Österreichs Spieler jubeln.
Sabitzers Elfer brachte die Entscheidung.
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Es ist vollbracht, Österreichs Fußballteam hat den zweiten Matchball verwandelt, sich aus eigener Kraft für die EM 2024 in Deutschland qualifiziert. Am Montagabend wurde im gähnend leeren Tofiq-Bahramov-Stadion von Baku Aserbaidschan mit 1:0 besiegt. Die Leistung war zwar das Gegenteil von überragend, aber generell hat die Mannschaft eine extrem gute Quali absolviert.

Österreich bereichert nun zum dritten Mal hintereinander eine EM-Endrunde. Teamchef Ralf Rangnick sagte: "Das ist keine Selbstverständlichkeit. Ich habe den Jungs gesagt, dass ich sehr stolz auf sie bin. Die Quali-Gruppe war eine der schwierigsten. Sich schon am vorletzten Spieltag zu qualifizieren ist nicht selbstverständlich, vor allem wenn man bedenkt, wie viele Spieler wir nicht zur Verfügung hatten. Das war eine außerordentliche Leistung in den letzten Wochen und Monaten."

Im Vergleich zum 2:3 gegen Belgien wurden vier Änderungen vorgenommen. Der verletzte Innenverteidiger Kevin Danso konnte die Reise nach Baku gar nicht mitmachen, Marcel Sabitzer, Patrick Wimmer und Christoph Baumgartner saßen vorerst auf der Bank, sie sollten im Laufe der Partie eingewechselt werden und Energie bringen. So lautete der Plan. Romano Schmid, Florian Kainz, Alexander Prass und Sasa Kalajdzic rutschten in die Startformation.

Schlager in einem Zweikampf.
Es war über weite Strecken kein großer Auftritt.
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In der ersten Halbzeit zeigten die natürlich extrem ersatzgeschwächten Österreicher ein fast schon vergessenes Gesicht. Sie können richtig schlecht Fußball spielen. Das war gar nichts, kein Tempo, keine Ideen, technische Fehler, das Passspiel war fast schon bewundernswert unpräzise. Okay, Kapitän Konrad Laimer hatte nach einem Lochpass von Xaver Schlager eine richtige Chance, sein Heber ging knapp am Tor vorbei (18.). Aber Aserbaidschan, die Nummer 121, hielt durchaus mit, war in Ansätzen fast gefährlicher, die Kombinationen gerieten flüssiger als jene des Gastes.

Die Entscheidung

Besonders schwach waren Linksverteidiger Prass, Flügel Kainz und Mittelfeldmann Schmid. Ralf Rangnick hat das messerscharf erkannt, brachte zur zweiten Halbzeit Baumgartner, Wimmer und Sabitzer. Und es ging bergauf, das Trio brachte frischen Wind, ja frischen Sturm. 46. Minute: Baumgartner wird gefoult, Sabitzer schießt den Freistoß zwar in die Mauer, aber auch an die ausgestreckte Hand von Mammadov. Der griechische Schiedsrichter Diamantopoulos pfeift Strafstoß, der VAR hat keine Einwände. Sabitzer verwandelt den Elfer zwar nicht gerade souverän, aber der Ball landet doch zum 1:0 im Netz (48.). Es war sein 16. Treffer im 75. Länderspiel.

Das war ein Dosenöffner, fortan wurde zumindest ansatzweise ansehnlicher Fußball praktiziert. Wimmer, Florian Grillitsch und Kalajdzic hatten passable Chancen. Aserbaidschan fiel nicht allzu viel ein, das war dann zu bieder gegen mittelmäßige, aber doch leicht dominante Österreicher. 82. Minute: Der von Rangnick spontan reaktivierte Guido Burgstaller gibt nach seinem Rücktritt vor vier Jahren ein Comeback im Nationalteam, der 34-jährige Rapidler ersetzt den völlig ausgelaugten Kalajdzic als zentrale Spitze. 91. Minute: Bayramo verfehlt aus rund sieben Metern das fast leere Tor, der Ball streift die Außenstange, die Tollpatschigkeit des Aseri ist ein Segen für Keeper Alexander Schlager und ganz Österreich.

Rudelbildung.
Wickel zum Abschluss.
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94. Minute: Der vom Ehrgeiz gepackte Burgstaller kassiert die zweite Gelbe, also die Rote Karte. Die Rückholaktion war somit zwar irgendwie spektakulär, aber doch anders gemeint. Am Ende überwog natürlich die Freude, der Stolz. Sabitzer sagte: "Das fühlt sich extrem gut an. Wir haben immer gefightet, alles probiert, um die Stadien wieder zu füllen und die Fans hinter uns zu bringen, das haben wir geschafft. Wir haben wieder eine Euphorie entfacht, nicht zu viel, aber wir haben uns doch eine Wertschätzung erarbeitet." Laimer ergänzte: "Das Gefühl ist überwältigend. Wir sind immer enger zusammengewachsen, haben enorme Qualität und Energie. Natürlich müssen wir uns weiter verbessern." Xaver Schlager sprach: "Es waren sehr schwierige 90 Minuten, es hätte auch unentschieden ausgehen können. Am Schluss hatten wir das Glück des Tüchtigen."

Die Tüchtigen müssen formhalber am 16. November in Tallinn gegen Estland antreten. Das Jahr wird dann am 21. November in Wien mit dem freundschaftlichen Heuler gegen EM-Gastgeber Deutschland abgeschlossen, das Happel-Stadion ist längst ausverkauft. (Christian Hackl, 16.10.2023)

Fußball-EM-Qualifikation, Gruppe F, 8. Runde:

Aserbaidschan – Österreich 0:1 (0:0)
Baku, Tofiq-Bahramov-Stadion, 7.000 Zuschauer, SR Diamantopoulos

Tor: 0:1 (48.) Sabitzer (Hand-Elfmeter)

Aserbaidschan: Mahammadaliyev – Mammadov, Haghverdi, Krivotsyuk – Bayramov, Isayev (78. Emreli), Diniyev (65. Safarov), Mahmudov, Jafarguliyev (83. G. Aliyev) – Dadashov (83. Gurbanli), Sheydayev

Österreich: A. Schlager – Seiwald, Lienhart, Wöber, Prass (46. Baumgartner) – Schmid (46. Sabitzer), Grillitsch, X. Schlager – Laimer, Kalajdzic (82. Burgstaller), Kainz (46. Wimmer)

Gelb-Rote Karte: Burgstaller (94. / wiederholtes Foulspiel)

Gelbe Karten: Diniyev, Krivotsyuk, Bayramov, Sheydayev bzw. Baumgartner, Sabitzer