Frau am Sofa von oben fotografiert, Tasse Tee in der Hand
Gerade während der Erkältungssaison ist es essenziell, den Körper mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen. Manche Tees, etwa Salbeitee, wirken zudem entzündungshemmend.
Getty Images/ljubaphoto

Es ist wieder so weit: Rundherum wird gehustet, geschnäuzt und geschnieft. Welcher der vielen zirkulierenden Viren dahintersteckt, darüber kann meist nur der Hausarzt oder die Hausärztin Auskunft geben, aber es gibt eine Faustregel: "Wenn das Fieber sehr hoch ist, also um die 38,5 bis 39 Grad, und ganz plötzlich beginnt, dann ist das ein Hinweis auf die echte Grippe", erklärt die Allgemeinmedizinerin Gabrielle Minchev.

Sie verweist auch gleich darauf, wie wichtig es ist, sich vor ebendieser mit der Influenza-Impfung zu schützen: "Eine echte Grippe möchte man wirklich nicht haben. Es kann zu Folgeschäden wie Herzmuskelentzündungen oder monatelangem postviralem Fatigue-Syndrom kommen, um nur zwei davon zu nennen." Dasselbe gilt nach wie vor für Corona. Auch hier sollte man sich heuer wieder mit einer Impfung schützen.

Ingwertee mit Honig wirkt entzündungshemmend

Kommen die Symptome schleichend und steigt die Temperatur langsam an, ist von einem grippalen Infekt auszugehen – und den kann man durchaus auch versuchen, mit Hausmittelchen zu bekämpfen, findet Minchev. Sie rät vor allem in der Anfangsphase der Erkältung zu einem heißen Ingwertee mit Honig und Zitrone. "Ingwer wärmt von innen, und in Teeform hilft er dem Körper dabei, die Krankheitserreger rauszuschwitzen", erklärt die Ärztin.

Dass dieses uralte Heilmittel tatsächlich wirkt, wurde mittlerweile auch wissenschaftlich untermauert. In zahlreichen Studien zeigt sich, dass Ingwer entzündungshemmende Eigenschaften hat, die helfen können, Schwellungen zu lindern.

Und auch zur heilenden Wirkung von Honig gibt es Daten, die zeigen: Honig wirkt wie ein Entschlackungsmittel, er beruhigt gereiztes Gewebe, indem er es umhüllt. In einer Studie mit Kindern zwischen ein und fünf Jahren wurde sogar festgestellt, dass die Einnahme von zwei Teelöffeln Honig vor dem Schlafengehen den nächtlichen Husten genauso wirksam reduziert wie das in rezeptfreien Hustensäften enthaltene Medikament Dextromethorphan. (Wichtig: Kindern unter einem Jahr sollte Honig nicht verabreicht werden, bei ihnen besteht die Gefahr einer seltenen Art von Lebensmittelvergiftung, dem sogenannten Säuglingsbotulismus.)

Essigumschläge nicht zu kalt

Ein altbewährtes Mittel, um Fieber zu senken, sind etwa die Essigpatscherln, also kühlende Umschläge für die Waden. Dafür werden üblicherweise Geschirrtücher oder Socken in kühlem Wasser gemischt mit etwas Essig getränkt und dann aufgelegt bzw. angezogen. "Man kann das aber auch ohne Essig und nur mit kühlem oder lauwarmem Wasser machen. Der Essig hilft im Grunde nur dabei, dass die Umschläge länger kühl bleiben", erklärt Minchev und rät bei dieser Praxis zu Vorsicht.

Grundsätzlich helfen Essigpatscherln gut, aber sie sollten nicht zu kalt sein und das Fieber nur langsam senken: "Der schnelle Temperaturwechsel ist nämlich eine enorme Belastung für den Kreislauf."

Viel (Tee) trinken!

Generell gilt – sowieso immer, aber auch ganz besonders während der Erkältungssaison: Ausreichend trinken! Bei Husten empfiehlt Minchev einen Thymiantee. "Den kann man auch inhalieren. Man sollte nur darauf achten, dass er nicht zu heiß ist." Bei Halsweh hingegen hilft Salbeitee gut. Die Pflanze wirkt entzündungshemmend, antibakteriell und kann so die Keime im Hals bekämpfen und Schmerzen lindern.

