Hercules wieder einmal auf dem Scheideweg. Fliegen oder nicht fliegen. Es wurde dann doch geflogen, und zwar, wie "Die Presse" aus dem Außenamt vermeldete, in einem "Kraftakt". Überall anderswo in der Welt ist für einen Kraftakt Hercules zuständig, beziehungsweise ist ein Flug mit einer Chartermaschine üblich, aber noch lange kein Kraftakt.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner vor der Hercules-Maschine, die Österreicher aus Israel holen sollte.
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner vor der Hercules-Maschine, die Österreicher aus Israel holen sollte - aber wegen Rauchentwicklung im Inneren leider nicht abheben konnte.
APA/BUNDESHEER/CARINA KARLOVITS

Alles hatte so gut begonnen

In Österreich schon, denn für den Transport von Österreichern aus Israel musste erst ein Evakuierungsplan B erarbeitet werden, weil Plan A, eben der Hercules-Flug, wegen eines nicht vorhersehbaren technischen Defektes unabkömmlich war. Da der Defekt unvorhersehbar war, blieb einem Bundesheersprecher im "Kurier" nichts anderes als das Geständnis übrig: "Wir können nicht sagen, wo der Fehler liegt. Das ist, wie wenn man auf die Diagnose des ÖAMTC wartet, und das tun wir gerade." Es ist beruhigend zu erfahren, dass Flüge des Bundesheeres aufgrund von Diagnosen des ÖAMTC erfolgen oder auch nicht. Alles hatte so gut begonnen.

Jetzt startet der Masterplan, um Ausreisewillige heimzuholen, hatte "Österreich" am Vortag aufgeregt berichtet. "Dabei gibt es eine enge Abstimmung zwischen Außen- und Verteidigungsministerium", so Bundeskanzler Karl Nehammer. Ausgeflogen sollen die Österreicher mit C-130-("Hercules"-) Flugzeugen werden.

Als Bordverpflegung hat sich Nehammer in all seiner Umsicht vermutlich Gesundes von McDonald’s vorgestellt, nur den ÖAMTC zu verständigen hatte er leider vergessen.

Brand, möglicherweise

Was sich im Inneren der Bundesheer-Transportmaschine vor dem Abflug nach Tel Aviv abgespielt hat, beschreiben, laut "Kurier", Anwesende als "heftig". Dabei kam es möglicherweise zu einem Brand mit massiver Rauchentwicklung. Obwohl nur möglicherweise, wurden "alle Passagiere ärztlich untersucht. Es geht allen gut. Es gab keine Rauchgasvergiftungen", erklärte der Sprecher.

Als unpatriotisch erwies sich die Grazer "Kleine Zeitung", die von einem peinlichen PR-Bauchfleck für die Bundesregierung schrieb. Sicher kommt Pech dazu, wenn die einzige derzeit verfügbare C-130 ausgerechnet vor so einer öffentlichkeitswirksamen Mission streikt. Gute Planung hätte aber auch diesen nicht ganz so unwahrscheinlichen (Aus-)Fall einkalkuliert. Besser hätte die Regierung auf das mediale Tamtam rund um den Hercules-Flug verzichtet und gleich eine gecharterte Passagiermaschine auf die Reise geschickt. Für schöne Bilder wäre auch nach der Landung in Wien noch Zeit genug geblieben. In Graz hat man nicht nur keinen Glauben an Österreich, sondern auch keine Ahnung von der Wichtigkeit schöner Bilder. Dabei sollen die doch Berge versetzen.

Wieder keine Afghanistan-Reportage

Leser von "Zur Zeit" mussten auch diese Woche auf eine packende Reportage aus Afghanistan verzichten. Stattdessen gab es eine doppelseitige Presseinformation des Österreichisch-Ägyptischen Vereins für Menschenrechte sowie Bilder einer privaten Erkundungsreise, die leider eine Erklärung dafür schuldig blieb, warum Ägypten einen Verein in Österreich braucht, um Afghanistan zu erkunden. Hingegen wurde erklärt, dass es sich bei der Aktion um eine reine Privatpersonen-Mission gehandelt hat. Der österreichische Verein handelte in der Mission hundertprozentig selbständig und hat sich dementsprechend mit keiner politischen Partei in Österreich in Verbindung gesetzt.

Dass die Missionare demnach allein aus dem Umfeld der Freiheitlichen Partei kamen, kann nur mit einem bedauerlichen Desinteresse anderer Parteien an Gesprächen mit dem Außenminister der Taliban-Regierung erklärt werden. Umgekehrt erklärt die Teilnahme ausschließlich freiheitlich Interessierter an der Fact-Finding-Mission am Hindukusch die beruhigende Erkenntnis, dass an der Lage der Menschenrechte in Afghanistan eigentlich nichts Auffälliges festzustellen war. Jedenfalls konnte sich die Reisegruppe völlig unbehindert in Kabul und in den Bergregionen bewegen und hatte trotz häufiger Kontrollen keinerlei Probleme.

Das war insofern erfreulich, als Andreas Mölzer auch nicht mehr der Jüngste ist und seine Energie dafür aufsparen musste, sich nach der Heimkehr über seinen Parteichef lustig zu machen, der mit dem Gedanken eines Parteiausschlusses spielte, dabei aber nicht einmal jene Entschlossenheit aufbrachte, mit der ein biederer Taliban Mädchen die höhere Schulbildung verweigert. Immerhin: Die Kalaschnikow ist in Afghanistans Straßenbild noch alltäglich. Was deutlich macht, wie weit hiesige Rechtsextremisten mit ihren Waffensammlungen im Rückstand sind. (Günter Traxler, 14.10.2023)