Die Idee ist nicht ganz neu: ein (fast) unsichtbarer Computer, der immer da ist und auf sämtliche Fragen und Befehle seiner Nutzerinnen und Nutzer reagieren kann. Mit dem aktuellen Hype rund um generative künstliche Intelligenz wie ChatGPT hat diese Vision neuen Aufwind erfahren. Nun versucht sich ein von zwei ehemaligen Apple-Angestellten gegründetes Start-up an der konkreten Umsetzung.

Humane AI Pin
Ist das die Zukunft? Künstliche Intelligenz steht ganz im Fokus des Humane AI Pin.
Humane

Der Humane AI Pin soll dabei nicht weniger als ein "Smartphone-Killer" sein, das derzeit im Alltag vieler Menschen zentrale Gerät also ablösen. Nach Monaten an vagen Ankündigungen und Spekulationen wurde das Gerät nun vorgestellt. Es gibt also einige der wichtigsten Eckdaten, gleichzeitig bleiben aber mindestens so viele Fragen offen.

Die Idee

Das grundlegende Konzept: Der AI Pin nutzt im Inneren eine Text-KI von ChatGPT-Hersteller OpenAI, um auf allfällige Fragen und Befehle der User zu reagieren. Neben Sprache kann das Gadget auch mit Gesten gesteuert werden. Es beinhaltet eine Kamera sowie einen Miniprojektor, mit dem Informationen beispielsweise auf die eigene Hand projiziert werden können.

Früheren Berichten zufolge soll im Inneren ein großes Sprachmodell auf Basis von GPT-4 laufen, die offizielle Ankündigung liefert dazu aber keine detaillierten Informationen. Dieses soll die Wünsche der Nutzer automatisch erkennen und dann an einzelne, spezialisierte KI-Tools weiterreichen. Als Softwarebasis benutzt der AI Pin ein eigenes Betriebssystem namens Cosmos, die KI-Funktionen sollen nach und nach ausgebaut werden.

Beispielhaft

Vorgezeigt wurde etwa eine direkte Übersetzung zwischen mehreren Sprachen, ähnlich wie es mit aktuellen Smartphones jetzt schon möglich ist. Wie das Unternehmen vor einigen Monaten im Rahmen eines Ted-Talks demonstriert hat, hat man aber noch viel mehr vor. Das reicht von der Zusammenfassung der aktuellen E-Mails bis zum Liefern von Nährwertinformationen, wenn Essen für die Kamera sichtbar ist – und die User danach fragen. Auch das Führen von Telefonanrufen und das Diktieren von Messenger-Nachrichten sollen sich damit abwickeln lassen.

Introducing Humane Ai Pin
Introducing Humane Ai Pin. Orders begin November 16th. http://hu.ma.ne
Humane, Inc.

Gegenüber "Wired" betont Humane, dass man künftig auch Navigations- und Shoppingfunktionen anbieten will. Generell ist die erste Version nicht zuletzt auch eine Experimentierplattform, um herauszufinden, was für Ideen daraus entstehen.

Aufbau

Der Begriff "Pin" mag etwas irreführend sein: Es handelt sich um ein kleines rechteckiges Gadget, das man auch auf der Kleidung tragen kann. Die Fixierung erfolgt magnetisch, das Gegenstück bildet ein (zweiter) Akku, der auf der Innenseite getragen wird. Der "Pin" selbst wiegt gerade einmal 34 Gramm, der externe Akku dann noch einmal 20. Dieser Aufbau hat den Vorteil, dass schnell einmal auf einen Ersatzakku gewechselt werden kann.

Humane AI Pin Projector
Wichtige Infos kann der Pin einfach auf die Hand projizieren.
Humane

Im Inneren steckt ein bislang unspezifizierter Snapdragon-Chip von Qualcomm. Die Kamera bietet 13 Megapixel, sie kann nicht nur Bilder, sondern nach einem später folgenden Update auch Videos aufnehmen. Wie bereits erwähnt, kommt sie auch für diverse KI-Bilderkennungsfunktionen zum Einsatz. In Hinblick auf die Privatsphäre relevant: Immer wenn der AI Pin irgendwelche Daten erfasst, wird das sogenannte "Trust Light" aktiviert und damit ein deutlich sichtbares Warnsignal für andere.

Ablauf

Der Humane AI Pin geht mit dem 16. November vorerst nur in den USA in die Vorbestellphase, die Auslieferung soll ab Anfang 2024 erfolgen. Das Gerät selbst kostet 699 US-Dollar, dazu kommt dann aber noch ein monatlicher Abopreis von 24 US-Dollar, in dem eine Telefonnummer und Mobildaten bei T-Mobile USA dabei sind. (apo, 10.11.2023)