Petar Ratkov und seine Teamkollegen befinden sich ein einer ungewohnt negativen Form.
APA/KRUGFOTO

Salzburg – Red Bull Salzburg ist in der Fußball-Bundesliga außer Tritt gekommen. Nach der verdienten 0:1-Heimniederlage am Samstag gegen den LASK liegen die Salzburger erstmals seit der Bundesliga-Reform 2018 bei Halbzeit des Grunddurchgangs nicht auf Platz eins. Die bescheidene Leistung gilt es schnell abzuhaken, auf die Mannschaft von Gerhard Struber wartet am Dienstag in der Champions League Vorjahresfinalist Inter Mailand.

Der LASK war von der ersten Minute an die dominierende Mannschaft und holte sich dank des Treffers von Robert Zulj (34.) viel Selbstvertrauen für die eigene internationale Aufgabe, die die Linzer in der Europa League am Donnerstag zu Saint-Gilloise nach Belgien führt.

Reaktionsmodus

Während der LASK zu überzeugen wusste, brachten die Salzburger nur je eine gute Torchance pro Halbzeit zustande. Viel zu wenig für deren Ansprüche. "Wir haben uns vom ersten Moment die Schneid abkaufen lassen. Wir haben uns mehr und mehr das Lenkrad aus der Hand nehmen lassen, waren immer im Reaktionsmodus, nicht am Steuer", meinte Struber.

Der Trainer vermisste aber auch den letzten Willen, die Niederlage abzuwenden. "Wir müssen schon ein anderes Gesicht zeigen, um am Ende Spiele in unsere Richtung zu drehen. Heute hat uns das Feuer gefehlt, Paroli zu bieten in den typischen Momenten, wo es einen Abnützungskampf gibt. Der Unterschied, ob man mit 100 Prozent Dinge annimmt oder mit 95 Prozent, der Gap war sichtbar", kritisierte Struber, der die Pfiffe zur Verabschiedung durchaus verstehen konnte. "Wenn man die Basics nicht auf den Platz bringt, kann es sein, dass Pfiffe kommen. Wir haben einiges dazu beigetragen."

Vier Punkte fehlen den Salzburgern nun auf Tabellenführer Sturm Graz, 23 Zähler nach elf Runden sind die schwächste Ausbeute seit der Reform vor fünf Jahren. Und erstmals seit neun Jahren bezogen die Bullen zwei Liga-Heimniederlagen hintereinander. "Man hat heute gesehen, dass in der Bundesliga alles ein Stück weit knapper geworden ist. Man kann sich nicht eine Leistung leisten, die auf diesem Niveau ist. Wir müssen ganz schnell schauen, dass wir die Steckdose finden, die uns wieder richtig Strom gibt", sagte Struber.

Salzburg-Trainer Gerhard Struber erkannte eine Lücke zum absoluten Einsatz.
APA/KRUGFOTO

Das ist am Dienstag nötig, will Salzburg in Mailand gegen Inter bestehen. "So eine Leistung müssen wir alle hinterfragen und uns trotzdem freuen auf das Spiel, das kommt. Das ist Champions League, das ist was ganz Besonderes", erklärte Struber und forderte: "Wir müssen ein anderes Gesicht zeigen. Wir müssen uns in Erinnerung rufen, was uns stark macht. Das hat zu tun mit hoher Aggressivität und Intensität, das gilt es unter Beweis zu stellen. Dann ist es auch in Mailand möglich, den Gegner zu ärgern."

Mit Teamgeist zum Auswärtssieg

Ganz anders ist die Stimmungslage beim LASK. Die Linzer haben die Länderspielpause bestens genutzt, um sich auf den Schlager vorzubereiten und setzten ihre Pläne richtig gut um. "Gegen Salzburg muss man gemeinsam gut verteidigen, das beginnt vorne. Wir haben den Gegner hoch unter Druck gesetzt, das hat die Mannschaft fantastisch gemacht", freute sich Thomas Sageder, der den "unheimlichen Teamgeist" in der Trainingswoche hervorhob.

Dass der mutige Auftritt drei Punkte brachte, dafür sorgte der Kapitän. Zulj traf mit einem platzierten Abschluss und war danach voll des Lobes für die Mannschaft. "Wenn du Salzburg spielen lässt, dann wird es schwer. Wir haben hoch attackiert, viel laufen müssen, viel leiden müssen, aber es lohnt sich am Ende des Tages. Es kommen Mannschaften hierher, die stellen sich hinten rein und hoffen auf den lieben Gott. Aber das ist nicht unser Ansatz", erklärte der Siegtorschütze. "Wir haben hinten drei Spieler, die unglaublich gespielt haben, zwei Laufmaschinen davor, außen Zweikampfmonster, da war es für Salzburg schwer", schwärmte Zulj.

Nun gilt es jene Konstanz zu zeigen, die Zulj im bisherigen Saisonverlauf ein bisschen vermisste. Mit einem Erfolg in Belgien können sich die Linzer in der Europa League wieder voll ins Aufstiegsrennen einschalten. "Das ist so ein Spiel, wo wir sehen, sind wir so weit, dass wir drei oder vier Tage später wieder so eine Leistung auf den Platz bringen", meinte er.

Sageder ist jedenfalls sicher, dass der überzeugende Sieg in Salzburg in der Mannschaft viel bewirkt. "Ich hoffe und bin überzeugt, dass die Mannschaft daran glaubt, dass wir uns sportlich immer weiter entwickeln, sonst kannst du Salzburg nicht schlagen. Wir haben gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Aber davon können wir uns am Donnerstag nichts kaufen." (APA, red, 22.10.2023)