Am Abend des 19. Juli 1952 führten Astronomen am berühmten Palomar-Observatorium im Süden Kaliforniens eine routinemäßige Erfassung der Sterne des Nachthimmels durch. Ein Teil des Projekts bestand darin, in kurzen Abständen mehrere Bilder der gleichen Himmelsregion aufzunehmen, um Himmelobjekte wie Asteroiden zu identifizieren. Für einen kleinen Ausschnitt des Nachthimmels geschah das um 20.52 Uhr und dann wieder um 21.45 Uhr.

Für diese Himmelsregion wiesen die beiden erstellten Fotoplatten einen bemerkenswerten Unterschied auf: War auf der ersten Platte noch das Licht von drei eng beieinanderstehenden Sternen zu sehen, die mit einer Helligkeit von 15 sehr gut sichtbar waren, war das Trio um 21.45 Uhr wie vom Dunkel des Universums verschluckt.

Suchbild mit drei fehlenden Lichtpunkten: Die drei Flecken in der Mitte der Aufnahme links fehlen auf der Fotoplatte rechts, die knapp eine Stunde später gemacht wurde.
Palomar Observatory/Solano et al.

Doch das kann eigentlich nicht sein, denn Sterne verschwinden nicht einfach. Sie können explodieren oder für eine kurze Zeit heller werden, aber sie verschwinden nicht. Dennoch lag der fotografische Beweis vor: Die drei Lichtpunkte sind auf dem ersten Bild links deutlich zu sehen, auf dem zweiten rechts nicht mehr.

Was steckt hinter dem rätselhaften Phänomen? Ein internationales Astronomenteam um Enrique Solano (Institut für Astrobiologie am CSIC-INTA in Madrid) ist der Frage in einem Preprint nachgegangen, also einem noch nicht fachbegutachteten Artikel, der kürzlich auf der Plattform Arxiv erschien. Solano und seine Kollegen liefern drei mögliche Erklärungen, ohne allerdings zu einem endgültigen Ergebnis zu kommen.

Magnetar plus Schwarzes Loch?

Die erste Hypothese besteht darin, dass es sich nicht um drei Sterne handelte, sondern um einen einzigen. Es könnte sich um einen Magnetar handeln, also einen Neutronenstern mit besonders starkem Magnetfeld, bei dem es zu einem Ausbruch kam, wodurch er heller würde. Dass er zu drei Lichtpunkten wurde, wäre damit zu erklären, dass sich ein Schwarzes Loch zwischen dem Magnetar und uns durchschob, was dazu führte, dass sich das Aufleuchten in drei Punkte aufspaltete. Das Problem bei dieser Hypothese: Ein solches Ereignis ist extrem unwahrscheinlich.

Eine andere Möglichkeit ist, dass es sich gar nicht um Sterne handelte. Die drei hellen Punkte liegen im Abstand von zehn Bogensekunden zueinander. Wenn es sich um drei einzelne Objekte handelt, dann muss etwas ihr Aufleuchten ausgelöst haben. Angesichts der Zeitspanne von etwa einer Stunde würden Kausalität und Lichtgeschwindigkeit bedingen, dass sie nicht mehr als sechs Astronomische Einheiten voneinander entfernt sind. Das bedeutet, dass sie nicht weiter als zwei Lichtjahre entfernt sein dürfen.

Es könnte sich um Objekte der Oortschen Wolke gehandelt haben, die ihrerseits nur als Hypothese existiert. Wenn es sie gibt, befindet sie sich im äußersten Bereich des Sonnensystems und besteht aus Gesteins-, Staub- und Eiskörpern. Durch ein ungeklärtes Ereignis könnten diese drei Objekte zur gleichen Zeit aufgehellt worden sein. Spätere Beobachtungen konnten sie deshalb nicht mehr auffinden, weil sie in der Zwischenzeit auf ihren Bahnen weitergedriftet waren.

Statt Sterntrio nur Staub?

Eine dritte Möglichkeit besteht darin, dass es sich gar nicht um astronomische Objekte gehandelt hat. Das Palomar-Observatorium liegt nicht weit von den Wüsten New Mexicos entfernt, wo zu dieser Zeit Atomwaffentests durchgeführt wurden. Radioaktiver Staub von diesen Tests könnte die Fotoplatten verunreinigt haben, sodass auf einigen Bildern helle Flecken zu sehen waren und auf anderen nicht. In Anbetracht ähnlicher Phänomene auf anderen Fotoplatten aus den 1950er-Jahren erscheint dies eine durchaus plausible Erklärung.

Ob sie auch zutrifft, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, schreiben Solano und sein Team. Das Rätsel wartet also weiter auf seine Lösung. (red, tasch, 2.11.2023)