So groß kann das Unternehmen gar nicht sein, der Ratschlag ist nie verkehrt: Die erste Generation eines neuen Produkts lässt man besser aus, außer man will unfreiwillig zum Betatester werden. "Unfertig" war denn auch ein Verdikt, das im Zusammenhang mit Googles erster eigener Smartwatch öfters zu hören war.

Ein Jahr später nimmt Google nun einen zweiten Anlauf: Die Pixel Watch 2 soll die Schwächen des Vorgängers ausräumen. Ob das gelingt, soll im Folgenden näher untersucht werden, konnte DER STANDARD die neue Hardwaregeneration doch in den vergangenen Wochen bereits ausführlichen Tests unterziehen.

Äußerlichkeiten

Auf den ersten Blick ist die Pixel Watch 2 kaum vom Vorgänger zu unterscheiden. Es wird das gleiche runde Design mit dem seitlich deutlich gebogenen Glas verwendet. Dem Autor gefällt das, klar ist aber, dass so etwas eine rein subjektive Empfindung ist. Gerade bei Uhren, die oft auch ein modisches Statement darstellen, werden selbst grundlegende Dinge wie die Wahl eines runden oder rechteckigen Bildschirms gerne leidenschaftlich diskutiert. Anders gesagt: Das müssen wirklich alle für sich selbst entscheiden.

Pixel Watch 2
Die Pixel Watch 2 ist Googles neue Smartwatch.
Proschofsky / STANDARD

Gleiches Design bedeutet in dem Fall auch: Es gibt wieder nur eine Variante in einer Größe von 41 Millimetern. Das hat zwar den Vorteil, für so gut wie alle Arme geeignet zu sein, trotzdem würde man sich wünschen, dass Google auch eine größere Ausführung anbietet. Was hingegen sofort positiv auffällt: Bei den Knöpfen hat Google auf die Kritik gehört, sie sind deutlich besser verarbeitet als im Vorjahr. Sowohl die Krone als auch der zweite seitliche Knopf bieten jetzt ein gutes Klickgefühl.

Mit der ersten Pixel Watch hat Google einen eigenen Mechanismus für Bänder eingeführt. Die gute Nachricht: Er bleibt erhalten, alte Bänder funktionieren also auch mit der neuen Smartwatch-Generation – und umgekehrt. Weniger gut: Aufgrund leichter Designänderungen passen Schutzhüllen für die Pixel Watch 1 nicht für die neue Hardwaregeneration. Allerdings ist das bei Smartphones üblicherweise nicht anders, also sollte man das eventuell gar nicht erwarten.

Leichter, aber ...

Auf dem Papier gibt es einen Rückschritt bei der Materialwahl: Statt aus Edelstahl ist das Gehäuse nun aus Aluminium – und zwar zu 100 Prozent recyceltem, wie Google bei jeder Gelegenheit betont. Das führt dazu, dass die Uhr ein Stück leichter ist, ohne Band sinkt das Gewicht von 36 auf 31 Gramm, was für den Tragekomfort von Vorteil ist. Apropos Tragekomfort: Dieser ist generell sehr gut, das liegt nicht zuletzt an der leicht gebogenen Unterseite, durch die die Uhr auch weniger dick aufträgt, als es die in dieser Hinsicht angegebenen 12,3 Millimeter erwarten lassen würden.

Doch zurück zur Materialienwahl, denn natürlich ist das Gehäuse dadurch weniger robust als beim Vorgänger. Ob das wirklich ein Problem ist, ist allerdings noch einmal eine andere Frage. Immerhin ist es gerade beim gewählten Design ungleich wahrscheinlicher, dass das Deckglas beschädigt wird als das Gehäuse selbst. Trotzdem mag das manche allein schon deswegen stören, weil Aluminium als weniger hochwertiges Material wahrgenommen wird.

Pixel Watch 2
Die Knöpfe sind deutlich besser als beim Vorgänger.
Proschofsky / STANDARD

Beim erwähnten Glas handelt es sich um gehärtetes 3D Gorilla Glass 5, also auf dem Papier das gleiche wie im Vorjahr. Google verspricht trotzdem, dass es einen besseren Schutz als bei der ersten Pixel Watch bietet. Das kann man glauben oder auch nicht, klar ist jedenfalls: Es gibt Smartwatches, die etwa mit Saphirglas besser geschützt sind.

