Ein Sparschwein steht auf einem Tisch. Dahinter sitzt ein Mann mit zwei Kindern, alle halten eine Münze in der Hand, die sie ins Sparschwein stecken wollen
Sparen hat in Österreich Tradition. Wegen der hohen Inflation und der teuren Energie bleibt vielen gerade aber nicht viel übrig, das gespart werden könnte.
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Am Weltspartag gehen noch immer traditionell viele Sparer in ihre Filiale, legen dort Geld ein und freuen sich über ein Spargeschenk. Dieser Tag wird mittlerweile aber auch gerne zum Anlass genommen, etwas über die finanzielle Wahrheit der Österreicher herauszufinden. Laut der Umfrage, die das Finanzierungsportal Cashy unter 1.000 Österreichern gemacht hat, sieht es nicht rosig aus, wenn es um die finanzielle Freiheit geht.

57 Prozent der Österreicher blicken demnach pessimistisch in ihre finanzielle Zukunft. 51 Prozent der Befragten haben mit finanziellen Engpässen zu kämpfen. Ein Fünftel (19 Prozent) hat ein- bis zweimal im Jahr finanzielle Engpässe, während es bei 13 Prozent sogar monatlich finanziell eng wird. Die Notlage zwingt Betroffene zu Einschränkungen bei Freizeitaktivitäten wie Restaurantbesuchen, Reisen sowie dem Kauf von Einrichtungsgegenständen, Kleidung und Elektronikprodukten.

Wer kann, will auch sparen

Die Leitzinserhöhungen der EZB kommen mittlerweile auch bei den Sparern an. Die Sparzinsangebote haben sich stark verbessert. Die Arbeiterkammer Wien hat die Zinssätze von 27 Banken (Online-Banken und Banken mit Filialen in Wien) erhoben. Für täglich fälliges Geld gibt es mittlerweile bis zu 3,0 Prozent Zinsen (mit Neukundenaktion). Bei einer Laufzeit von fünf Jahren bekommt man 3,4 Prozent. Viele Österreicher können sich aber trotzdem nichts auf die Seite legen.

Finanzielle Unterstützung

Schulden, die sich mit den Zinserhöhungen verteuert haben, und finanzielle Engpässe aufgrund der Teuerung führen dazu, dass vielen derzeit nichts bleibt, das angespart werden kann. In finanziellen Notsituationen sind viele auf vorübergehende Unterstützung angewiesen. Ein Drittel (29 Prozent) leiht sich kurzfristig Geld aus, wobei die meisten davon (15 Prozent) auf die Hilfe ihrer Familie zurückgreifen. Acht Prozent überziehen ihr Konto, um ihre finanziellen Probleme zu bewältigen, während fünf Prozent der Befragten Konsumkredite nutzen und zwei Prozent Pfandkredite in Anspruch nehmen.

Im Bereich der Pfandkredite herrscht große Unwissenheit in Österreich. Fast die Hälfte der Befragten (40 Prozent) weiß nicht, was ein Pfandkredit ist. Davon glaubt fast ein Drittel (29 Prozent), dass für einen Pfandkredit ausreichend hohes Einkommen und weitere Sicherheiten wie eine gute Bonität notwendig sind.

Pfandkredite als Ausweg

Zur Erklärung: Bei einem Pfandkredit wird ein Wertgegenstand als Sicherheit hinterlegt, die Kreditsumme ist abhängig vom Wert des Pfandgegenstands. Cashy ist ein Online-Finanzierungsportal, bei dem Wertgegenstände ohne Einkommensnachweis oder Bonitätsprüfung als Kreditsicherheit hinterlegt werden können. Für über 60.000 Artikel und Autos zeigt laut dem Unternehmen eine Bewertungssoftware gleich online die mögliche Kredithöhe mit Gebührenübersicht an.

Die meisten Österreicher hinterlegen für Pfandkredite Schmuck, Designerartikel oder Autos. "Ein Großteil der Kunden benötigt die kurzfristige Unterstützung für nur wenige Wochen bis zu zwei Monate", erklärt Patrick Scheucher, CEO von Cashy.

Der Gap zwischen Männern und Frauen

Bei denjenigen, die Sparen und auch veranlagen können, zeigen sich nach wie vor deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen, wie eine repräsentative Befragung von 2.000 Frauen und Männern in Österreich im Auftrag von J.P. Morgan Asset Management zeigt. Laut dem Ergebnis haben vor allem die Inflation sowie die massiven Zinserhöhungen der vergangenen Monate starke Auswirkungen auf das Anlageverhalten von Frauen. Demnach spart jede zweite Frau in Österreich (50 Prozent) aufgrund der hohen Inflation weniger oder gar nichts mehr – im Vergleich zu ihnen sind es 42 Prozent der Männer.

35 Prozent der Frauen in Österreich nutzen infolge der Zinserhöhungen wieder stärker Tagesgeld und Sparbuch anstatt Investmentfonds, ETFs oder Aktien – bei den Männern sind es 32 Prozent. Insgesamt setzen rund zwei Drittel der Frauen in Österreich auf das Sparbuch (64 Prozent), bei Männern sind es 61 Prozent. Nur 17 Prozent der Frauen in Österreich besitzen Investmentfonds/ETFs, 16 Prozent besitzen Aktien – bei Männern besitzen 28 Prozent sowohl Investmentfonds/ETFs als auch Aktien.

Notgroschen und Wunscherfüllung

Im Hinblick auf die Sparziele wollen sowohl Frauen als auch Männer in Österreich derzeit lieber auf Nummer sicher gehen: 59 Prozent der Frauen sparen, um Rücklagen für Notfälle zu bilden, bei den Männern sind es 48 Prozent. Dennoch wollen viele Frauen auch weiterhin flexibel bleiben: 39 Prozent geben an, dass sie sparen, um sich spontan Wünsche erfüllen zu können – bei Männern sind dies mit 29 Prozent deutlich weniger.

Um den Ruhestand abzusichern, sparen 28 Prozent der Frauen, bei den Männern sind es 35 Prozent. Ängste und Sorgen können das Sparverhalten jedoch stark beeinflussen. Sowohl bei Frauen als auch bei Männern ist die Sorge, dass das Sparguthaben durch die Inflation schleichend entwertet wird, besonders ausgeprägt (Frauen: 61 Prozent; Männer: 50 Prozent). Fast jede dritte Frau und jeder dritte Mann haben zudem Angst vor einer Rezession. (Bettina Pfluger, 31.10.2023)