Austria-Trainer Michael Wimmer vor der Partie gegen Sturm: "Wir haben Respekt, werden aber nicht in Ehrfurcht erstarren."
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Graz/Wien/Lustenau - Es war bisher ein goldener Oktober, den Vizemeister Sturm Graz am Sonntag (14.30 Uhr/live Sky) auch erfolgreich abschließen will. Mit der Moralinjektion vom 2:2 gegen Atalanta Bergamo und als ungeschlagener Tabellenführer gehen die Grazer in das Heimspiel gegen Austria Wien und peilen auch im vierten Bundesliga-Match in diesem Monat einen Sieg an. Sie würden damit auch einen 26 Jahre alten Klubrekord einstellen.

Seit eineinhalb Jahren gab es für die Austria gegen Sturm nichts zu holen, die Steirer gewannen fünf Duelle hintereinander. Folgt der sechste Streich, zieht das Team von Christian Ilzer mit der Osim-Truppe von 1997 gleich, die die ersten zwölf Saisonspiele ohne Niederlage absolviert hat. "Mit der Erfahrung aus diesen internationalen Härtetests und viel Vertrauen in unsere Stärken, wollen wir zuhause in unserem Wohnzimmer, vor unseren fantastischen Fans, wieder bereit für einen Hochleistungsauftritt sein und somit die Basis für einen erfolgreichen Sturm Graz-Nachmittag legen", sagte Ilzer.

Müde nach Europacup

Der Kraftakt und die Energieleistung in der Europa League habe zum einen natürlich viel Substanz gekostet, betonte der Sturm-Coach. Allerdings gebe dieser Punkt in Unterzahl auch viel Selbstvertrauen. "Egal gegen wen du spielst, am Sonntag nach solch einem großartigen und dir alles abverlangenden Abend ist die wartende Aufgabe immer eine schwere", sagte der 46-Jährige.

Die Austria reist aber mit gestärktem Selbstvertrauen an, haben die Wiener doch den Turnaround geschafft und sind im Oktober ebenfalls noch ungeschlagen. Die Mannschaft von Michael Wimmer blieb in der Liga gegen Rapid (0:0 mit zwei Mann weniger), Blau-Weiß Linz (4:0) und WSG Tirol (2:0) sowie im Cup gegen St. Anna (4:0) erstmals seit sieben Jahren viermal hintereinander ohne Gegentor.

Nun will die Austria auch den SK Sturm, der zum Saisonstart in Favoriten mit 3:0 gewonnen hat, fordern. "Wir sehen das Messen mit so einer Topmannschaft als Herausforderung, wir haben Respekt, werden aber nicht in Ehrfurcht erstarren", erklärte Wimmer, der am Donnerstagabend den starken Auftritt der Grazer gegen Atalanta mitverfolgt hat. "Es war schon beeindruckend, mit welcher Wucht und Intensität Sturm aufgetreten ist. Sie haben gegen eine italienische Topmannschaft absolut verdient einen Punkt geholt", sagte der Austria-Coach.

Dass die englischen Wochen den Grazern an die Substanz gehen, glaubt Wimmer nicht. "Sie haben einen richtig guten und breiten Kader. Ich glaube, dass so ein Spiel wie gestern eher pusht als lähmt. Daher werden wir 100 Prozent Leidenschaft brauchen, um dort ein gutes Spiel zu machen", ist er überzeugt. "Uns erwartet ein Spiel, in dem der Gegner wie immer eine aggressive und intensive Spielweise an den Tag legen wird. Wir müssen mit derselben Aggressivität dagegenhalten, defensiv stabil stehen und im eigenen Ballbesitz mutig nach vorne spielen", forderte Wimmer.

Rapid seit fünf Heimspielen sieglos

Die sportliche Situation des SK Rapid hat sich vergangene Woche mit der Heimniederlage gegen Austria Klagenfurt weiter zugespitzt. Tabellenrang sechs mit mageren 14 Punkten nach Halbzeit des Grunddurchgangs entsprechen nicht den grün-weißen Ansprüchen. Zum Auftakt der Rückrunde wollen die Wiener am Sonntag (17.00 Uhr/live Sky) in der Bundesliga den Turnaround einläuten, zu Gast in Hütteldorf ist der aktuell drittplatzierte LASK.

"Wir sind unzufrieden, so wie es bis jetzt gelaufen ist", stellte Rapid-Trainer Zoran Barisic klar. "Wir haben zwar viele gute Spiele absolviert, aber nicht die gewünschten Resultate eingefahren." Rapid gewann lediglich eines der letzten sieben Bundesliga-Spiele, im eigenen Stadion warten die Grün-Weißen seit fünf Partien auf einen Erfolg. Die Erwartungshaltung rund um den Verein ist wahrlich eine andere, logischerweise werden kritische Stimmen immer lauter.

Der LASK landete in der Bundesliga zuletzt einen überzeugenden 1:0-Erfolg bei Serienmeister Salzburg. Unter der Woche sah es für die Linzer auch auf der internationalen Bühne lange Zeit vielversprechend aus, ehe zwei späte Gegentreffer beim belgischen Tabellenführer Union Saint-Gilloise die dritte Niederlage im dritten Europa-League-Spiel besiegelten. "Es gilt nun, die positiven Dinge aus dem Spiel gegen Saint-Gilloise mitzunehmen, gut zu regenerieren und das Match abzuhaken", sagte Trainer Thomas Sageder.

