Die Chefverhandler auf Gewerkschaftsseite Reinhold Binder und Karl Dürtscher Anfang Oktober.
Sollte es am Donnerstag zu keiner Einigung kommen, könnte ab kommendem Montag gestreikt werden.
APA/HELMUT FOHRINGER

Wien – Donnerstagmittag hat die vierte Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag (KV) 2024 der Metalltechnischen Industrie begonnen. Im Vorfeld stellte Arbeitgebervertreter Christian Knill ein besseres Angebot in Aussicht: "Wir werden heute das Angebot verbessern", so Knill. "Wir erwarten aber auch, dass die Gewerkschaft ihr Forderungspaket deutlich reduziert." Wie das Angebot konkret aussehen wird, ließ er vorerst noch offen.

Pro-Ge-Chefverhandler Reinhold Binder sieht die Arbeitgeber in der Pflicht, ihr Angebot nachzubessern – "das ist notwendig und wichtig, denn die 2,5 Prozent, die bisher am Tisch liegen, sind unzureichend und respektlos", sagte er vor Verhandlungsbeginn. Er gehe aber davon aus, dass es in der heutigen Verhandlungsrunde zu einer Annäherung kommen werde. "Wir sind verhandlungsbereit, der ganze Tag, die ganze Nacht und die nächsten Tage stehen zur Verfügung", so Binder. "Wir sind entschlossen, zu einem KV-Abschluss zu kommen."

Knill: "Streiks werden die Realität nicht wegstreiken"

Sollte es am Donnerstag zu keiner Einigung kommen, werde ab 6. November – also bereits ab nächstem Montag – gestreikt, hieß es in einer Aussendung der Gewerkschaft Pro-Ge. Der Gewerkschaftsbund (ÖGB) habe die Streikfreigabe bereits erteilt.

"Streiks werden die Realität nicht wegstreiken", erwiderte Knill, der auch Obmann des Fachverbands der Metalltechnischen Industrie (FMTI) ist. "Wir stecken in einer Rezession. Jetzt geht es darum, Arbeitsplätze zu erhalten und den Standort nicht weiter zu schwächen." Laut Knill gibt es etliche Unternehmen, die bereits Arbeitsplätze abbauen mussten. "Das hohe Forderungspaket (der Gewerkschaft) ist Gift und würde die Situation weiter verschlechtern."

Bisher gingen die Vorstellungen noch sehr weit auseinander, bei der dritten Gesprächsrunde hatten die Sozialpartner einander schon nach ein paar Stunden nichts mehr zu sagen. Was folgte, waren Betriebsversammlungen in der Metallindustrie, diese könnten bei einer Nichteinigung in Warnstreiks übergehen, die entsprechende Beschlüsse der Gewerkschaften liegen vor.

Video: Metaller-KV - Vierte Verhandlungsrunde bringt Durchbruch oder Streik.
APA/bes

Metaller fordern plus 11,6 Prozent Gehalt 

Knill verwies am Donnerstag im Ö1-"Journal um acht" erneut auf die verschlechterten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die wenig Spielraum für Erhöhungen ließen. Ob die Arbeitgeber am Donnerstag ein neues Angebot vorlegen werden, ließ er offen. "Es ist eine Verhandlung, da müssen sich beide bewegen", sagte Knill, Obmann des Fachverbands der Metalltechnischen Industrie (FMTI). "Wenn wir sehen, dass wir nur so hingetrieben werden und es heißt 'Erhöhts, erhöhts, erhöhts, aber wir bleiben bei unseren 11,6 Prozent', dann wird es schwierig werden."

Die Jugendorganisation der Gewerkschaft (Pro-Ge Jugend) veranstaltete Donnerstagvormittag im Vorfeld der vierten Verhandlungsrunde eine Medienaktion vor der Wirtschaftskammer in Wien. Sie fordert einen "respektvollen" Lohnabschluss für die jungen Beschäftigten in der Metallindustrie und eine bessere Einstufung der Lehrabsolventinnen und Lehrabsolventen, teilte sie in einer Aussendung mit.

In der Metallindustrie liegt die Forderung nach 11,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt auf dem Tisch, die Arbeitgeber bieten 2,5 Prozent und eine Einmalzahlung von 1.050 Euro an. Von Einmalzahlungen halten aber die Gewerkschaften wenig, wie Pro-Ge-Chefverhandler Reinhold Binder vergangene Woche vor Arbeitnehmern bei einer Betriebsversammlung klarmachte. "Mit die Einmalzahlungen können s' scheißen gehen", meinte Binder. Der Ton hat sich zuletzt deutlich verschärft, vor der dritten Verhandlungsrunde hatten die Arbeitgeber beklagt, dass sie anonyme Drohungen erhalten würden. (APA, red, 2.11.2023)