Auch wenn sich Android und iOS in den letzten Jahren ähnlicher geworden sind, gibt es immer noch Verständigungsschwierigkeiten zwischen beiden Welten. Die Kommunikation mit Kurznachrichten abseits von Messenger-Apps erfolgt per SMS. Das ist vor allem Google ein Dorn im Auge, wo man Richtung Cupertino immer wieder die Aufforderung lanciert hat, dass iMessage den neueren, mächtigeren und sichereren Nachrichtenstandard RCS auch unterstützen möge.

Dieses Ansuchen hat Apple bislang allerdings beharrlich ignoriert. Nun, so berichtet die "Financial Times", probiert man es über die Hintertür, nämlich via EU-Kommission.

Diese erörtert nämlich gerade, ob Apples iMessage aufgrund seiner hohen Verbreitung als "Gatekeeper-Service" einzustufen ist. Als solche definierte Dienste müssen gemäß dem Digital Markets Act nämlich bestimmte Auflagen erfüllen. Eine davon ist Interoperabilität mit Angeboten der Konkurrenz.

Google und Telekomfirmen machen Druck

Mehrere große Telekomanbieter – darunter Vodafone, die Deutsche Telekom und Orange – machen sich dafür stark, dass iMessage diesen Bedingungen unterworfen wird. Und auch Google hat den Brief an die Kommission unterzeichnet, in dem dafür argumentiert wird. Man ist der Ansicht, dass davon europäische Konsumenten und auch Unternehmen profitieren würden.

Das Logo von Apples Messages-App
Google will, dass iMessage interoperabel wird.
DER STANDARD/Pichler

Zudem sieht man auch die formalen Kriterien als erfüllt an. Laut diesen sind Tech-Firmen mit einem Jahresumsatz von 7,5 Milliarden Euro oder mehr und weltweit mindestens 10.000 monatlich aktiven Usern im Business-Segment regulierungspflichtig. Grundsätzlich kann die Kommission aber auch Firmen und Dienste einbeziehen, die diese Kriterien nicht erfüllen.

Apple wiederum hält iMessage nicht für einen Gatekeeper-Service. Der Konzern argumentiert, dass User nicht direkt für die Verwendung des Dienstes zahlen und die eigenen Geräte auch ohne diese App problemlos verwendbar seien. Zudem sei iMessage im Vergleich mit den Nutzerzahlen anderer Messenger im Business-Segment vergleichsweise klein und ein auf private Kommunikation ausgerichtetes Angebot.

Seitens der Kommission steht man diesem Ansatz aber skeptisch gegenüber. Sie sieht in iMessage einen indirekten Beitrag zu Apples Umsätzen und "ein wichtiges Element bei der Expansion des Apple-Ökosystems".

Entscheidung bis Februar

Das entspricht auch der Argumentation im Brief von Google und den Telekomanbietern. Diese verweisen auch darauf, dass eine Verpflichtung zur Interoperabilität auch den Umstand beenden würde, dass iMessage den Austausch von Nachrichten mit allen Features – etwa hochauflösenden Fotos und Videos – nur unter Apple-Nutzern ermöglicht, was allen Konsumenten zugutekomme.

Die Kommission wollte sich zu dem Schreiben nicht äußern, Apple wiederum gab gegenüber der "FT" an, dass man gerne bereit sei, ihr zu "erklären", warum iMessage nicht in den Regulierungsrahmen des Digital Market Act falle.

Schon bald wird sich zeigen, ob Apple seinen Messenger gegenüber der Konkurrenz öffnen muss. Die EU-Kommission hat noch bis Februar Zeit, um die Einstufung festzulegen. (red, 8.11.2023)