Bildschirm und Chip

Das unter dem Glas befindliche OLED-Display ist 1,2 Zoll groß, mit einer Pixeldichte von 320 PPI und einer Unterstützung des DCI-P3-Farbraums ist die Darstellung prinzipiell auch sehr gut. Bei der maximalen Helligkeit von 1.000 Nits kommt man allerdings nicht mehr ganz mit manch anderen aktuellen Smartwatches mit.

Das erste große Update gibt es im Inneren – wird das gesamte Geschehen nun doch von einem Qualcomm Snapdragon W5 Gen 1 angetrieben. Dieser ist deutlich moderner und flotter als der im Vorjahr noch verwendete Samsung Exynos 9110. Dem zur Seite gestellt ist ein separater Coprozessor von Google, der all die Sensorenaufzeichnungen stromsparend erledigen soll. Der Arbeitsspeicher ist mit zwei GB großzügig ausgelegt, der lokale Speicherplatz geht mit 16 GB ebenfalls in Ordnung.

Was heißt all das nun in der Praxis? Tatsächlich wirkt das Geschehen auf der Uhr noch einmal ein ganzes Stück flotter als im Vorjahr und auch im Vergleich zur direkten Konkurrenz erfreulich flink. Zudem sollte die neuere Hardware auch beim Stromsparen helfen. Dazu aber später mehr, gibt es doch vorher noch ein paar andere Neuerungen anzusprechen.

Viele neue Sensoren

Die wirklich großen Änderungen der Pixel Watch 2 offenbaren sich mit einem Blick auf die Unterseite. Denn es wurden nicht nur die bestehenden Sensoren überarbeitet, sondern es sind auch einige ganz neu hinzugekommen. Bei der Pulsmessung zählte bereits die erste Google-Uhr zu den genaueren unter allen Smartwatches. Dank eines Mehrwege-Herzfrequenzsensors soll die Genauigkeit der Messung bei der Pixel Watch 2 bei anstrengenden Workouts noch einmal um bis zu 40 Prozent größer sein.

Nun lassen sich solch vage Versprechen schwer prüfen, klar ist aber zweierlei: Tatsächlich liefert die Pixel Watch 2 im Test Ergebnisse, die erfreulich nahe an den von einem Polar-H10-Brustgurt gelieferten Referenzwerten liegen. Zudem ist die Verbesserung tatsächlich gerade bei intensiven Workouts – also etwa Krafttraining – besonders deutlich.

Pixel Watch 2
Auf der Rückseite zeigt sich der Unterschied deutlich: Die Pixel Watch 2 (links) hat einen komplett anderen Sensorenaufbau als der Vorgänger.
Proschofsky / STANDARD

Warum das so ist, ist einfach erklärt: Solche Situationen sind generell für am Arm getragene Fitness-Tracker sehr herausfordernd, da durch die sich dauernd verändernde Anspannung des Unterarms eine durchgängige Messung schwerer ist. Dass die Pixel Watch 2 nun an mehreren Stellen gleichzeitig misst, hilft, ein besseres Ergebnis zu bekommen.

Wer es ganz genau wissen will, sei übrigens auf den Youtube-Kanal The Quantified Scientist verwiesen, auf dem der in Wien ansässige Bioinformatiker Rob ter Horst unterschiedliche Fitness-Tracker in beeindruckender Detailliertheit vergleicht. Hier schneidet die Pixel Watch 2 als die derzeit genaueste Android-Smartwatch jedenfalls sehr gut ab.

Den Schlaf vermessen

Schon immer eine Stärke von Fitbit-Geräten – und dazu gehört die Pixel Watch 2 genau genommen – ist das Schlaftracking. Die erste Pixel Watch ließ in dieser Hinsicht leider einige Sensoren vermissen, beim Nachfolger wird nun nachgebessert. Da wäre einmal ein Sensor für die Messung der Hauttemperatur. Wie von solchen Trackern gewohnt, ist dieser nicht dazu da, absolute Werte auszugeben, sondern Abweichungen im Vergleich zum Normalwert zu ermitteln – eben als Teil des Schlaftrackings.

