Mia Schems Mutter mit einem Foto ihrer ihrer Tochter.
Mia Schems Mutter machte am Dienstag auf einer Pressekonferenz auf das Schicksal ihrer Tochter aufmerksam.
AP/Ohad Zwigenberg

Wenn man so will, ist Mia Schem nun das Gesicht der mindestens 199 Menschen, die die Hamas verschleppt hat. Denn erstmals publizierten die Radikalislamisten ein Video von einer Geisel – und zu sehen ist Schem.

In dem rund einminütigen Clip wird gezeigt, wie bei der 21-Jährigen eine Wunde am rechten Arm verbunden wird. Danach spricht sie in die Kamera, gibt ihren Namen, ihr Alter und ihre Heimatstadt Shoham an, einen Vorort Tel Avivs. Sie erklärt, dass sie am Arm operiert wurde und man sich gut um sie kümmere. "Aktuell bin ich in Gaza. Ich möchte so schnell wie möglich zurück zu meiner Familie. Bitte holt mich raus."

Hamas-Geisel Mia Schem: Verzweifelter Appell der Mutter
Mia Schem ist eine der Geiseln, die von der Hamas im Gazastreifen festgehalten werden. Die radikalislamische Palästinensergruppe veröffentlichte ein Video, auf dem die junge französisch-israelische Frau zu sehen sein soll. Ihre Mutter fordert in einem dramatischen Appell die Freilassung aller Verschleppten
AFP

Wenig später erklärt ein Hamas-Sprecher, dass man ausländische Geiseln als "Gäste" betrachte, die man beschütze und freilassen werde, "sobald die Umstände" es zulassen. Mia Schem ist eine französisch-israelische Staatsbürgerin, die von ihrer Familie im Video wiedererkannt wurde. Sie seien glücklich über das Lebenszeichen, lassen die Verwandten mitteilen.

Ein Dämpfer für sie: Laut New York Times lassen die Metadaten des Videos den Schluss zu, dass es vor mindestens sechs Tagen gedreht wurde.

Auch das israelische Militär bestätigt Schems Identität und kritisiert zugleich den Versuch der Hamas, "sich als humane Organisation darzustellen. Dabei ist sie eine mörderische Terrororganisation."

Misslungene Flucht

Mia Schem gehörte zu jenen etwa 3000 bis 4000 Gästen einer Rave-Party nahe der Grenze zum Gazastreifen, die brutal von der Hamas überfallen wurde. Einige Augenzeugen sagen, sie wollte mit Freunden in einem Auto flüchten, das dann von der Hamas beschossen wurde. Andere behaupten, sie sei in einen Kibbuz geflüchtet.

Nun hofft Mias Mutter darauf, dass Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sie freibekommt. "Ich vertraue ihm", sagt Keren Schem dem TV-Sender France 24. Ihr ältestes von vier Kindern beschreibt die Alleinerziehende als "kleine Mutter" für ihre Geschwister, die gerne koche und male. Vor den Angriffen am 7. Oktober war sie dabei, sich zur Tattookünstlerin ausbilden zu lassen.

"Sie hat den Verstand einer 50-Jährigen, und nicht einer 21-Jährigen. Sie ist so erwachsen, und sie ist eine richtige Kriegerin", sagt Keren Schem über ihre Tochter. "Ich weiß, sie ist irgendwo in Gaza mit anderen Geiseln, und ich bin sicher, sie wird auf die anderen aufpassen." (Kim Son Hoang, 17.10.2023)