Baum mit Schildchen, auf denen Wissenschaftsdisziplinen stehen
Am Wissensbaum wachsen verschiedene Disziplinen, die bei den Stationen zur Sprache kommen können.
Verein ScienceCenter-Netzwerk/Thomas Suchanek

"Wie kann man eine Flasche, die vollgefüllt mit Wasser ist, mit einem Blatt Klopapier dicht verschließen?" Eine Frage, die erst einmal zieht bei den vorbeischlendernden Leuten. An diesem Nachmittag unter der Woche sind es vor allem Senioren und Schülerinnen, die gerade einen Bummel durch das Donauzentrum machen, aber auch junge Frauen und Arbeiter drehen eine Runde. Das größte Einkaufszentrum Wiens liegt in Kagran, mitten im 22. Wiener Gemeindebezirk. Es gibt wohl nur wenige Orte, wo man so viele verschiedene Menschen erreichen kann. Darauf setzt auch der Mini-Wissensraum, der noch bis zum 18. November Shopper, die vielleicht sonst wenig mit wissenschaftlichen Themen zu tun haben, in den Bann ziehen will.

Nachdem die Mitarbeiter des Fake-Hunter-Projekts diverse Tricks mit der Wasserflasche vorgezeigt haben, bekommen die Passanten Kärtchen mit Fotos und Statistiken, die sie als wahr oder fake einstufen sollen – was schon einige Diskussionen auslöst, etwa über ein Deep-Fake-Foto des Papstes in weißer Daunenjacke oder ein unglaubliches, aber echtes Loch mitten in bebautem Gebiet in Chile.

Ein Mann probiert eine Station im Wissensraum aus.
Der CO2-Distanzmesser lädt zum intuitiven Angreifen und Ausprobieren ein.
Verein ScienceCenter-Netzwerk/Thomas Suchanek

Der eigentliche Wissensraum, ein offener, kreisförmiger Bereich mit einem Glücksrad beim Eingang und einem Bäumchen mit Sitzgelegenheiten in der Mitte, wartet mit weiteren Stationen auf. Die Strategie, konkrete Berührungspunkte mit Wissenschaft zu schaffen, geht buchstäblich auf. "Was kann man da machen?", fragt ein älterer Herr und greift instinktiv zu den Bändern, die aus Boxen an der Wand hängen. Sie sind mit Verkehrsmitteln vom Fahrrad bis zum Flugzeug beschriftet. Beim CO₂-Distanzmesser geht es darum, zu zeigen, wie weit das jeweilige Gefährt kommt, wenn es nur 0,1 Gramm CO₂ verbrauchen darf.

Licht in die Black Box bringen

Ebenso inspiziert jeder gern die seltsame "Mittendrin-Röhre", eine längliche Schachtel, an deren Schnüren sich mittels eines undurchsichtigen Systems ziehen lässt. Wer will, kann seine Theorie aufzeichnen, was innerhalb der Black Box passiert. "Eine Frage der Verknüpfung", konstatiert eine patente Frau. Sie ist zufällig hereingestolpert und wünscht sich eine etwas buntere Aufmachung, "mit Luftballons zum Beispiel". Kürzlich gab es am selben Ort eine Spieleausstellung, manchmal wird auch ein Auto beworben, sagt ein anderer Besucher. Er schaut sich ein buntes Plakat zum Thema "Mobilität der Zukunft" an und stellt fest: "Wir brauchen mehr Radwege statt Parkplätzen."

Blick von oben auf den Wissensraum.
Die kleine Fläche im Donauzentrum soll vor allem zum Nachdenken und Nachfragen animieren.
Verein ScienceCenter-Netzwerk/Thomas Suchanek

So unkompliziert und niederschwellig wie möglich mit Menschen – auch mit wissenschaftsskeptischen – ins Gespräch zu kommen, sie zum Nachdenken und Nachfragen zu bringen, ganz ohne Anmeldung, ohne Kosten, ohne Vorbildung: Das ist das Ziel des Projekts "Und mittendrin, die Wissenschaft" des Science-Center-Netzwerks, das unter anderem von der Stadt Wien und dem Wissenschaftsministerium gefördert wird.

Die Leitfragen der Ausstellung basieren auf Workshops, die in Pensionistenheimen sowie Jugend- und Nachbarschaftszentren in Floridsdorf und der Donaustadt durchgeführt wurden, und einem Open Space in den beiden Bezirken, an dem auch lokale Forschende beteiligt waren. An Möglichkeiten anzudocken fehlt es jedenfalls nicht. Und sei es mit einem Blatt Klopapier. (Karin Krichmayr, 13.11.2023)