Atalantas Berat Djimsiti war der Sargnagel für Sturm.
EPA/MICHELE MARAVIGLIA

Bergamo - Sturm Graz hat in der Europa League nach einer kämpferischen Vorstellung beim italienischen Spitzenclub Atalanta Bergamo einen Punktgewinn verpasst. Der offensiv harmlose Fußball-Vizemeister musste sich am Donnerstag knapp, aber verdient mit 0:1 (0:0) geschlagen geben. Für die Mannschaft von Christian Ilzer war es die zweite Niederlage im vierten Spiel der Gruppe D, womit die Chancen auf einen Aufstieg in die K.o.-Phase des zweithöchsten europäischen Bewerbs deutlich sanken.

Vor 14.739 Fans im lombardischen Dauerregen avancierte Berat Djimsiti (50.) zum Matchwinner für die favorisierten Italiener. Ein später Treffer zum Ausgleich wie beim 2:2 im Hinspiel in Graz gelang dieses Mal nicht. Die Truppe von Gian Piero Gasperini fixierte hingegen als Spitzenreiter mit nun zehn Punkten den Verbleib in der Europa League. Da Sporting (7) im Parallelspiel gegen Rakow Czestochowa (1) auch dank langer Überzahl mit 2:1 (1:0) gewann, benötigt Sturm (4) zumindest einen Sieg im direkten Duell in Portugal, um noch Zweiter zu werden. Um international zu überwintern und in die Conference League umzusteigen, reicht allerdings ein dritter Platz.

In der Liga hatte es zuletzt zwei Niederlagen gegen die Wiener Austria (0:1) und den LASK (1:3) gesetzt, Ilzer wollte daher die Performance in Bergamo "nach oben schrauben". Dafür veränderte der Sturm-Coach seine Formation, in einem 4-2-2-2 sollte dem Tabellenfünften der Serie A das Leben schwer gemacht werden. Im zentralen Mittelfeld rückte Dimitri Lavalée für den gesperrten Kapitän Stefan Hierländer in die Startelf, der Belgier bildete mit Jon Gorenc Stankovic die Doppel-Sechs. In der Spitze kehrte Torjäger Szymon Wlodarczyk in die erste Elf zurück.

David Affengruber warf sich in jeden Zweikampf, am Ende bleiben leere Hände.
AFP/GABRIEL BOUYS

Die 800 mitgereisten Sturm-Fans genossen im Gewiss Stadium in einem wegen Umbaus provisorischen Auswärtssektor das zweifelhafte Privileg, kein Dach über dem Kopf zu haben. Die Kicker in Schwarz-Weiß bemühten sich in der Anfangsphase aber sehr, ihren Anhängern eine bessere Stimmung zu verschaffen. Aufgrund einer mutigen Spielanlage waren die Steirer zunächst die offensivere Mannschaft, ohne jedoch Torchancen zu kreieren. Bis zum ersten Abschluss des Spiels dauerte es 14 Minuten, ein Schuss von Rafael Toloi flog aber über das Tor.

Den Vollgasfußball der Blauen aus Bergamo entschärfte die Ilzer-Elf, die wenigen Kontermöglichkeiten spielten die Grazer aber zu überhastet zu Ende. Wirklich gefährliche Strafraumszenen waren zunächst Mangelware. In der 31. Minute klärte Stankovic einen Djimsiti-Kopfball zur Ecke, fünf Minuten später schoss Wlodarczyk aus Abseitsposition am Tor vorbei. Kurz darauf verfehlte ein Lavalée-Volley nach einem Corner das Ziel knapp (39.).

Bester Mann im Tor

Nach dem Seitenwechsel drückte Atalanta direkt auf die Führung, die in der 50. Minute fallen sollte. Nach einem Eckball herrschte Chaos im Sturm-Strafraum, die Grazer brachten den Ball nicht aus der Gefahrenzone und Djimsiti netzte unhaltbar für Tormann Kjell Scherpen ein. Die Italiener blieben am Drücker, einen Schuss von Ademola Lookman blockte David Schnegg (56.). Die Führung war mittlerweile verdient, die Grazer fanden kaum mehr Zugriff aufs Spiel und mussten viele Atalanta-Angriffe entschärfen.

"Joker" Luis Muriel, Doppel-Torschütze in Graz, vergab aus guter Position (69.), der ebenfalls eingewechselte Mario Pasalic hatte bei einem Hateboer-Stanglpass aus kurzer Distanz ebenfalls das 2:0 auf dem Fuß. Genauso wie Teun Koopmeiners kurz darauf (74.), Ederson, der an Scherpen scheiterte (83.) und erneut Pasalic, dessen Schuss von Gazibegovic geblockt wurde (87.). In der Nachspielzeit parierte Scherpen ein weiteres Mal stark gegen Pasalic (91.). Die Ilzer-Elf kam zu keinem Abschluss auf das gegnerische Tor, einzig ein Schuss von Tomi Horvat ging knapp vorbei (63.). (APA, 9.11.2023)

Fußball-Europa-League Gruppe D, 4. Runde:

Atalanta Bergamo - SK Sturm Graz 1:0 (0:0). Bergamo, Gewiss Stadium, SR Brisard/FRA

Tor: 1:0 (50.) Djimsiti

Atalanta: Musso - Toloi, Djimsiti, Kolasinac - Zappacosta (46. Hateboer), De Roon, Ederson, Bakker (89. Holm) - Koopmeiners (86. Mirantschuk), Lookman (62. Pasalic) - Scamacca (62. Muriel)

Sturm: Scherpen - Gazibegovic, Affengruber (79. Fuseini), Wüthrich, Schnegg (86. Dante) - Gorenc Stankovic, Lavalée - Böving (59. Horvat), Prass - Sarkaria, Wlodarczyk (59. Teixeira)

Gelbe Karten: Gorenc Stankovic, Schnegg

Stimmen

Alexander Prass (Sturm-Mittelfeldspieler): "Ich glaube, mit der zweiten Halbzeit haben sie sich den Sieg verdient. Es ist natürlich bitter, wenn wir nach der Pause so starten. Wir haben es nicht mehr geschafft, die Räume zu finden. In der ersten Halbzeit haben wir gar nichts zugelassen, hatten das Spiel unter Kontrolle. In der zweiten waren wir zu unsauber, zu überhastet und haben selber nichts mehr kreieren können. Ich würde es nicht auf die Kraft schieben, wir sind alle topfit, können unser Spiel 90 Minuten durchziehen. Der Gegner hat große Qualität, aber wir haben in der ersten Hälfte gesehen, dass wir absolut dagegen halten können."

Jon Gorenc-Stankovic (Sturm-Mittelfeldspieler): "Die Enttäuschung ist da, weil die Chance drinnen war. Wir haben eine richtig gute erste Halbzeit gespielt und Chancen gehabt, sie aber nicht genützt. In der zweiten Halbzeit haben sie ihre individuelle Klasse gezeigt, sie sind eine richtig gute Mannschaft. Wir haben alles gegeben, aber am Ende hat es nicht gereicht."

Berat Djimsiti (Torschütze Bergamo): "Heute war mein 200 Spiel für Atalanta, somit bin ich umso glücklicher, dass ich das Siegestor geschossen haben, aber viel wichtiger sind die drei Punkte."