"Mit Rapid wartet der nächste starke Gegner auf uns, der sicher besser ist, als es die Tabelle derzeit aussagt. Dennoch wollen wir wieder unsere Prinzipien auf den Platz bringen und im Idealfall drei Punkte holen", blickte der LASK-Coach voraus. Die zwei intensiven Spiele der letzten Tage veranlassen Sageder wohl zur Rotation, die aufgrund der langen Verletztenliste aber nicht allzu üppig ausfallen dürfte.

Hartberg hofft auf Revanche

Zum Start der Rückrunde tritt der TSV Hartberg eine weite Reise an. Die Oststeirer, die die beste Hinrunde in der Vereinsgeschichte spielten, treffen am Sonntag (14.30 Uhr/live Sky) auswärts auf Austria Lustenau. Im Hinspiel vergab Hartberg nach einer Roten Karte eine 2:0-Führung, dafür möchte man in Vorarlberg Revanche nehmen. Die Grün-Weißen brauchen Punkte, um vom letzten Tabellenplatz weg zu kommen.

Im ersten Duell hatte es in der 1. Runde am Ende ein 2:2-Remis gegeben. Seitdem hat sich Hartberg auf den fünften Tabellenplatz vorgearbeitet. Erst der SK Sturm beendete in der Vorwoche die Serie der Oststeirer, die sieben Pflichtspiele ohne Niederlage geblieben waren. "Aber auch gegen Sturm war es ein Spiel, das schwer in Ordnung war", sagte Trainer Markus Schopp und bestätigte, dass es derzeit nicht an Selbstvertrauen fehle. "Mit dieser Grundidee, mit diesem Grundgedanken geht man auch in die nächsten Spiele. Wohlwissend, dass es in den nächsten 90 Minuten darum geht, das zu bestätigen."

Von der Tabellensituation lasse man sich nach elf Runden aber nicht blenden. Das gelte auch beim Blick auf die Lustenauer Austria, die erst drei Punkte gemacht hat. "Die Möglichkeit zu Hause gegen Hartberg ist eine riesengroße für Austria Lustenau. Das wissen wir, darum sind wir sehr gut vorbereitet. Sicher nicht weniger vorbereitet, als wir gegen Sturm waren", führte Schopp aus, der eventuell wieder auf Maximilian Entrup zurückgreifen kann.

Auch Lustenau-Coach Markus Mader zollte dem Gegner Respekt. "Die Hartberger haben sich in den letzten Monaten sehr gut entwickelt", betonte er. "Sie haben immer wieder gute Ideen, um gefährlich vor das Tor zu kommen. Im Kader stehen einige gute Individualisten, die es gilt in den Griff zu bekommen". (APA, red, 27.10.2023)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zur 12. Runde der Bundesliga am Sonntag (alle Spiele live auf Sky Austria):

Sturm Graz - Austria Wien (Graz, Merkur Arena, 14.30 Uhr, SR Kijas). Bisheriges Saisonergebnis: 3:0 (a)

Scherpen - Gazibegovic, Affengruber, Wüthrich, Schnegg - Lavalee, Gorenc-Stankovic - Sarkaria, Kiteishvili, Prass - Wlodarczyk

Es fehlt: Geyrhofer (Knieverletzung)

Austria: Früchtl - Handl, Martins, Meisl - Ranftl, Jukic, Braunöder, Polster - Gruber, Asllani, Fitz

Fraglich: Potzmann (erkrankt)

Es fehlen: Galvao, Plavotic (beide Sprunggelenk), Raguz, El Sheiwi, Wustinger (langzeitverletzt)

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Austria Lustenau - TSV Hartberg (Lustenau, Reichshofstadion, 14.30 Uhr, SR Untergasser). Bisheriges Saisonergebnis: 2:2 (a)

Lustenau: Schierl - Anderson, Mätzler, Moltenis - Gmeiner, Tiefenbach, Grabher, Berger - Surdanovic, Baden Frederiksen, Fridrikas

Es fehlen: Maak (bevorstehende Rücken-OP), Diallo (nach Muskelfaserriss)

Hartberg: Sallinger - Heil, Komposch, Bowat, Pfeifer - Diakite, Sangare - Frieser, Lang, Providence - Avdijaj

Fraglich: Entrup (Rücken)

Es fehlt: Ehmann (Schulter)

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SK Rapid - LASK (Wien, Allianz Stadion, 17.00 Uhr, SR Altmann). Bisheriges Saisonergebnis: 1:1 (a)

Rapid: Hedl - Schick, Querfeld, Hofmann, Auer - Sattlberger, Grgic - Kühn, Seidl, Grüll - Burgstaller

Es fehlt: Cvetkovic (Knie)

Fraglich: Kongolo

LASK: Lawal - Ziereis, Andrade, Luckeneder - Flecker, Horvath, Ljubic, Bello - Mustapha, Zulj, Goiginger

Es fehlen: Wiesinger, Taoui, Pintor, Renner, Jovicic, Darboe (alle verletzt)