Kommissar Felix Murot (Ulrich Tukur) im neuen "Tatort" aus Wiesbaden.
Foto: ORF/ARD/HR/Bettina Müller

Alt fühlt er sich. Leer, unglücklich und ausgebrannt. Einsam auch noch. Nicht schön, was Felix Murot (Ulrich Tukur) am Sonntag im Tatort seinem Analytiker alles anvertraut. Sogar die Leichen in seinen Mordfällen seien glücklicher als er, klagt er in Murot und das Paradies. Aber sie weisen eine verstörende Absonderlichkeit auf: eine Art Port anstelle des Nabels, wo irgendetwas andocken kann.

Aus der Frankfurter Finanzwelt stammten sie und nahmen regelmäßig an wilden und geheimen Partys teil, die sie ins "Paradies" bringen sollten. Natürlich muss Murot auch dorthin, und damit beginnt eine der skurrilsten Ermittlungen in der Tatort-Geschichte.

Sie führt zu den uralten Fragen der Menschheit: Was ist Glück? Und wie erlangen wir es? Zwei Frauen haben da einen Weg gefunden, der Murot (und alle anderen Suchenden) auf eine Reise zwischen Mutterleib und Stanley Kubricks Odyssee im Weltraum schickt.

Er erlebt Dinge, die man sich nur in den kühnsten Träumen ausmalt, und ist endlich glücklich. Aber man ahnt natürlich: Das Glück hat seinen Preis. Und der muss bezahlt werden, auch von einem Kommissar – zur Not mit Lügen.

Murot hat in seiner Tatort-Karriere allerhand Irres und Tiefgründiges erlebt. Aber das großartige Spektakel am Sonntag setzt dem Ganzen die Krone auf. Ein Krimi ist das nicht, vielmehr ein Fantasy-Science-Fiction-Thriller, dem durchaus auch die Bodenständigkeit von Murots Mitarbeiterin Magda Wächter (Barbara Philipp) guttut.Denn sonst würden wir alle diese Weisheit nicht erfahren: Man braucht das Unglück, um überhaupt glücklich zu sein. (Birgit Baumann, 22.10.2023)