Es soll spektakulär werden.
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Die Kletterkünstler Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar reiben sich die Hände, die Radsport-Fans verwundert die Augen: Die 111. Tour de France wird historisch - historisch anders. Erstmals beginnt sie in Italien, erstmals endet sie nicht in Paris und erstmals seit 1989 mit einem Zeitfahren. Am Mittwoch wird die Strecke in Frankreichs Hauptstadt präsentiert, sie lässt sich aber schon jetzt nachvollziehen. Das Motto der Tour 2024 Pizza, Nizza und der höchste Pass Europas.

"In allen Nachbarländern Frankreichs hat die Tour bereits begonnen, nur in Italien nicht. Diese Lücke schließen wir", sagt Tour-Chef Michel Prudhomme über den "Grand Depart" am 29. Juni vor der Bilderbuchkulisse von Florenz. Und dass das Tour-Finale am 20. und 21. Juli ins Cote-d'Azur-Idyll von Nizza ausweichen muss, weil in Paris die letzten Vorbereitungen auf die am 26. Juli beginnenden Olympischen Spiele laufen, ist laut Prudhomme eine "einzigartige Angelegenheit". Eine anspruchsvolle obendrein.

Großer Showdown?

"Die letzten Etappen sind wirklich hart", sagt der dänische Titelverteidiger Jonas Vingegaard über die Bergankunft auf dem Col de la Couillole am vorletzten und das selektive Einzelzeitfahren am letzten Tour-Tag - dem ersten abschließenden "Chrono" seit der legendären Acht-Sekunden-Entscheidung zwischen Greg Lemond und Laurent Fignon 35 Jahre zuvor.

Es könnte nun wieder zum grandiosen Showdown kommen, diesmal zwischen Vingegaard, seinem slowenischen Widersacher Pogacar sowie dessen Landsmann Primoz Roglic, dem neuen Star des deutschen Bora-hansgrohe-Teams, und Belgiens Tour-Debütant Remco Evenepoel.

Wie die letzten beiden wurden bereits die ersten drei Etappen offiziell vorgestellt: Von Florenz geht es über Rimini und Bologna nach Turin - wo acht Wochen zuvor bereits der Giro beginnt - und dann nach Frankreich. Zum weiteren Verlauf sickerte schon einiges durch.

Spektakel in den Bergen

Am 2./3. Juli soll es die ersten Alpen-Etappen geben, die erste endet in Valloire, die zweite beginnt in Saint-Jean-de-Maurienne, weiter geht es Richtung Dijon (4. Juli) und zum ersten Zeitfahren am 5. Juli. Am zweiten Tour-Wochenende (6./7. Juli) stehen nicht wie gewohnt Bergetappen sondern eher flache Abschnitte im südlichen Zentralfrankreich an.

Nach dem Ruhetag in Orleans fährt das Peloton durch das Perigord ins Zentralmassiv. Das dritte Wochenende gehört den Pyrenäen mit spektakulären Bergankünften auf dem Pla d'Adet (13. Juli) und dem Plateau de Beille (14. Juli) - bei dessen Premiere 1998 siegte Marco Pantani, Jan Ullrich trug Gelb.

Nach dem zweiten Ruhetag (Narbonne/15. Juli) kehrt die Tour über Nimes (16. Juli) in die Alpen zurück mit einer Bergankunft in Superdevoluy (17. Juli) und einer wilden drittletzten Etappe am 19. Juli: Diese passiert die Cime de la Bonette, mit 2802 m die höchste asphaltierte Pass-Straße Europas und damit auch der höchste Punkt überhaupt der Tour-Geschichte, der zuletzt 2008 auf dem Programm stand.

Ein mächtiger Brocken vor dem mächtigen Finale in Nizza, wo nach dem 35 km langen Zeitfahren auf der Promenade des Anglais der Tour-Sieger feststeht. Nizza indes, das machte Prudhomme klar, hat den Tour-Showdown nur geborgt: "2025 kehren wir mit Freude auf die Champs-Elysees zurück." (sid, 24.10.2023)