Markus Katzer (li) wird am Sonntag unabhängig vom Ergebnis sagen: "Es gibt keine Trainerdiskussion." Zoran Barisic (re) ist aber dennoch gefordert, Rapid wieder auf die Erfolgsstraße zurückzubringen.
APA/EVA MANHART

Der 53-jährige Zoran Barisic kennt die Mechanismen des Fußballs. Ist man Trainer von Rapid, greifen sie schneller. Wobei sein Vorgesetzter, Sportgeschäftsführer Markus Katzer, sagt: "Es gibt keine Trainerdiskussion." Er wirkt dabei überzeugend, anderseits gehört auch dieser Satz zum Geschäft, zum Mechanismus.

Rapid hat nach dem halben Grunddurchgang, also nach elf Runden, läppische 14 Zähler aufzuweisen. Das reicht zum zwischenzeitlichen sechsten Platz, der Anspruch und die Wirklichkeit gehen in Hütteldorf vorerst getrennte Wege. Katzer und Barisic behaupten, es sei in erster Linie eine "Ergebniskrise". Wobei beide wissen: "Fußball ist ein Ergebnissport."

Am Sonntag kommt der LASK ins Allianz-Stadion (17 Uhr). Rapids Erinnerungen an die Linzer sind gemischte. Man führte zum Auftakt der Bundesliga lange mit 1:0, war dominant, kassierte in der Nachspielzeit den Ausgleich. "Das war sinnbildlich für die ganze Saison", sagt Barisic und betont gebetsmühlenartig, dass die Leistungen "meistens gut waren. Wir schafften es aber nicht, uns zu belohnen." Das jüngste Beispiel war das 2:3 vor einer Woche daheim gegen Austria Klagenfurt. Rapid führt lange 1:0, mit dem unerwarteten Ausgleich fiel die Mannschaft wie ein Kartenhaus zusammen. Fußball sei eben Kopfsache, sagt Barisic, was natürlich nicht heißen soll, "dass wir dumm sind. Aber wir verabsäumen es, die Kontrolle zu bewahren, der Nachdruck geht verloren. Und wir werden oberflächlich." Einige Spieler nehmen übrigens die Hilfe eines Sportpsychologen in Anspruch.

Qualität vorhanden

Für den 43-jährigen Katzer ist es eine Frage des Selbstvertrauens. "Es liegt vor der Tür, aber wir holen es nicht ab." Die Mannschaft lebe. "Ich bin überzeugt, dass die Richtung stimmt." Barisic ist von der Qualität seiner Spieler ausnahmslos und felsenfest überzeugt. "Einige Junge müssen eben erfahren, was Rapid bedeutet. Druck." Kritik sei natürlich angebracht. "Die Kunst ist, positiv zu bleiben. Rückschläge sind auch immer eine Chance. Wir wollen zeigen, dass wir gut sind."

In sechs Heimspielen zeigte Rapid genau einen Sieg (gegen Altach). Die Trainingswoche sei normal verlaufen. "Natürlich haben wir uns den Spiegel vorgehalten. Wir pflegen einen ehrlichen Umgang miteinander." Barisic, der auch in schwierigen Zeiten dem Scherz nicht gänzlich abgeneigt ist, erzählt eine Geschichte, die nie stattgefunden hat. "Ich habe aus dem ersten Stock einen Salto geschlagen, bin hart gelandet, aufgestanden, damit sie sehen, dass nix passieren kann."

Der LASK ist Dritter, hat am Donnerstag in der Europa League gegen Union Saint-Gilloise 1:2 verloren, das Siegestor der Belgier fiel tief in der Nachspielzeit. Die Linzer haben sich sozusagen an Rapid ein Beispiel genommen. Barisic: "Wir gehen in das Spiel, um es zu gewinnen."

Katzer sagt, es wäre völlig absurd, "in Panik auszubrechen. Das wäre dass Schlimmste." Natürlich dürfe man nicht zufrieden sein. "Vom Gefühl her haben wir mehr Punkte, aber das zählt nicht." Barisic ist sich der Lage bewusst. "Der zweite Teil des Grunddurchgangs muss besser werden, wir wollen Rang sechs möglicht rasch absichern." Um keinem Shitstorm ausgesetzt zu werden, fügt er an: "Das heißt nicht, dass wir Sechster werden wollen. Das kann auch Rang zwei oder drei sein." Das Wort Meistertitel nimmt er nicht in den Mund, Barisic möchte nicht als "weltfremder Fantast in die Geschichte eingehen". Die Lösung der Probleme sei theoretisch simpel: "Wir dürfen mit der Kugel keinen Blödsinn machen."

Mit einer möglichen Niederlage gegen den LASK befasst er sich im Vorfeld nicht. Nach dem 2:3 gegen Klagenfurt waren vereinzelt "Zoki raus"-Rufe zu vernehmen, die Westtribüne war freilich noch weit weg von einem Chor. Was nicht ist, kann jederzeit werden. Barisic sagt: "Es wird alles aggressiver und schnelllebiger. Katastrophen finden woanders statt." Ihm sei klar, dass er nicht ein Christian Streich sei, der praktisch von Geburt an Trainer des FC Freiburg ist. (Christian Hackl, 28.10.2023)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen

SK Rapid - LASK (Wien, Allianz Stadion, Sonntag, 17.00 Uhr, SR Altmann). Bisheriges Saisonergebnis: 1:1 (a)

Rapid: Hedl - Schick, Querfeld, Hofmann, Auer - Sattlberger, Grgic - Kühn, Seidl, Grüll - Burgstaller

Es fehlt: Cvetkovic (Knie)

Fraglich: Kongolo

LASK: Lawal - Ziereis, Andrade, Luckeneder - Flecker, Horvath, Ljubic, Bello - Mustapha, Zulj, Goiginger

Es fehlen: Wiesinger, Taoui, Pintor, Renner, Jovicic, Darboe (alle verletzt)