Das Verhältnis zu China ist für westliche Unternehmen in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden. Die angespannte politische Lage zu navigieren ist für kein anderes Unternehmen so komplex wie Apple. Ist der iPhone-Hersteller doch so tief mit China verstrickt wie kaum eine andere Big-Tech-Firma.

Das iPhone 15 Pro hat mit dem Huawei Mate 60 Pro einen harten Konkurrenten – zumindest in China.
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Wo sich etwa Google seit langem komplett aus dem Land zurückhält und der Play Store für Android-Smartphones in China einfach nicht verfügbar ist, beugt sich Apple den lokalen Zensurregeln und der staatlichen Überwachung – was der Firma immer wieder scharfe Kritik einbringt.

Dieses innige Verhältnis hat mehrere Gründe: Einerseits wäre der Aufstieg des iPhones ohne die Kooperation mit China in dieser Form kaum denkbar. Das Land nimmt bis heute in der Fertigung eine wichtige Rolle ein, Apple hatte hierbei immer die Rolle eines bevorzugten Partners. Zudem ist China einer der wichtigsten Absatzmärkte für Apple. Das iPhone ist seit Jahren das beliebteste Smartphone in dem Land – oder war es nun.

Absatzschwäche

Während sich das iPhone 15 in den USA besser als sein Vorgänger zu verkaufen scheint, sind die Absätze in China offenbar enttäuschend. So spricht Bloomberg mit Berufung auf die Analysten von Jefferies von einem Verkaufsrückgang im zweistelligen Prozentbereich. Counterpoint Research hatte für die ersten 17 Tage nach dem Marktstart einen etwas geringeren Rückgang von 4,5 Prozent im Vergleich zum iPhone 14 berechnet.

Der Grund dafür dürfte der aktuelle (Wieder-)Aufstieg eines alten Bekannten sein: Huawei hat vor einigen Wochen sein Mate 60 Pro vorgestellt, das in China eine regelrechte Begeisterung ausgelöst hat. Grund dafür ist, dass dort ein neuer Chip in 7-nm-Bauweise genutzt wird, den das Unternehmen selbst hergestellt hat. Das wurde in dem Land als großer Schlag gegen die US-Sanktionen gefeiert, auch wenn man von den 3 nm, die aktuell TSMC für Apple nutzt, auch technologisch noch weit entfernt ist.

Huawei

In China hat das jedenfalls zu einer neuen Huawei-Begeisterung geführt, die nun zur Folge hat, dass der chinesische Hersteller Apple an der Spitze des Smartphone-Markts in dem Land ablöst. Bei Jefferies geht man davon aus, dass dieser Trend kommendes Jahr anhalten wird. Ob das auch langfristig so bleibt, muss sich trotzdem erst zeigen. Schon kurz nach dem Verhängen der US-Sanktionen gab es im patriotischen Eifer einen Absatzboom für Huawei in China, der aber nicht lange anhielt.

Das Verhältnis von Apple zu China ist zuletzt von wachsenden Spannungen gekennzeichnet. So hat der chinesische Staat seinen Beamten vor einigen Monaten die Nutzung von iPhones untersagt. Das mag zwar auf die Verkäufe keine sonderlich relevante Auswirkung haben, hat aber natürlich Symbolkraft.

Umgekehrt ist es wiederum so, dass Huawei in westlichen Märkten derzeit keine Bedeutung hat, und das dürfte sich wohl auch durch einen etwas besseren Chip nicht ändern. Hat man doch durch die US-Sanktionen keinen Zugriff auf Google-Services wie den Play Store, ohne die Android-Geräte außerhalb von China kaum verkaufbar sind. (apo, 18.10.2023)