Die Folge einer STANDARD-Recherche: Kapfenberg wird sein Stadion umbenennen.
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Das Franz-Fekete-Stadion in Kapfenberg wird aufgrund der SS-Vergangenheit seines Namensgebers umbenannt. Nachdem der STANDARD im letzten Jahr über diese Vergangenheit berichtet hatte, reagierten der ÖFB und die Bundesliga schnell und änderten den Namen des Stadions in "Stadion Kapfenberg". Die Stadtregierung von Kapfenberg setzte eine Historikerkommission ein, die nun ihre Erkenntnisse präsentiert hat. Diese bestätigen die Recherchen des STANDARD. Als Reaktion darauf soll das Stadion ab dem 1. Jänner 2024 einen neuen Namen erhalten.

Das Stadion wurde im Jahr 2001 zu Lebzeiten des beliebten SPÖ-Bürgermeisters Franz Fekete benannt, der von 1963 bis 1987 in der steirischen Industriestadt den Ton angab und beeindruckende Wahlerfolge erzielte. Bei den Gemeinderatswahlen 1980 erhielt er 83 Prozent der Stimmen. Obwohl seine SS-Vergangenheit vielen Bewohnern und Bewohnerinnen bekannt war, wurde das Stadion nach ihm benannt. Dass er KZ-Häftlinge bewachte, war aber unbekannt.

KZ-Wächter

Der im Jahr 2009 verstorbene Fekete trat am 1. April 1939 der SS-Totenkopfstandarte "Thüringen" Weimar-Buchenwald bei. Zu dieser Zeit wurden im Konzentrationslager zahlreiche Menschen aus Österreich gefangen gehalten, darunter Gegner der Nationalsozialisten, Kommunisten, Sozialisten, Juden und Personen, die nicht in das NS-Weltbild passten. Die Historikerkommission bestätigte, dass Fekete KZ-Häftlinge bewachte.

Seine SS-Einheit begann kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs in Polen Massaker an "Juden, politischen und religiösen Führern". Es konnte jedoch nicht festgestellt werden, inwieweit Fekete in diese Verbrechen verwickelt war.

Bestätigt wurde, dass der spätere Bürgermeister mehrmals verwundet wurde und hohe Auszeichnungen erhielt. Nachdem ihm 1943 der rechte Unterschenkel amputiert wurde, war der Krieg für ihn so gut wie vorbei.

Die Historikerkommission unter der Leitung von Heimo Halbrainer schlägt die Umbenennung des Stadions vor. Dem steht Bürgermeister Friedrich Kratzer (SPÖ) positiv gegenüber. Bereits am 14. Dezember soll der Gemeinderat darüber entscheiden. Eine Mehrheit aus SPÖ, ÖVP und KPÖ wird voraussichtlich dafür stimmen, wie es seitens der Stadt heißt. Dann soll die Sportstätte wieder den ursprünglichen Namen "Alpenstadion" bekommen.

Der Eingang zum Franz-Fekete-Stadion in Kapfenberg.
Google Street View

Ehrungen sollen Fekete nicht aberkannt werden

Die Ehrungen sollen Altbürgermeister Fekete posthum nicht aberkannt werden: "Solange die Republik Österreich das nicht tut, werden wir es auch nicht machen", hieß es. Halbrainer sagte, dass er nachvollziehen könne, dass Kapfenberg bei den Aberkennungen nicht "vorpresche". Fekete habe schließlich nicht nur von der Stadt, sondern auch vom Land Steiermark und der Republik Österreich Auszeichnungen für seine Aktivitäten erhalten, die ihm nicht aberkannt werden.

Neben Franz Fekete stellte die Kommission für fünf weitere Personen eine aktive Mitgliedschaft in der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) fest und teilte sie den "Personen mit besonders intensivem Diskussions- bzw. Handlungsbedarf durch die Stadtgemeinde" zu. Anders als in Graz gab die Kommission eine klare Handlungsempfehlung – nämlich die Umbenennung – für die Stadt ab: "Die Kommission ist der Meinung, dass Personen, die der ersten Gruppe zugeteilt wurden, die Ehrung(en) aberkannt (2 Personen) bzw. die Straßen umbenannt (3 Personen) werden sollen", ist im 153-seitigen Schlussbericht zu lesen.

Bei den fünf aktiven NSDAP-Mitgliedern, darunter der Schöpfer des Hakenkreuzliedes Ottokar Kernstock und der Mundartdichter Hans Kloepfer, entschied sich die Stadt nach den Empfehlungen der Historiker dafür, die lokale Bevölkerung zu befragen. Dem Bürgermeister war es besonders wichtig, diese einzubinden und sie "aussuchen" zu lassen, ob sie eine Umbenennung wollen – die Bewohner entschieden sich in einer Abstimmung bei beiden Straßen gegen die Umbenennung. Halbrainer glaube nicht, dass das an "Kernstock-Fans" liege, sondern sich eher damit begründen lasse, dass das "immer schon so war". Einzige Umbenennung, die fix erfolgen soll, ist der Karl-Heinrich-Waggerl-Weg, wo sich nur eine Schule und ein Kindergarten befinden.

Aufarbeitung der austrofaschistischen Zeit

Weiteren neun Personen, nach denen Straßen benannt oder die geehrt wurden, wies die Kommission eine einfachen Mitgliedschaft bei der NSDAP nach. Dem Bürgermeister zufolge ist bei diesen eine Umbenennung jedoch unwahrscheinlich. Im Bericht spricht sich die Kommission auch für eine Aufarbeitung der austrofaschistischen Zeit aus. Dies ist laut Bürgermeister geplant, einen Auftrag dazu gibt es jedoch noch nicht. Kratzer sei dies aber ein Anliegen: Er wolle, dass "nicht nur einmal hingeschaut wird, sondern alles aufgearbeitet" werden soll. (Markus Sulzbacher, 6.11. 2023)