Lenzing AG
Bei Lenzing wackeln derzeit viele Jobs. Wie dramatisch der Abbau sein wird, ist noch offen. Der Betriebsrat hofft auf eine bessere Auftragslage.
Franz Neumayr

Wien/Lenzing – Rote Zahlen bringen den Faserhersteller Lenzing unter Druck. Deswegen werden nun 500 Stellen gestrichen. Der Betriebsrat hofft noch auf eine Wende.

Hohe Kosten für Energie und Rohstoffe und eine schwache Nachfrage seien die Gründe für Verluste in der Höhe von rund 100 Millionen Euro in der bisherigen Jahresbilanz, erklärte der Konzern. Der angekündigte Jobabbau soll bis zu 30 Millionen Euro einsparen und dem Unternehmen helfen, wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Wie viele Arbeitsplätze in Oberösterreich gefährdet sind, ist noch nicht klar, momentan werde mit dem Betriebsrat verhandelt. Nach Angaben der APA könnte aber ungefähr die Hälfte der Streichungen, also rund 250 Stellen, auf die Standorte in Lenzing und Heiligenkreuz entfallen. Zahlen nannte Lenzing noch keine.

"Performance-Programm"

Die Personalkürzungen sollen einerseits durch Stellenabbau, andererseits "durch eine Nichtbesetzung der durch Pensionierungen freiwerdenden Stellen" bewerkstelligt werden, heißt es. Weltweit beschäftigt der Konzern rund 8000 Mitarbeiter, 3000 davon in Österreich.

"Die für das zweite Halbjahr erwartete Erholung in den für uns relevanten Märkten bleibt bisher aus", erklärte Vorstandschef Stephan Sielaff. Das "umfassende Performance-Programm", welches den Stellenabbau beinhaltet, hat nun das Ziel "einer langfristig deutlich gesteigerten Widerstandsfähigkeit gegen Krisen und einer höheren Agilität bei Marktveränderungen", hieß es vom Unternehmen.

Schon Anfang des Jahres wurden durch die Streichung von Stellen – allein 160 in Oberösterreich – etwa 70 Millionen Euro eingespart, nachdem 2022 ein Verlust von fast 40 Millionen Euro in den Büchern gestanden war. Im Mai verzichtete der Konzern auf die Auszahlung der Dividende. Diese Maßnahmen reichten jedoch nicht aus. Weitere Verluste folgten und an der Börse sank der Kurs kontinuierlich.

Betriebsrat hofft

Nach Bekanntwerden des Stellenabbaus gab die Aktie am Freitag um weitere 3,45 Prozent auf rund 34 Euro nach, stieg danach aber wieder leicht. Johann Schernberger, der Sprecher des Betriebsrats, beschwichtigt: "Es ist noch nichts in Stein gemeißelt", sagte er dem STANDARD. Ein Sozialplan werde vorbereitet. "Wir stehen am Anfang der Verhandlungen", erklärte Schernberger. Das werde einige Monate dauern. "Wir hoffen, dass das nicht so ist", sagte der Sprecher in Bezug auf die kolportierten 250 Stellen, die in Oberösterreich abgebaut werden sollen. Vor allem der Produktionsbereich würde darunter leiden. Man hoffe allerdings, dass der Absatz in den kommenden Monaten wieder steigt und die Situation sich für die Arbeitnehmer bessere.

Die Lenzing mit Hauptsitz in Oberösterreich ist einer der weltweit führenden Produzenten textiler Fasern mit Standorten in Europa, den USA, Brasilien und Südostasien. Es ist das zweite große Unternehmen in Oberösterreich, das diese Woche einen Stellenabbau bekannt gab. Der Automobilkonzern Steyr Automotive spart ebenfalls beim Personal.

Dadurch ergibt sich ein größeres Bild. Im Oktober stieg die Arbeitslosenquote in Oberösterreich um rund elf Prozent im Vergleich zum September. In Österreich liegt die Quote bei 6,3 Prozent. Vor allem die Industrie baut Stellen ab. Gleichzeitig gibt es mit rund 100.000 offenen Stellen 17 Prozent weniger als 2022. (Noah May, 3.11.2022)