Snooze, Schlummertaste, Aufstehen
In Umfragen gibt regelmäßig mehr als die Hälfte der Befragten an, die Schlummertaste zu drücken. Ist das "Nachdösen" nun gut oder schlecht?
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Sollten Sie heute früh vor dem Aufstehen die Schlummerfunktion Ihres Weckers betätigt und noch ein paar Minuten gedöst haben, sind Sie erstens nicht allein, sondern gehören zu den etwa 50 bis 60 Prozent, die laut Umfragen das Aufstehen hinauszögern. Und zweitens belegt eine neue Untersuchung, dass ein kurzes morgendliches Dösen (das ist die wörtliche Übersetzung für "snooze") für manche Menschen tatsächlich von Vorteil sein kann – insbesondere für jene, die eher "Nachteulen" sind und mit morgendlicher Müdigkeit zu kämpfen haben.

Diese Ergebnisse zweifeln damit auch die immer wieder gehörte Expertenwarnung (etwa des britischen Neurobiologen Stuart Peirson) an, dass man sich durch ein paar zusätzliche Minuten Schlaf am Morgen vor dem Aufwachen letztlich nur noch müder fühlen würde.

Für die neue Untersuchung, die dieser Tage im Journal of Sleep Research erschien, entwickelte ein kleines schwedisch-australisches Team um die Schlafforscherin Tina Sundeling (Universität Stockholm und Karolinska-Institut) zunächst einen Online-Fragebogen zu Schlaf- und Aufwachgewohnheiten. Dazu gehörte auch die Frage, ob die Schlummerfunktion des Weckers betätigt wird, die übrigens Anfang der 1950er-Jahre erfunden wurde. Unter den rund 1.700 Teilnehmenden der Umfrage wurden in der Folge die "Snoozer" mit den "Nicht-Snoozern" verglichen.

"Snoozer" sind eher "Eulen"

Die Schlummertastendrücker waren im Durchschnitt sechs Jahre jünger (obwohl es Dösende jeden Alters gab) und schliefen an Werktagen durchschnittlich 13 Minuten weniger lang. Es gab keinen Unterschied in der Schlafdauer an den Wochenenden oder in der Schlafqualität. Diejenigen, die ein "Nach-Nickerchen" machten, stuften sich jedoch viermal häufiger als Abendmenschen ein und fühlten sich dreimal häufiger nach dem Aufwachen schläfrig.

Als Hauptgrund gaben die "Snoozer" an, dass sie noch zu müde sind, um aufzustehen. Viele drücken die Schlummertaste auch deshalb, weil es sich gut anfühlt und weil sie langsamer aufwachen wollen. Etwa zehn Prozent der Befragten stellen mehrere Alarme ein, weil sie befürchten, nicht aufzuwachen, wenn der erste Alarm ertönt.

Untersuchungen im Labor

Für den zweiten Teil der Studie rekrutierten Sundelin und ihre Kollegen 31 Personen, denen Snooze-Gewohnheiten im Schlaflabor minutiös untersucht wurden, um mehr über die Auswirkungen des Dösens zu erfahren. Deren Schlaf wurde mittels Polysomnographie aufgezeichnet, bei der mehrere Elektroden an Kopf und Körper angebracht werden, um die Schlafstadien während der Nacht zu messen.

Nach einer Gewöhnungsphase mussten die Probanden den Wecker an einem der Morgen auf 30 Minuten vor dem Aufstehen stellen und durften dreimal die Snooze-Taste betätigen, bevor sie aufstanden. Am anderen Morgen schliefen sie diese 30 Minuten durch und hatten am Ende nur einen Aufwachalarm.

Unmittelbar danach mussten sie sich kognitiven Tests (Gedächtnistests und einfache mathematische Gleichungen) stellen, Speichel abgeben, um Cortisol zu messen (ein Hormon, von dem angenommen wird, dass es uns beim Aufwachen hilft), und über ihre Schläfrigkeit und Stimmung berichten. Die Tests wurden 40 Minuten später und noch zweimal im Laufe des Tages wiederholt.

Gut für den morgendlichen Geist

Die Ergebnisse: Wenn die Teilnehmer die Möglichkeit hatten, die Schlummertaste zu drücken, war ihr Schlaf in den letzten 30 Minuten vor dem Aufwachen leichter und weniger erholsam. Dennoch schliefen sie im Durchschnitt nur sechs Minuten weniger als ohne Schlummertaste. Wenn man die gesamte Nacht berücksichtigt, gab es bezüglich die Schlafmenge oder die Qualität des Schlafs keine Unterschiede zwischen Snoozern und Nicht-Snoozern.

Bei den Tests zeigte sich allerdings, dass die "Snoozer" direkt nach dem Aufstehen etwas besser abschnitten. Die wahrscheinlichste Erklärung für diesen Effekt ist, dass die Teilnehmer die Möglichkeit hatten, langsamer aufzuwachen. Jedenfalls war der Cortisolspiegel höher, wenn die Teilnehmer die Möglichkeit zum Nachdösen hatten. Frühere Untersuchungen haben ergeben, dass eine stärkere Cortisol-Wachreaktion - der starke Anstieg des Cortisols nach dem Aufwachen - mit einer geringeren Schlafträgheit zusammenhängt.

Da die Teilnehmer nach dem Schlummern nicht in den Tiefschlaf zurückfielen, könnte dies die Wahrscheinlichkeit, dass sie schläfrig aufwachten, zusätzlich beeinflusst haben: Viele Studien deuten darauf hin, dass es leichter ist, aus einem leichten Schlaf aufzuwachen als aus einem tiefen Schlaf.

Nicht für alle geeignet

Sundeling und ihre Kollegen betonen allerdings, dass ihre Untersuchung nicht bedeute, dass diese Art des Aufwachens für jeden optimal ist. Wenn Sie zu den Menschen gehören, die wach sind und sofort loslegen können, hat das Schlummern für Sie wahrscheinlich keine Vorteile. Wenn Sie morgens vor dem Aufstehen jedoch gerne bis zu einer halben Stunde dösen und feststellen, dass Ihnen das beim Aufwachen hilft, dann können Sie laut der schwedischen Expertin gerne auch morgen damit weitermachen. (Klaus Taschwer, 23.10.2023)