Burger mit eingepikstem Fähnchen, auf dem ein Warnhinweis mit Text und Bild zu sehen ist
Helfen Warnhinweise auf Burgern, weniger Fleisch zu essen? Wenn der Burger im Restaurant schon bestellt wurde, ist der unmittelbare Effekt vermutlich sehr klein.
Hughes et al. 2023, Appetite

Zigarettenpackungen dienten als Inspiration: In etlichen Ländern ist es Pflicht, darauf Warnhinweise anzubringen wie "Rauchen schädigt Ihre Lunge" oder "Rauchen bedroht Ihre Potenz". Diese Hinweise auf die gesundheitlichen Risiken werden meist von passenden Bildern begleitet, die etwa geschwärzte Organe oder eine trauernde Familie zeigen. Tatsächlich helfen solche Maßnahmen Analysen zufolge dabei, den Tabakkonsum zu senken, und Ähnliches gilt offenbar für Alkohol und gezuckerte Getränke. Eine Forschungsgruppe von der Universität Durham in Großbritannien stellte sich die Frage, was wäre, wenn man Ähnliches bei Fleischprodukten versuchen würde.

Das Team um Verhaltensforscher Jack Hughes ging bei dieser Überlegung den ersten Schritt, indem es eine Online-Umfrage anstellte. In der Studie, die im Fachmagazin "Appetite" erschienen ist, präsentiert es die Ergebnisse einer für das Vereinigte Königreich repräsentative Umfrage an 1.001 Erwachsenen. Sie wurden zufällig einer von vier Gruppen zugeordnet:

Warnlabel Fleischkonsum
So könnte ein Warnlabel aussehen, das auf negative Folgen von Fleischkonsum für den Klimawandel aufmerksam macht. Durch Brandrodung werden mitunter Anbauflächen für Tiernahrung geschaffen.
Hughes et al. 2023, Appetite

In Europa und den USA hat der Fleischkonsum seit Beginn der Massentierhaltung in den 1950er-Jahren extreme Formen angenommen: Es wird mindestens dreimal so viel Fleisch gegessen, wie es Fachleuten zufolge für Gesundheit und Umwelt maximal ratsam wäre. Forschungsarbeiten zufolge besteht ein Zusammenhang zwischen hohem Konsum von rotem Fleisch (von Rind, Schwein und Wild) und bestimmten Krebstypen. Das Risiko für Pandemieausbrüche steigt nicht nur durch die fortschreitende Einschränkung des Lebensraums von Wildtieren, sondern auch durch die Tierindustrie. Außerdem schadet der immense Verbrauch an Wasser, Dünger und Flächen für Viehzucht und Futtermittelproduktion dem Klima und treibt die Treibhausgasemissionen nach oben.

Hypothetische Ernährung

In Hughes' Studie mussten die Beteiligten 20 hypothetische Entscheidungen treffen, welche warme Mahlzeit sie kaufen und essen würden. Dabei handelte es sich um Gerichte, die man so ähnlich in einer Kantine kaufen könne, etwa Nudelauflauf mit Fleisch oder Fisch oder vegetarische bzw. vegane Alternativen. Sie bewerteten die Gerichte nach Attraktivität und gaben an, ob die Warnhinweise für Fleisch Unbehagen hervorrufen und wie sie deren Glaubwürdigkeit einschätzten.

Die Ergebnisse zeigen, dass Warnhinweise in der Tat den CO2-Fußabdruck verringern und die Gesundheit der Bevölkerung verbessern könnten. Im Vergleich mit der Kontrollgruppe gaben Probandinnen und Probanden aller anderen Gruppen an, dass sie die Hinweise teilweise davon abhalten würden, sich für Fleischmahlzeiten zu entscheiden. Die Labels mit Text und Grafik sorgten demnach dafür, dass bei den hypothetischen Entscheidungen immerhin um sieben bis zehn Prozent weniger Gerichte mit Fleisch gewählt wurden.

Glaubwürdige Klimawarnung

Dem Klimalabel schrieben die Befragten die größte Glaubwürdigkeit zu. Das ist angesichts der Tatsache interessant, dass anderen Studien zufolge die meisten Menschen angeben, aus gesundheitlichen oder tierethischen Gründen auf Fleisch zu verzichten. Die entsprechenden Warnhinweise zu Gesundheit und Pandemierisiko hatten aber offenbar einen geringeren Einfluss.

"Das Erreichen von Netto-Null-Emissionen ist eine Priorität für das Land und den Planeten", betont Studienautor Hughes in einer Aussendung. "Ein Warnhinweis auf fleischhaltigen Produkten könnte uns helfen, dieses Ziel zu erreichen, wenn er als nationale Regel eingeführt wird." Ob der Aufwand für entsprechende Hinweise gerechtfertigt wäre, wie er es bei Zigarettenpackungen zu sein scheint, dürften künftige Untersuchungen zeigen – und die Folgerungen, die Entscheidungstragende daraus ziehen. (sic, 1.11.2023)