Ebenfalls nicht fehlen darf ein Sensor zur Messung des Blutsauerstoffs. Dieser war zwar bei der ersten Pixel Watch schon mit dabei, wurde aber erst ein paar Monate nach dem Marktstart über ein Update aktiviert. Jetzt wird der SPO2-Sensor bereits von Anfang an genutzt. Das Ergebnis von alldem ist ein tatsächlich sehr gutes Schlaftracking samt allerlei folgenden Analysen.

Stress und GPS

Ganz neu ist ein "cEDA Body Response"-Sensor. Dieser ist in Kombination mit der Puls- und Temperaturmessung dafür da, Körperreaktionen wie Stress zu erkennen. Ist das der Fall, gibt es eine Benachrichtigung, die nachfragt, wie man sich im jeweiligen Moment wirklich gefühlt hat. Also etwa, ob man tatsächlich gestresst oder doch traurig oder gar erfreut war. Schlauerweise kommen diese Nachfragen mit einer gewissen Verzögerung, also wenn der "Body Response"-Event bereits vorbei ist. Immerhin soll aktueller Stress ja nicht durch eine Benachrichtigung noch verschlimmert werden.

Pixel Watch 2
Ob Workout oder Stressmessung: Die Fitbit-Funktionen wurden deutlich verbessert.
Google

All das fließt dann wieder in eine Auswertung ein, die man sich dann am Smartphone im Detail ansehen kann. Passend dazu gibt es allerlei Tipps, wie Stress abgebaut werden kann. Neu ist in diesem Zusammenhang die "Fitbit Relax"-App, die für Atemübungen direkt auf der Uhr angeboten wird. Optisch ist all das sehr hübsch gemacht. Trotzdem wird es viele geben, die mit all diesen Stressmanagementsachen wenig anfangen können. Für die bleibt die simple Erkenntnis, dass die entsprechenden Funktionen optional sind. Wer sie nicht nutzen will, lässt sie einfach deaktiviert.

Noch einmal zur Genauigkeit der Sensoren: Ein traditioneller Schwachpunkt von Fitbit-Geräten ist die GPS-Qualität. Das ändert sich durch den neuen Besitzer Google nur begrenzt. Im Vergleich zur ersten Pixel Watch sind zwar gewisse Verbesserungen zu bemerken, trotzdem gibt es in diesem Bereich noch einige Luft nach oben. Vor allem nervt, wie lange es zum Teil braucht, bis eine GPS-Verbindung hergestellt wird. Da heißt es dann entweder warten oder bei einem Lauf schon einmal die ersten 100 Meter an Aufzeichnung verlieren.

Wear OS 4

Zeit, sich die Software einmal genauer anzusehen. Ausgeliefert wird die Pixel Watch 2 mit Wear OS 4 und damit der aktuellen Generation von Googles Android-Ableger für Wearables. Diese gibt es bereits für einige Samsung-Smartwatches, und auch die erste Pixel Watch hat mittlerweile ein entsprechendes Update erhalten.

Pixel Watch 2
Die Pixel Watch 2 wird mit Wear OS 4 ausgeliefert.
Google

Im Vergleich zu Wear OS 3.5 fällt zunächst einmal die neu gestaltete Fitbit-App auf, die bei Google-Smartwatches eine zentrale Rolle einnimmt. Und tatsächlich ist "neu" in dem Fall "besser". Die Darstellung der Workout-Informationen ist deutlich übersichtlicher, zudem sind neue Funktionen hinzugekommen, etwa die Möglichkeit, auf einen gewissen Puls oder auch eine bestimmte Geschwindigkeit hin zu trainieren. Auch ist jetzt besser erkennbar, in welcher Pulszone man sich gerade befindet.

Ganz allgemein wirkt die Verbindung zwischen Fitbit und der Google-Software wesentlich durchdachter als beim Vorgänger. Wenn man etwas in dieser Hinsicht kritisieren will, dann wohl am ehesten, dass die Auswertungen direkt auf der Uhr etwas kurz gehalten sind, für Details muss man fast immer auf das Smartphone wechseln.

