Drohnenangriffe sind zu einer großen Bedrohung geworden, für Israel speziell an der Grenze zu Gaza und dem Libanon.
AP/Ariel Schalit

In den letzten Tagen erhöhten die israelischen Streitkräfte die Anzahl an GPS-Störsignalen. Dies wird als direkte Antwort auf diverse Drohnenangriffe der Hamas und der Hisbollah verstanden, die zuletzt auf diese Weise unter anderem Kommunikationskanäle und israelische Soldaten angegriffen hatten.

Speziell die Hisbollah scheint eine große Anzahl an unbemannten Flugdrohnen zu besitzen, die rund eine Woche nach den tödlichen Angriffen in Israel immer häufiger an der Grenze zwischen dem Libanon und Israel gesichtet wurden.

Störung mit Risiken

Die Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) haben offiziell zugegeben, Satellitennavigationssysteme gezielt zu stören. Die eigenen Landsleute wurden darauf hingewiesen, dass es deshalb immer wieder zu Unterbrechungen bei Anwendungen oder Apps kommen kann, die auf ein GPS-Signal zurückgreifen. Diese großflächige Störung kann sowohl dazu führen, dass das Signal nicht oder aber falsch angezeigt wird. So kam es zu mehreren Meldungen, dass Einwohner der Haifa Bay über Störungen ihrer Navigationssysteme klagten, weil diese anzeigten, sie seien an der nördlichen Grenze ihres Landes.

Auch abseits von solchen Navigationsfehlanzeigen birgt das Blockieren des GPS-Signals weitere sicherheitstechnische Risiken. So wird auch die IDF Home Front Command App gestört, die Israelis als Warnung vor kommenden Raketenangriffen dienen soll. Da die App nicht mehr die richtige Location des Smartphone-Besitzers erkennt, kann sie auch nicht die betroffenen Personen warnen. Als Lösung schlägt die IDF vor, in der App den eigenen Wohnort händisch einzugeben und die GPS-Funktion zu deaktivieren.

Unsicherer Flugverkehr

Schon in den letzten Monaten wurden immer öfter solche Störsignale in Richtung Satellitennavigationssysteme erkannt. Eine Studie der University of Texas stellte kürzlich fest, dass Israel schon länger leistungsstarke GPS-Störsignale nutzt. Stationiert ist der "Jammer" im Luftwaffenstützpunkt Mount Meron im Norden des Landes. Immer wieder war in der Region auch die zivile Luftfahrt von diesen Störungen betroffen.

Wie die Nachrichtenseite "Haaretz" im Vorjahr mehrfach berichtete, ist die ganze Region rund um das östliche Mittelmeer ein Knotenpunkt für solche GPS-Störsignale. Egal ob die südliche Küste der Türkei, Syrien, Israel, Libanon oder Zypern, immer häufiger kam es in diesen Ländern zu Störungen, verursacht durch eben diese "Jammer". Ebenfalls in diesen Ländern waren zivile Flughäfen Opfer von technischen Problemen, offenbar hervorgerufen durch die häufiger werdenden Störsignale.

Die Europäische Organisation für Luftsicherheit (Eurocontrol) hat dies bereits in einem Bericht im Jahr 2021 vermerkt. Die höhere Anzahl an Störsignalen würde die "Effizienz des gesamten Luftfahrtsystems" reduzieren und eine "höhere Arbeitsbelastung für Piloten und Fluglotsen" darstellen. Die "Anforderungen an zusätzliche Kommunikations-, Navigations- und Überwachungsdienste" stelle ein "potenzielles Sicherheitsrisiko" dar, ist in dem Bericht zu lesen.

Verteidigungsmaßnahme

Lange Zeit hatte Israel bestritten, selbst solche Störsender zu nutzen. Die IDF sagte beispielsweise in einer Stellungnahme, das russische Militär sei mit seinen Stellungen in Syrien hauptverantwortlich dafür. Erst später gab Verteidigungsminister Benny Gantz indirekt zu, dass auch Israel über solche Störsender verfügt. In einem Interview sagte er: "Die IDF ist in jedem Sektor auf vielfältige Weise tätig. Es gibt in der Region viele Akteure, die sich auf vielfältige Weise für ihren Schutz einsetzen – genau wie Israel das tut." (red, 17.10.2023)