Gegen den aufwendigen Umbau des Karstadt-Hauses am Hermannplatz in Berlin-Neukölln gibt es Proteste der Anwohner und Anwohnerinnen.
Sascha Steinach via www.imago-im

In der Berliner City-West war in den vergangenen Monaten viel Aktivität zu sehen. Die wenigsten wussten, dass dahinter der Österreicher René Benko steckte. Seine Signa hat auch in der deutschen Hauptstadt einige Prestigeprojekte am Laufen, vor allem im Zentrum des alten Westberlin. Doch nun sind laut Berichten des Berliner "Tagesspiegel" und des RBB (Rundfunk Berlin-Brandenburg) auch in Berlin alle Vorhaben auf Eis gelegt.

Betroffen ist die Baustelle des "P1" in der Passauer Straße, unweit des Kurfürstendamms. In der Passauer Straße, gegenüber dem legendären "Kaufhaus des Westens" (KaDeWe), stand früher jahrzehntelang ein altes Parkhaus. Auf dessen Fläche sollte auf 20.000 Quadratmetern ein neuer Gewerbekomplex mit viel Grün auf den Dächern entstehen. Grundsteinlegung war vor einem Jahr.

Nicht mehr weitergehen soll es laut "Tagesspiegel" auch ein bisschen weiter westlich, in der Nürnberger Straße, wo Signa das frühere Ellington-Hotel zu einem Gebäude mit gemischter Nutzung umbauen will. Ende der 1920er-Jahre war dort der luxuriöse Femina-Tanzpalast untergebracht.

Glamour wiederbeleben

Von diesem Glamour sollte man hundert Jahre später auch wieder etwas merken. "Im Zusammenspiel mit exklusiven Office-Flächen, angesagter Gastronomie-, Retail- und Eventflächen sowie einem Club entstehen auf einer Gesamtfläche von 15.000 Quadratmetern fünf Welten unter einem Dach", hieß es dazu früher in einer Presseaussendung.

Nicht weit entfernt, im weißen Turm des "Upper West" am Breitscheidplatz, wo auch die berühmte Gedächtniskirche steht, hat Benko seine Berliner Repräsentanz, laut "Berliner Morgenpost" mit einer "fast fußballfeldgroßen Lounge". Die Arbeiten ruhen laut den Medienberichten auch beim Büroprojekt "Glance" an der Franklinstraße im Spreebogen. Dieses ist etwas weiter nördlich vom Herzen des alten Westberliner Zentrums gelegen.

Der "Tagesspiegel" zählt noch weitere Stopps auf:

* Schönhauser Allee 9: Auf einem der letzten unbebauten Grundstücke soll in Nähe des U-Bahn-Hofs Eberswalder Straße ein moderner Neubau entstehen. Geplant wurde für vielfältige Nutzungen auf einer Fläche von 18.000 Quadratmetern.

* Bremensenwerk am Ostkreuz: Direkt am Verkehrsknotenpunkt der S-Bahn soll ein historisches Industriedenkmal zum Büro- und Gewerbestandort ausgebaut werden.

Zukunft der Warenhäuser unklar

Und dann gibt es noch die alten Karstadt-Warenhäuser am Hermannplatz in Neukölln und in der Müllerstraße im Wedding. Für beide Standorte gibt es erst Planungen, es wird noch nicht gebaut. Am Hermannplatz sollte ein Gebäude mit Turm entstehen, gegen das es bei Anwohnerinnen und Anwohnern Widerstand gibt. Sie fürchten weitere Gentrifizierung in ihrem Bezirk.

"Es werden im Zweifel einige Wochen vergehen, bis klar wird, wie es am Standort Berlin weitergehen kann", zitiert der "Tagesspiegel" einen Insider. Zunächst müsse Sanierungsexperte Arndt Geiwitz sich einen Überblick über Substanz und Verbindlichkeiten von Signa verschaffen.

Einen Auftrag in Berlin hat Signa verloren. Eigentlich hätte die Signa Real Estate als Projektentwicklerin das Hochhaus Mynd/Alex am Alexanderplatz im Osten der Stadt bauen sollen. Doch die Fondsgesellschaft Commerz Real hat Signa gekündigt und Züblin beauftragt.

Ende Oktober war bekannt geworden, dass die Bauarbeiten am Hamburger Wolkenkratzer Elbtower unterbrochen wurden. Das Hochhaus an der Hamburger Hafencity soll mit 65 Etagen und 245 Meter Höhe nach dem Commerzbank--Turm und dem Messeturm in Frankfurt das dritthöchste Hochhaus Deutschlands werden. (Birgit Baumann aus Berlin, 9.11.2023)