Eine öffentliche Betriebsversammlung im Rahmen von Warnstreiks bei der Metalltechnischen Industrie
Am Montagmorgen sind rund 500 Monteure der Wiener Aufzugsfirmen auf der Triester Straße in Wien zu einer öffentlichen Betriebsversammlung angerückt.
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Die Metaller-Warnstreiks starteten am Montagvormittag mit einer über dreistündigen öffentlichen Betriebsversammlung auf der Wiener Triester Straße. Aufgrund der Straßenblockade kam es zu längeren Staus. Am Montag wurden laut Gewerkschaft rund 100 Unternehmen, darunter, Bosch, Blum, Kone, Knorr Heid, Otis, Pewag und Voestalpine, für jeweils drei Stunden bestreikt.

Video: Warnstreiks der Metaller in Wien begonnen
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Am Dienstag gibt es Warnstreiks bei Unternehmen wie Palfinger, Berndorf, Collini und Otto Bock. Am Mittwoch kommt es zu Arbeitsniederlegungen unter anderem bei BMW Motoren, Liebherr, Hella, Steyr Arms, Diamond Aircraft und Rheinmetall MAN Military. Insgesamt rechnet die Gewerkschaft mit Warnstreiks in über 400 Betrieben.

Die Arbeitnehmer wollen ein Lohnplus von insgesamt 11,6 Prozent. Das Angebot der Arbeitgeber lag zuletzt bei zehn Prozent plus 1.500 Euro Einmalzahlung über einen Zeitraum von 24 Monaten. Ein andere Option sind 2,5 Prozent Lohnzuwachs plus 100 Euro Fixbetrag pro Monat und 1.050 Euro Einmalzahlung. Für die Gewerkschaft kein faires Angebot.

Metaller-Chefverhandler Binder in der "ZiB 2"

Man habe jetzt über sechs Wochen hart verhandelt, und das Angebot der Arbeitgeber sei nach wie vor weit unter der Teuerung, so Metaller-Chefverhandler Reinhold Binder am Sonntag in der "ZiB 2". Die Inflation sei eklatant, Familien wüssten nicht, wie sie sich ernähren sollen, daher gebe man hier auch nicht nach. Auf die Frage: "Wie weit würden Sie gehen?", sagte Binder: "Das müssen Sie die Arbeitgeber fragen." Einen Abschluss unter der rollierenden Inflation von 9,6 Prozent könne er jedenfalls ausschließen.

Reinhold Binder in der Zib2
Reinhold Binder in der "ZiB 2".
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"Situationselastische Spracheleganz"

Aus wirtschaftlicher Sicht sei das wichtigste Argument für Lohnerhöhungen die Kaufkraft, sagte Binder weiter. 2024 sei wieder ein Aufschwung der heimischen Wirtschaft möglich, aber nur, wenn die Arbeitnehmer ihren Anteil bekommen, so Binder. Angebote, wie sie aktuell von Arbeitgeberseite gemacht würden, würden außerdem das Sozialsystem gefährden.

Dass er vor ein paar Tagen in Richtung der Arbeitgeber gesagt hat "Mit den Einmalzahlungen können s' scheißen gehen", erklärte Binder in der "ZiB 2" als "situationselastische Spracheleganz".

Die Streikstatistik in der Metallindustrie weist zwei größere Arbeitsniederlegungen in der jüngeren Vergangenheit aus: 2011 kam es zu Streiks in rund 200 Betrieben mit 100.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie 2018 in über 240 Betrieben mit mehr als 70.000 Beschäftigten. Die Metalltechnische Industrie ist wie jedes Jahr die Speerspitze im Verhandlungsmarathon. Bringen die Sozialpartner des mit 137.000 Beschäftigten größten Fachverbands kein Ergebnis zustande, stehen die Mühlen bei allen sechs Branchenverbänden still. Das ist aktuell der Fall, nun werden alle Sparten der Metallindustrie bestreikt, also auch Unternehmen der Fahrzeug-, Gießerei-, Nicht-Eisen-Metall-, Eisen- und Stahlindustrie sowie der Gas-/Wärmeerzeuger.

Streik der Metaller in Wien.
Aufgrund des Streiks der Metaller reichen Staus laut einer Aussendung des ÖAMTC bis zum Matzleinsdorfer Platz in Wien zurück.
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Laut einer Studie des Wifo bewirken die Tariflohnsteigerungen keine zusätzlichen Preisanstiege, sondern ergeben sich aus diesen. "Während eine Kompensation von Reallohnverlusten demnach keine 'Lohn-Preis-Spirale' auslösen wird, wird sie die Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit, die sich aus der Überinflation in Österreich ergibt, verstärken", warnt Wifo-Ökonom Stefan Schiman-Vukan. (jop, red, APA, 5.11.2023)