Workout-Tracking

Die automatische Workout-Erkennung ist eines der nützlichsten Features von Fitbit-Geräten, auf der ersten Pixel Watch hat das aber noch gefehlt. Mit der zweiten Hardwaregeneration wird dieses Defizit ausgeräumt, sieben viel genutzte Workouts wie Gehen oder Laufen werden dabei erkannt. Ist das der Fall, bietet die Uhr von selbst eine Aufzeichnung an, üblicherweise passiert das ein paar Minuten nach dem Start der jeweiligen Aktivität.

Damit hier keine Missverständnisse entstehen: Schritte und Puls werden ohnehin dauerhaft aufgezeichnet, es geht beim Workout-Tracking also lediglich um die Erfassung zusätzlicher Informationen wie Standortdaten. Fast noch wichtiger ist das Umgekehrte: Die Pixel Watch 2 erkennt, wenn ein Workout vorbei ist, und bietet dann die Beendigung der Aufzeichnung an.

Pixel Watch 2 Screenshots
Eines der neuen Watchfaces, die neue Workout-Ansicht, die Wettervorhersage und Details zum Puls im Tagesverlauf.
Proschofsky / STANDARD

Weitere Funktionen aus dem Bereich Gesundheit: Die Pixel Watch 2 kann vor unregelmäßigem Herzrhythmus sowie Vorhofflimmern warnen. Zudem ist es möglich, ein EKG aufzuzeichnen. All das geht übrigens auch in Österreich, obwohl die Fitbit-Webseite derzeit für die EKG-Funktion noch anderes behauptet.

Fitbit am Smartphone

Die Fitbit-App muss wie gewohnt auch auf dem verbundenen Smartphone installiert sein, das heißt auch: Die Dualität mit der Pixel-Watch-App wird beibehalten. Nicht ganz unumstritten ist das aktuelle Fitbit-Redesign für Android und iOS, bei einigen Kritikpunkten hat Google bereits versprochen nachzubessern. In Summe ist das neue Design aber zumindest besser als das vorherige – vor allem übersichtlicher. Dass es nicht fertig ist und eine ganze Reihe von Dialogen noch den alten Stil verwenden, ist allerdings fast schon peinlich für ein so großes Unternehmen wie Google.

Die Pixel-Watch-App ist hingegen sehr gut gelungen, über sie kann fast alles, was man so auf der Uhr ändern will, bequem über das Smartphone erledigt werden. Besonders erfreulich ist dabei, dass nun auch der "Do not disturb"- sowie der "Bedtime"-Modus zwischen Smartphone und Smartwatch abgeglichen werden können. Erspart man sich damit doch, dies auf zwei Geräten einzustellen, wenn man einmal nicht gestört werden will – etwa in der Nacht.

Mit einem aktuellen Update klappt eine solche Synchronisation auch zwischen Alarmen auf Uhr und Smartwatch. Das ist alles gut so, hat aber auch eine nicht unproblematische Seite. Denn natürlich muss auf der anderen Seite die passende Google-App stehen. Dieses Feature klappt also nur, wenn die Uhren-App von Google am Smartphone verwendet wird. Und auch der Abgleich von Bedtime-Modus und Co ist nur möglich, wenn dort die Digital-Wellbeing-Lösung von Google installiert ist. Das ist aber nicht bei allen Android-Geräten der Fall, und so führt das zu einer gewissen Funktionsbeschränkung im Zusammenspiel mit anderen Herstellern.

Jetzt ist schon klar, dass solche Dinge in der verstreuten Android-Welt fast schon unvermeidbar sind. Trotzdem bleibt zu hoffen, dass Google weiter darauf achtet, dass möglichst alle Features der Pixel Watch auch mit allen Android-Geräten funktionieren – und nicht nur mit Pixel-Smartphones.

Flexibilität

Erfreulich ist, dass in der Pixel-Watch-App nun mehrere Uhren gleichzeitig verbunden werden können, falls jemand flott zwischen mehreren Modellen wechseln will. Weniger erfreulich: Mit der Fitbit-App geht das weiterhin nicht, dort kann immer nur ein Gerät zum Fitness-Tracking verwendet werden. Gerade dort würde sich aber eine Parallelität anbieten, wenn man regelmäßig zwischen Fitness-Tracker und Smartwatch wechseln will.

