Die Market Street in San Francisco.
Die Market Street in San Francisco ist auch die Heimat von X, vormals Twitter.
APA/AFP/GETTY IMAGES/David Odish

Nur, weil bei einem Produkt "künstliche Intelligenz" draufsteht, heißt das nicht, dass die dargebotene Leistung auch die Kundschaft überzeugt. Diese Erfahrung mussten die Verantwortlichen einer Smoothie-Bar namens Better Blends jetzt machen. Die KI-generierten Smoothie-Rezepte wollte niemand haben. Der Fall zeigt aber auch, wie sehr die einstige Tech-Hauptstadt gegen den Niedergang kämpft.

Eigentlich war die Geschäftsgrundlage zumindest in der Theorie nicht schlecht: Eine Smoothiebar im Zentrum von San Francisco scheint schon per se ein Umsatzbringer zu sein. Doch bei Better Blends ging man einen Schritt weiter. Die Produkte sollten die Grundlage einer "maßgeschneiderten KI-Ernährung" sein. Mit dieser Ankündigung und dem Slogan "Your Smoothie, powered by AI" (Ihr Smoothie, angetrieben durch KI) schlug man erfolgreich Wirbel und sorgte für positive Presse. Die Idee: Ein KI-Modell sollte den Kunden durch den Bestellprozess führen und anhand dessen Vorlieben den perfekten Smoothie zusammenstellen, der dann von den beiden Mitgründern Michael Parlato und Clayton Reynolds von Hand gemixt wurde.

Scheitern der KI-Smoothies

Doch all das Trara war umsonst, der Versuch, KI-gestützte Ernährung salonfähig zu machen, scheiterte, wie "The Guardian" berichtet. Der Laden steht leer. An der verschlossenen Tür von Better Blends hängt ein Schild mit der Aufschrift "vorübergehend geschlossen" und dem Hinweis, dass das Geschäft in einer Stunde wieder öffnen würde. Doch wie Quellen aus der Nachbarschaft berichten, ist das schon mehrere Wochen so. Eine Woche später war das Schild entfernt worden, und das Innere des Ladens war weitgehend von Mixern, Obst, Gemüse und anderen Vorräten geräumt. Nur ein Mülleimer und ein paar Pflanzen blieben übrig.

Der Google Maps-Eintrag des Ladens spricht sowohl von Problemen in der physischen Welt als auch von seinen Wurzeln in der KI. In einer Google Maps-Bewertung, die vor zwei Wochen zusammen mit einem Bild des Schildes veröffentlicht wurde, heißt es: "Ich hatte Hoffnungen für dieses Geschäft. Die Besitzer haben jedoch nicht verstanden, wie man ein Restaurant führt. Es wurde oft spät geöffnet und früh geschlossen. Nach einer Woche änderten sie ihre Öffnungszeiten. Und an einem Tag stellten sie ein Schild auf: 'Vorübergehend geschlossen, in einer Stunde wieder da'. Seit über zwei Wochen sind sie nicht mehr da."

Andere Bewertungen waren positiv und vergaben Better Blends vier oder fünf Sterne. Die Besitzer des Ladens selbst haben Bilder ihrer Smoothies auf die Google-Maps-Seite hochgeladen ebenso wie ein angebliches Bild von glücklichen Kunden, das aber offensichtlich von einer Bild-KI erstellt wurde.

Anhaltende Krise in San Francisco

Der Fall von Better Blends sagt aber auch etwas über die anhaltende Krise aus, in der San Francisco steckt. Die Stadt mit rund 815.000 Einwohnern liegt zwar nicht direkt im Silicon Valley, zog aber dennoch die Hauptsitze vieler Tech-Unternehmen wie Leyton oder Verkada an. Dennoch erholt sich die Stadt nur äußerst schleppend von den Folgen der Corona-Pandemie.

Better Blends befand sich in der Market Street in einer der am stärksten betroffenen Gegenden. Einst war hier ein geschäftiger Knotenpunkt, die Angestellten der Tech-Firmen machten hier Pause. Doch der Fußgängerverkehr ist seit der Pandemie eingebrochen. Da galt die Eröffnung des KI-Smoothie-Start-ups als Hoffnungsschimmer für die angeschlagene Gastronomie.

Buzzword-Bingo

San Francisco verzeichnet den höchsten Büroleerstand in der Stadtgeschichte und den höchsten Einzelhandelsleerstand seit 2006. Die Stadt hat eine konzertierte Aktion gestartet, um die leeren Schaufenster und Bürgersteige durch neue Förderungen und Steuererleichterungen zu beleben. Im örtlichen Büro für wirtschaftliche und berufliche Entwicklung versucht man dem "Guardian" zufolge Optimismus zu verbreiten.

"Das Scheitern von San Franciscos generativem KI-Blockchain-getriebenem autonomem 5G-Smoothie-Bot mag zwar aufsehenerregend sein, ist aber keineswegs ein Indikator für das Stadtzentrum. Ein viel besserer Indikator ist das brandneue sechsstöckige Einzelhandels-, Lebensmittel- und Co-Working-Center von Ikea auf der anderen Straßenseite. Schauen Sie sich das leerstehende Robo-Blenderia an, wo leerstehende Büroräume in 40 Wohnungen umgewandelt werden", wird Daniel Sider, Leiter der Planungsabteilung von San Francisco, zitiert.

Natürlich könnte das Ende von Better Blends auch mit der dargebotenen Leistung zusammenhängen. Die mit zehn US-Dollar nicht ganz billigen Smoothies dürften geschmacklich nicht die hohen Erwartungen erfüllt haben. "Ich sage das nur ungern, aber ich habe gehört, dass die Smoothies nicht so gut waren", wird ein Nachbar zitiert. (red, 31.10.2023)