Soldaten auf einem Flugplatz, im Hintergrund steigt eine Frau aus einem Flieger
Einwohner betroffener Gebiete werden via Flugzeug evakuiert.
AP/Krishna Adhikari

Kathmandu – Bei einem Erdbeben der Stärke 5,6 im Westen Nepals sind nach jüngsten Angaben mindestens 157 Menschen gestorben. Wie ein Sprecher der nationalen Polizeibehörde gegenüber der Nachrichtenagentur AFP erklärte, wurden in den am schwersten getroffenen Distrikten Jajarkot und Rukum mehr als 170 weitere Menschen verletzt. Das Beben ereignete sich um 23.47 Uhr Ortszeit und war bis in die hunderte Kilometer entfernte indische Hauptstadt Neu-Delhi zu spüren.

Aufnahmen beim örtlichen Fernsehsender Kantipur TV zeigten am Tag darauf Menschen, die in zerstörten Häusern ihr Hab und Gut suchten und verletzte Opfer aus den Trümmern zogen. An einigen Orten begannen die Rettungsarbeiten bereits kurz nach dem Beben, andere Orte in dem bergigen Himalaya-Land konnten selbst am Samstag noch nicht erreicht werden, wie der Verwaltungsvertreter Harischandra Sharma aus dem Distrikt Jajarkot, wo das Zentrum des Bebens geortet wurde, sagte.

Teils seien Straßen durch Erdrutsche blockiert gewesen, teils könnten Helfer die abgelegenen Orte ohnehin nur zu Fuß erreichen. Die betroffenen Gebiete gehören zu den ärmsten in dem armen Land in Südasien. Aufnahmen von Kantipur TV zeigten auch, wie Dorfbewohner etwa ohne Schutzausrüstung sich selbst und ihren Mitmenschen halfen. Sie nutzten Spaten und Stirnlampen.

Erschütterungen bis nach Neu-Delhi spürbar

Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS lag das Epizentrum des Bebens in einer Tiefe von 18 Kilometern unter der Erdoberfläche in 42 Kilometern Entfernung von der Stadt Jumla, unweit der Grenze zur chinesischen Region Tibet. Erschütterungen waren bis in die fast 500 Kilometer entfernt gelegene indische Hauptstadt Neu-Delhi zu spüren. Eine Stunde nach dem ersten Beben folgte laut USGS ein Nachbeben der Stärke 4,0.

Schon kurz nach dem Beben hatten in einigen betroffenen Orten die Rettungsarbeiten begonnen. Andere Orte in dem bergigen Himalaya-Land hätten die Helfer hingegen zunächst nicht erreichen können, weil Straßen durch Erdrutsche blockiert gewesen seien. Teils könnten Helfer nur zu Fuß und nicht mit Fahrzeugen anreisen.

Verheerendes Beben im Jahr 2015

Der nepalesische Regierungschef Pushpa Kamal reiste am Samstag in das Unglücksgebiet. Zuvor hatte er im Online-Dienst X seine "tiefe Trauer" angesichts der durch das Erdbeben verursachten "menschlichen und materiellen Schäden" ausgedrückt. Indiens Premierminister Narendra Modi erklärte seine "tiefe Trauer" über die Todesopfer. Indien sei "solidarisch mit dem nepalesischen Volk" und bereit, "jegliche mögliche Hilfe bereitzustellen". Die betroffenen Gebiete gehören zu den ärmsten in dem armen Land in Südasien. Teils fehlen dort Straßen sowie andere Infrastruktur.

Dem Außenministerium in Wien lagen keine Berichte vor, wonach Österreicherinnen oder Österreicher von dem Erdbeben in Nepal betroffen sind, hieß es am Samstagvormittag auf APA-Anfrage. Mehr als 200 Personen aus Österreich seien jedoch derzeit in Nepal reiseregistriert.

Nepal wird häufig von Erdbeben erschüttert, da das Land an einer Bruchstelle zwischen der indischen und der eurasischen Kontinentalplatte liegt. Im November 2022 starben sechs Menschen bei einem Beben der Stärke 5,6 im Distrikt Doti, der an den nun getroffenen Distrikt Jajarkot angrenzt. 2015 kamen bei einem Beben der Stärke 7,8 fast 9000 Menschen ums Leben, mehr als 22.000 Menschen wurden verletzt. Zahlreiche Bauwerke wurden damals schwer beschädigt - unter anderem im bei Touristen beliebten Kathmandu-Tal. (APA, 4.11.2023)