Pixel Watch 2
Von vorn betrachtet sehen sich Pixel Watch (rechts) und Pixel Watch 2 zum Verwechseln ähnlich.
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Für die meisten aber wohl wichtiger: Die Google-Smartwatch kann jetzt endlich von einem Smartphone zum anderen übertragen werden, ohne sie neu einrichten zu müssen. Und falls Letzteres doch einmal der Fall ist, gibt es nun auch für Smartwatches eine Backup- und Restore-Funktion der Nutzerdaten, die in der Cloud von Google One gespeichert werden. Alles sehr begrüßenswerte Fortschritte.

Es gibt einige neue Watchfaces, bei denen wie gewohnt diverse Komplikationen individuell angepasst werden können. Erfreulich ist dabei, dass diese Komplikationen nun auch angewählt werden können, wenn der Bildschirm gerade nicht "wach", sondern im Ruhezustand ist – also mit aktiviertem Always-on-Display. Bei der ersten Pixel Watch musste der Screen immer vorher aufgeweckt werden.

Sehr sinnvoll ist eine Schutzfunktion, die man so von den Pixel-Smartphones, aber auch von anderen Geräten schon kennt. Über den "Safety Check" können ausgewählte Personen automatisch alarmiert werden, wenn man sich nicht rechtzeitig auf der Uhr zurückmeldet. Gedacht ist das etwa für Wanderungen, aber auch, wenn man sich auf dem Heimweg unsicher fühlt.

Wear OS wird besser

Besser spät als nie: Passend zur Pixel Watch 2 bringt Google die länger schon angekündigten Wear-OS-Versionen für zwei seiner wichtigsten Apps: Gmail und Google-Kalender. Wer will, kann nun also die eigene Inbox oder die Liste der anstehenden Termine direkt auf der Uhr durchforsten.

Dazu kommen viele bekannte Google-Stärken wie die Integration des Google Assistant, die Navigation mittels Google Maps sowie das mobile Bezahlen via Google Wallet. Was hingegen noch immer fehlt, ist "Watch Unlock", also die Möglichkeit, das Smartphone mittels Uhr zu entsperren. Das hatte Google bereits Anfang des Jahres demonstriert, erhältlich ist es aber immer noch nicht.

Zieht man noch in Betracht, dass zuletzt einige interessante neue Apps für Wear OS hinzugekommen sind – darunter etwa die Wander-App Alltrails oder auch Amazons Hörbuchplattform Audible –, hat sich Googles Betriebssystem für Smartwatches zuletzt gehörig gemausert.

Pixel Watch 2 Screenshots
Einige der vorinstallierten Apps für die Pixel Watch 2 (von links nach rechts): Google Home, Youtube Music und Keep. Im Play Store gibt es dann noch jede Menge mehr.
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Verwirrend ist hingegen die Verschränkung des Abodienstes Fitbit Premium mit der Pixel Watch 2. So funktionieren zwar die Kerndienste vom Workout-Tracking bis zum Stress-Monitoring allesamt auch ohne Abo. Diverse zusätzliche Auswertungen dieser Daten gibt es aber nur, wenn für Fitbit Premium bezahlt wird. Die Grenze erscheint dabei oft arbiträr gewählt, Google sollte bei diesem Thema also noch einmal nachschärfen. So wird wohl kaum jemand widersprechen, wenn Trainingsvideos und -tipps hinter einer Bezahlschranke liegen. Bei Dingen, die direkt mit der Datenerfassung und -auswertung zu tun haben, hat das aber einen ziemlich unangenehmen Beigeschmack.

Der Akku

Kommen wir zu jenem Punkt, der für viele wohl entscheidend ist: die Akkulaufzeit. Auf den ersten Blick hat sich in dieser Hinsicht wenig getan, 306 statt 294 mAh ist der Akku nun groß – ein kaum relevanter Zuwachs. Glücklicherweise ist das aber nur ein Teil der Gleichung. Dank des neuen Chips sowie anderer Optimierungen stellt die Pixel Watch 2 in dieser Hinsicht ein signifikantes Upgrade gegenüber dem Vorgänger dar.

