Was er gegen Joe Biden (80) genau habe, wird Dean Phillips derzeit häufig gefragt. Nichts, entgegnet der 54-jährige Demokrat darauf meist. Ganz im Gegenteil, Biden habe "einen spektakulären Job für unser Land erledigt". Dabei liegt die Frage durchaus auf der Hand: Phillips nämlich, seit knapp fünf Jahren Abgeordneter zum Repräsentantenhaus, hat am Freitag seine Kandidatur für die demokratischen Vorwahlen zur Präsidentschaft bekanntgegeben – als Gegner Joe Bidens.

Glaubt man Phillips’ Begründung für sein Antreten, treibt ihn vor allem die Panik an: Joe Biden werde schlicht als zu alt empfunden, der Präsident werde die Wahl 2024 verlieren. Es brauche eine Alternative, und zwar eine jüngere. Monatelang hatte er im TV und in privaten Telefonaten mit hochrangigen Demokraten versucht, andere zu einer Kandidatur zu drängen. Nun greift er selbst ein. Er sieht dies, sagt er, schlicht als Verantwortung.

"Make America Affordable Again"

Bisher gibt es nur eine einzige Gegnerin Bidens, die alle Kriterien der Demokraten zum Antritt erfüllt: Marianne Williamson (71), ziemlich liberal, Autorin mehrerer Selbsthilfebücher, Esoterikerin – und frei von Erfahrungen im politischen Amt. Fiele Biden aus – was dann?

Dean Phillips for President – nicht unbedingt aus Überzeugung, sondern eher aus Sorge will Dean Phillips das höchste Amt im Staat.
REUTERS/REBA SALDANHA

Natürlich: Auf große Erfahrung kann sich auch Phillips, der mit dem Slogan "Make America Affordable Again" antritt, nicht gerade berufen. Wo andere sonst auf Dienstzeiten als Senatorin oder Gouverneur verweisen können, hat er Zeit an der Spitze eines Spirituosenkonzerns zu nennen, den er von seinem Stiefvater geerbt hatte. Zudem leitete er einst eine Eismarke und zwei Cafés in seiner Heimat Minneapolis.

Was nicht heißt, dass Phillips, der als moderater Liberaler gilt, kein Talent hätte. 2018, während des Siegeszugs der Demokraten bei den Midterm-Wahlen, gewann er seinen Wahlkreis deutlich – den zuvor seit 1958 nur Republikaner gehalten hatten. Dabei half auch sein Vermögen aus der Alkoholindustrie: Mit rund 77 Millionen Dollar zählt er zu den reichsten Abgeordneten – für eine Präsidentschaftskampagne reicht das aber noch lange nicht.

Ob Phillips auf prominente Hilfe zählen darf? Der verheiratete Vater zweier Kinder sagt es so: In Telefonaten hätten ihm viele hochrangige Demokraten gesagt, es brauche dringendst Alternativen zu Biden – sie selbst seien dies aber nicht. Das Establishment hat Phillips gewiss vergrault – aber vielleicht finden sich ja andere Unterstützer. (Manuel Escher, 29.10.2023)