AMS-Vorstand Johannes Kopf bei Martin Thür in der
AMS-Vorstand Johannes Kopf bei Martin Thür in der "ZiB 2" am Dienstag.
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Einer Studie zufolge werden Menschen über 50 Jahre und Langzeitarbeitslose seltener zu Vorstellungsgesprächen eingeladen als jüngere Bewerber und solche, die erst seit kurzem arbeitslos sind. Das Institut Sora schickte wie berichtet im Auftrag des Arbeitsmarktservice (AMS) fiktive Bewerbungen. Die Ergebnisse waren eindeutig – und nicht weiter überraschend. Beide Gruppen haben es deutlich schwerer, Arbeit zu finden. So viel ist bekannt. "Wozu also die Studie?", fragte Martin Thür in der "ZiB 2" am Dienstag AMS-Vorstand Johannes Kopf.

"Es braucht das, um die Betriebe zu sensibilisieren", sagte Kopf. "Sie waschen das Gold bei den Bewerberinnen und Bewerbern ungenau und verzichten damit auf wertvolle Ressourcen." Es gebe Firmen, die in ihren Stellenausschreibungen ausdrücklich auch ältere Bewerberinnen und Bewerber willkommen hießen. Kopf wünscht sich aber "viel, viel mehr" davon.

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Laut der Studie gab es im Lebensmitteleinzelhandel eine besonders große Ungleichbehandlung. Das ist insofern bemerkenswert, als genau in dieser Branche offenbar großer Personalmangel herrscht und etwa eine Lebensmittelkette Anfang des Jahres dafür warb, "Pause vom Ruhestand" zu machen. Mit Plakaten suchte das Unternehmen Pensionisten und Pensionistinnen, die sich noch etwas dazuverdienen wollen. Zwischen öffentlich bekundetem Anspruch und Wirklichkeit klafft offenbar noch eine große Lücke.

ZIB 2: AMS-Vorstand Kopf über Altersdiskriminierung
Das Arbeitsmarktservice (AMS) hat ein Experiment durchgeführt und dabei Altersdiskriminierung bei der Jobsuche festgestellt, dazu Vorstand Johannes Kopf im Interview.
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Für die Zukunft hatte der wie immer auf dem Punkt argumentierende AMS-Vorstand denn auch wenig Optimismus parat: Sollte die Rezession länger und tiefgreifender sein, dann drohe die Gefahr, "dass Betriebe sagen: 'Tut mir leid, schaffe ich von den Kosten her nicht und muss tatsächlich Personal abbauen.'" Das Problem, wieder einen Job zu finden, betrifft dann weitaus mehr Menschen, nicht nur Ältere und Langzeitarbeitslose. (Doris Priesching, 25.10.2023)