Google selbst spricht zwar erneut von denselben 24 Stunden Laufzeit wie im Vorjahr, das aber dieses Mal mit aktiviertem Always-on-Display. Im Test erweist sich das zum Glück als relativ konservativ geschätzt, irgendwo zwischen 24 und 30 Stunden waren es im Schnitt. Besonders erfreulich ist dabei, dass auch bei aktiven Workouts weniger Strom als im Vorjahr verbraucht wird. Auch über Nacht ist der Akkuverbrauch rund ein Drittel geringer.

Rechnet man dazu, dass bei der Pixel Watch 2 deutlich mehr Sensoren als beim Vorgänger dauerhaft laufen, ist das alles also ein durchaus großer Fortschritt. Und doch: Die ganz große Begeisterung will nicht aufkommen. Es muss einfach noch immer viel zu oft darauf geachtet werden, die Uhr rechtzeitig zu laden, vor allem wenn der Tag nicht immer dem exakt selben Rhythmus folgt.

Dass echte Smartwatches in dieser Größe nicht so schnell an die Laufzeiten von Fitness-Trackern herankommen werden, ist das eine. Wenn es eine folgende Hardwaregeneration regelmäßig auf 36 bis 48 Stunden brächte, wäre das aber in der Praxis schon ein großer Fortschritt.

Aufladen

In Hinblick auf die Ladegeschwindigkeiten berichten viele von einer deutlichen Steigerung. Im Test lässt sich das nicht reproduzieren. Ja, die Aufladung geht etwas schneller – nach 30 Minuten sind 50 Prozent erreicht, nach 75 Minuten ist der Akku voll –, das ist aber nicht sonderlich weit weg vom Vorgänger. Dass hier viele einen starken Sprung anmerken, mag daran liegen, dass das Ladekabel der ersten Pixel Watch keine sonderlich feste Verbindung bot. War die Uhr leicht fehlplatziert, führte das schnell zu Ladeproblemen.

Mit der Pixel Watch 2 bereinigt Google dieses Problem: Es gibt ein neues Ladekabel, das Pogo-Pins statt der drahtlosen Lösung des Vorgängers zur Stromübertragung verwendet und eine viel stärkere magnetische Verbindung bietet. Eine an sich also durchaus verständliche Entscheidung. Für jene, die schon die erste Pixel Watch hatten, ist das hingegen unerfreulich. Immerhin funktioniert bestehendes Ladezubehör nicht mehr. Zudem ist zu befürchten, dass sich das Spiel kommendes Jahr wiederholt, bietet sich doch langfristig der drahtlose Ladestandard Qi2 mit seinen stärkeren Magneten als bessere Lösung an.

Pixel Watch 2
Baba, drahtloses Laden: Die Pixel Watch 2 bringt ein neues Ladekabel mit Pogo-Pins (links).
Proschofsky / STANDARD

Zumindest einen echten Vorteil hat die Kabellösung aber. Das Kabel kann nämlich auch für Datenverbindungen genutzt werden. Das heißt, dass bei der Pixel Watch 2 Android-Entwickler-Tools wie ADB oder Fastboot funktionieren, was allerlei Potenzial für Softwarebasteleien eröffnet.

Vermischtes und Support

Noch ein paar Hardware-Eckdaten im Schnelldurchlauf: Die Pixel Watch 2 ist nach IP68 vor Wasser und Staub geschützt. Für die Datenübertragung werden Bluetooth 5.0 sowie WiFi 802.11 b/g/n unterstützt. Eine Version mit LTE-Anbindung gibt es zwar – aber nicht in Österreich. Der NFC-Chip ist für die Google-Wallet-Nutzung essenziell, für die Standortbestimmung werden GPS, GLONASS, Beidou, Galileo und Quasi-Zenith Satellite unterstützt.

Wenn sich Google schon mit der Nutzung von recyceltem Aluminium schmückt, muss noch ein Punkt kritisch angemerkt werden. Die erste Pixel Watch war de facto nicht reparierbar, bei einem Glasschaden ist das Gerät ein Wegwerfprodukt. Das scheint sich auch bei der zweiten Hardwaregeneration nicht zu ändern, Fragen des STANDARD zu diesem Thema wurden jedenfalls nicht beantwortet, was in diesem Fall wohl als Bestätigung gewertet werden darf.