Darüber hinaus sollte man darauf achten, dass der Körper mit wichtigen Nährstoffen gut versorgt ist. "Gerade wenn man ohnehin anfällig für Infekte ist, sollte man in der kalten Jahreszeit ausreichend Zink aufnehmen", rät Minchev. Das hilft bei der Immunabwehr und unterstützt zudem die Verdauung. Forschungsergebnisse deuten auch darauf hin, dass die Einnahme von Sirupen oder Lutschtabletten mit dem Spurenelement die Dauer einer Erkältung oder eines grippalen Infekts um ein bis zwei Tage verkürzen kann. Das liegt daran, dass Zink möglicherweise die Viren bei der Vermehrung hindert, vermuten Fachleute.

Außerdem sollte man auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin C achten, sagt Minchev. Die Idee, dass Vitamin C bei Erkältungen helfen kann, ist nicht neu. Bereits in den 1970er-Jahren hat der Nobelpreisträger Linus Pauling diese Vorstellung verbreitet. Dennoch bleibt die Wirksamkeit von Vitamin C umstritten. Der Körper kann hohe Dosen davon, wie sie in Nahrungsergänzungsmitteln vorkommen, nicht gut speichern, und überschüssiges Vitamin C wird normalerweise über den Urin einfach wieder ausgeschieden. Einige klinische Studien haben angedeutet, dass der Zeitpunkt der Einnahme von Vitamin-C-Präparaten von entscheidender Bedeutung sein könnte. Zum Beispiel legt eine umfassende Meta-Analyse aus dem Jahr 2013 nahe, dass die regelmäßige Einnahme von Präparaten, noch bevor die ersten Erkältungssymptome auftreten, sinnvoll sein könnte.

Heilende Wirkung von Hühnersuppe umstritten

Worauf auch viele schon lange bei Erkältung schwören: eine heiße Hühnersuppe. Geht es um die vermeintlich heilende Wirkung ebendieser, scheiden sich allerdings auch unter Fachleuten die Geister. Nach wie vor wird intensiv diskutiert, wie sehr tierische Eiweiße den Körper beim Heilungsprozess unterstützen können, berichtet Minchev. "Ich denke, es geht vor allem darum, dem Körper warme Flüssigkeit zuzuführen. Denn gerade, wenn man eh schon krank ist, vergisst man oft darauf, sich gesund zu ernähren und sich mit genügend Elektrolyten zu versorgen. Und da ist es meiner Ansicht nach egal, ob das eine Hühner- oder eine Gemüsesuppe ist."

Hausärztin oder Hausarzt konsultieren

Neben all den Hausmittelchen, die – ob wissenschaftlich belegt oder nicht – Linderung bringen, sollte man allerdings auch vor Medikamenten nicht zurückschrecken, findet Minchev. Der Mythos, dass Medikamente nur die Symptome unterdrücken, man sich dadurch zu fit fühle und damit die Erkältung eigentlich in die Länge zieht, hält sich hartnäckig. Viele versuchen deshalb, ganz auf Medikamente zu verzichten. "Schmerzmittel wie Ibuprofen maskieren zwar die Symptome, ja, aber es wirkt auch entzündungshemmend. Eine Rachen- oder Mandelentzündung kann man im Anfangsstadium mit Ibuprofen noch gut bekämpfen", sagt Minchev.

Am Ende sollte aber ohnehin immer der Hausarzt oder die Hausärztin konsultiert werden, sagt sie und empfiehlt telemedizinische Unterstützung: "Sehr vieles lässt sich auch mit einem Telefongespräch abklären."

Ausreichend Schlaf essenziell

Eine Sache gibt es allerdings noch, bei der unter allen Fachleuten und in unzähligen Studien Einigkeit herrscht: Wie wichtig Schlaf für einen gesunden Körper ist. "Schlaf wird völlig unterschätzt", ist Minchev überzeugt. Dabei ist ein guter Schlaf nicht nur während einer Erkältung essenziell. Denn viele Immun- und Reinigungsprozesse im Körper passieren, während wir schlafen. "Umso wichtiger ist es, bei Erkrankungen auf eine gute Schlafhygiene zu achten", sagt die Ärztin. Das bedeutet: Das Zimmer abdunkeln, den Fernseher ausschalten, das Handy weglegen und wirklich zur Ruhe kommen. Und das unbedingt ohne schlechtes Gewissen, sagt die Ärztin: "Man ist krank. Man soll zu Hause bleiben, sich ausruhen und ein paar Gänge zurückschalten." (poem, 28.10.2023)