu, dass weniger Licht eingefangen wird, als für ein gutes Resultat nötig wäre. Hier wäre eine schnell zugängliche Option zur Verlängerung wünschenswert, im Moment muss man hier auf den zusätzlich downloadbaren "Lange Belichtungszeit"-Modus mit fixen Voreinstellungen für verschiedene Szenen oder den manuellen Pro-Modus wechseln.

Das Smartphone Xiaomi 13T Pro
DER STANDARD/Pichler

Die Frontkamera bietet unter guten Lichtbedingungen auch Bilder in sehr ordentlicher Qualität, mit akkuraten Farben und hoher Detaildichte. Die Differenzierung von Motiv und Hintergrund zwecks künstlichen Bokehs gelingt ebenso recht verlässlich. Die Schwäche bei Gegenlicht kommt bei ihr aber noch einmal stärker zu tragen, obwohl sie explizit HDR unterstützt. Je weniger Echtlicht zur Verfügung steht, desto stärker verfallen allerdings die Abbildungen. Bei schwächerem Kunstlicht geraten Selfies trotz Benutzung des Nachtmodus unscharf und detailarm.

Akustik und Akku

Womit nun die Akustik an der Reihe ist. Die Stereolautsprecher des Handys klingen brauchbar für ihre Geräteklasse, ohne dabei groß zu begeistern. Auf maximaler Lautstärke kann es bei höheren Tönen zu leichtem Scheppern kommen, der Effekt zeigt sich ab circa 80 Prozent auf der Einstellungsskala. Die Gesprächsakustik erlaubt verständliche Konversationen auch bei stärkerem Hintergrundlärm. Leichte Verzerrungen kommen vor, und das Gegenüber könnte lauter klingen, insgesamt erledigt das Handy hier aber einen guten Job.

Der 5.000-mAh-Akku zeigt sich im Test zwar nicht als Marathonläufer, sofern man das Handy aber nicht länger mit aufwendigen Games quält, kommt man problemlos und mit etwas Reserven durch den Tag. Aber selbst wenn nicht, ist das Xiaomi 13T Pro recht flott wieder für mehrere Stunden einsatzbereit, da es Schnellladen mit 120 Watt unterstützt. Der Wert bezieht sich freilich auf den Verbrauch des beiliegenden Ladegeräts, beim Handy selbst dürften bisherigen Erfahrungen zufolge um die 90 Watt ankommen.

Diese Leistung wird auch nur über kurze Zeit erreicht und sinkt mit fortlaufender Ladedauer aus physikalischen Gründen. Xiaomi wirbt mit 19 Minuten Ladedauer für eine volle Aufladung. Ob sich das ausgeht, wurde zwar nicht eruiert (zumal eine Anzeige von 100 Prozent auch nicht zwingend bedeutet, dass das Handy tatsächlich nicht mehr geladen wird), dass man das Telefon nach ein paar Minuten am Ladegerät wieder länger verwenden kann, trifft aber zu. Drahtloses Aufladen wird nicht unterstützt.

Das Smartphone Xiaomi 13T Pro
DER STANDARD/Pichler

Fazit

Das Xiaomi 13T Pro ist ein gelungenes Smartphone, das im Vergleich zum Vorgänger gerade in Sachen Kamera Wiedergutmachung betreibt. Dazu kommen anständige Performance und insgesamt eine Ausstattung mit wenigen Abstrichen zur "Hauptserie" nebst schnellerer Aufladung per Kabel. Für knapp 900 Euro gibt es aber auch einige Konkurrenz von Samsung, Google und Co.

Mit Abstrichen darf man hier auch das 13T Non-Pro-Modell um 650 Euro hinzuzählen, denn es bringt dieselbe Kamera-Ausstattung in Verbindung mit einem etwas langsameren Prozessor, kleinerer Speicherausstattung und "nur" 67 Watt Quickcharging mit. Darüber hinaus halten sich die Differenzen in engen Grenzen. Eine gute Wahl ist das Handy jedenfalls – sofern man Xiaomis Android-Umsetzung mag. (Georg Pichler, 15.10.2023)

Testfotos

Testfoto, aufgenommen mit dem Xiaomi 13T Pro
Tageslicht, Ultraweitwinkel.
DER STANDARD/Pichler
Testfoto, aufgenommen mit dem Xiaomi 13T Pro
Weitwinkel.
DER STANDARD/Pichler
Testfoto, aufgenommen mit dem Xiaomi 13T Pro
Tele (2x).
DER STANDARD/Pichler
Testfoto, aufgenommen mit dem Xiaomi 13T Pro
Kunstlicht.
DER STANDARD/Pichler
Testfoto, aufgenommen mit dem Xiaomi 13T Pro
Tageslicht.
DER STANDARD/Pichler
Testfoto, aufgenommen mit dem Xiaomi 13T Pro
Frontkamera, Tageslicht.
DER STANDARD/Pichler
Testfoto, aufgenommen mit dem Xiaomi 13T Pro
Tageslicht, Ultraweitwinkel.
DER STANDARD/Pichler
Testfoto, aufgenommen mit dem Xiaomi 13T Pro
Weitwinkel.
DER STANDARD/Pichler
Testfoto, aufgenommen mit dem Xiaomi 13T Pro
Tele (2x).
DER STANDARD/Pichler
Testfoto, aufgenommen mit dem Xiaomi 13T Pro
Nachtmodus.
DER STANDARD/Pichler
Testfoto, aufgenommen mit dem Xiaomi 13T Pro
Kunstlicht.
DER STANDARD/Pichler
Testfoto, aufgenommen mit dem Xiaomi 13T Pro
Tageslicht, Ultraweitwinkel.
DER STANDARD/Pichler
Testfoto, aufgenommen mit dem Xiaomi 13T Pro
Weitwinkel.
DER STANDARD/Pichler
Testfoto, aufgenommen mit dem Xiaomi 13T Pro
Tele (2x).
DER STANDARD/Pichler
Testfoto, aufgenommen mit dem Xiaomi 13T Pro
5x-Zoom (digital).
DER STANDARD/Pichler
Testfoto, aufgenommen mit dem Xiaomi 13T Pro
Tageslicht.
DER STANDARD/Pichler
Testfoto, aufgenommen mit dem Xiaomi 13T Pro
Kunstlicht.
DER STANDARD/Pichler
Testfoto, aufgenommen mit dem Xiaomi 13T Pro
Nachtmodus.
DER STANDARD/Pichler
Testfoto, aufgenommen mit dem Xiaomi 13T Pro
Tageslicht.
DER STANDARD/Pichler
Testfoto, aufgenommen mit dem Xiaomi 13T Pro
Frontkamera, Nachtmodus.
DER STANDARD/Pichler