Dazu passend: Google garantiert für die Pixel Watch 2 drei Jahre Software-Support, das ist unerfreulich wenig. Samsung hat sich bei vier Jahren eingependelt, Apple liefert fünf Jahre lang Updates. Gerade angesichts dessen, dass Pixel-Smartphones jetzt sieben Jahre garantieren, bleibt zu hoffen, dass man das mit der nächsten Hardwaregeneration ändert. Immerhin sind kurze Supportzeiten nicht gerade ein Zeichen des Vertrauens in die Langlebigkeit der eigenen Hardware.

Kompatibel ist die Pixel Watch 2 mit allen Smartphones ab Android 9, am Zusammenspiel mit iPhones versucht sich Google gar nicht mehr. Das ist allerdings verständlich. Könnte man doch nie eine ähnlich enge Integration erreichen, wie es Apple selbst möglich ist.

Verfügbarkeit

Die Pixel Watch 2 (WiFi) ist zum Preis von 399 Euro ab sofort erhältlich, eine LTE-Version gibt es in Österreich wie erwähnt nicht. Sie wird mit einem Armband aus Fluorelastomer mit Soft-Touch-Beschichtung geliefert, die vier verfügbaren Farben werden jeweils mit unterschiedlichen Gehäusestilen kombiniert.

So gibt es Varianten mit Band in Himmelblau ("Bay") sowie Porzellanweiß, die mit einem Gehäuse aus poliertem Silber geliefert werden. Die Variante mit schwarzem Band wird mit einem Gehäuse in Mattschwarz kombiniert, das Band in "Hazel" (einem Grau mit Grünstich) mit einer Uhr in "Champagnergold".

Pixel Watch 2 Bänder
Google bietet selbst eine Fülle an Bändern für die Pixel Watch 2 an, die allesamt auch mit dem Vorgänger zusammenpassen.
Google

Als Zubehör bietet Google all die bestehenden Bänder und einige neue an. So gibt es jetzt ein Active-Band für sportliche Aktivitäten, und auch das schon für die erste Pixel Watch angekündigte Milanaise-Band ist nun wirklich erhältlich.

Im Preis enthalten sind sechs Monate Fitbit Premium, wie üblich gilt das aber nur, wenn man solch ein Angebot in der Vergangenheit noch nicht wahrgenommen hat.

Fazit

Selten war ein Testfazit leichter: Die Pixel Watch 2 ist all das, was die erste Hardwaregeneration hätte sein sollen. Google ist tatsächlich all die großen Kritikpunkte in Bezug auf den Vorgänger angegangen und hat jeweils substanzielle Verbesserungen vorgenommen – von fehlenden Sensoren über Softwareschwächen bis zur Akkulaufzeit.

Gerade die Fitness- und Gesundheitsfunktionen sind mittlerweile wirklich sehr gut, die Stärken von Google und Fitbit fügen sich immer besser zusammen. Damit hier keine Missverständnisse entstehen: Intensive Sportlerinnen und Sportler wird man damit natürlich trotzdem nicht von ihren Garmin- oder Polar-Geräten wegbekommen. Da zählen die umfassenderen Auswertungen, aber vor allem die erheblich längere Akkulaufzeit viel mehr.

In Summe ist die Pixel Watch 2 damit eine sehr gute Android-Smartwatch geworden. Google hat erstmals einen ernsthaften Konkurrenten zu den Geräten von Samsung und Apple im Angebot. Die Pixel Watch 2 ist damit eine durchaus interessante Option für alle, die ein Android-Smartphone haben und nach einer Smartwatch suchen.

Mit Apple verhält es sich anders. Da geht es Google eher darum, zu verhindern, dass jene, die gerne eine Smartwatch hätten, gleich ganz in das Apple-Universum abtauchen. Und auch wenn die aktuelle Apple Watch weiterhin das bessere Gerät ist, so nähert sich doch Google mit der Pixel Watch 2 ausreichend an, um für viele den Sprung weniger interessant zu machen. Jetzt noch eine größere Variante der Uhr sowie weitere Verbesserungen bei Akkulaufzeit und Software-Ökosystem, und die beiden könnten sich irgendwann einmal durchaus auf Augenhöhe bewegen. Die Richtung stimmt jedenfalls. (Andreas Proschofsky, 22.10.2023)