Elon Musk hat gerade mit vielen Baustellen zu kämpfen.
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Es war einer jener berühmten "Earnings Calls" der Firma Tesla, in denen der CEO Elon Musk zum verbalen Rundumschlag ausholt. Leute, die zu Hause arbeiten wollen, nutzten damit jene aus, die das nicht können, erklärte der US-Unternehmer. Deshalb seien sie "abgekapselt von der Realität", wenn sie glaubten, es sei ein Recht, Homeoffice zu nutzen. Aber nicht nur die Homeoffice-Beliebtheit bei seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern macht Musk derzeit zu schaffen.

"Work-from-home bullshit"

"Was ist mit all den Menschen, die in die Fabrik kommen müssen, um Autos zusammenzubauen?", fragte Musk. Auch Menschen, die im Restaurant Essen vorbereiten müssen, könnten nicht zu Hause bleiben. "Warum musste ich so oft in der Fabrik schlafen?" Weil es wichtig war, wie er meint. Um verfügbar zu sein und so an Dingen wie dem richtigen Preis der neuen Modelle zu arbeiten.

Schon Anfang des Jahres hat Musk in einem Interview Homeoffice als "moralisch falsch" bezeichnet und immer wieder darauf verwiesen, dass diese Regel nie für alle gelten könne und deshalb unfair sei. Es sei "work-from-home bullshit". Auch bei seiner neuesten Firma X hatte er zu Dienstantritt allen Angestellten verkündet, zumindest 40 Arbeitsstunden seien in der Firma zu erledigen. Da die Leute meist mehr arbeiten mussten, wurden sogar manche Büros in Schlafräume umgebaut, wie ein ehemaliger Twitter-Mitarbeiter kurz nach der Übernahme verriet.

Generell scheinen die Nerven beim US-Unternehmer aktuell blank zu liegen. Im erwähnten Earnings Call ging es auch um den demnächst vom Band laufenden Cybertruck von Tesla. "Wir haben damit unser eigenes Grab geschaufelt", kommentierte Musk den aktuellen Status. Es sei schwierig, solche "sehr speziellen Produkte" auf dem Markt zu etablieren. Offenbar ist die Nachfrage nicht so groß wie erhofft, die teure Produktion der letzten Jahre, bei der das Erscheinen des voluminösen Boliden mehrfach verschoben wurde, hat das Vertrauen in die Marke zudem nicht gestärkt.

Falschinformationen in Kriegszeiten

Eine weitere Front baut sich für Musk in Sachen X auf. Die Vorwürfe häufen sich, dass auf der Nachrichtenplattform Falschinformationen, vor allem in Bezug auf den Krieg in Israel und Gaza, zuletzt massiv zugenommen hätten.

Eine neue Analyse von Newsguard, die von "Adweek" veröffentlicht wurde, stellte fest, dass verifizierte Nutzer für 74 Prozent der viralsten Falschinformationen der Plattform in Bezug auf den Krieg im Nahen Osten verantwortlich sind.

In der Analyse überprüfte Newsguard die 250 Beiträge auf X mit den meisten Fehlinformationen, die seit Beginn des Konflikts am 7. Oktober die meisten Likes, Reposts, Antworten und Lesezeichen erhalten hatten. So erhielt man das Ergebnis, dass von zahlenden X-Nutzerinnen und -Nutzern 74 Prozent nachgewiesener Falschinformationen verbreitet werden. Damit seien in nur einer Woche über 100 Millionen Menschen erreicht worden. Unter den prominentesten Fake News war die Behauptung, die Ukraine würde der Hamas Waffen für den Krieg liefern. (red, 20.10.2023)