Es sollten eigentlich zwei Gipfel werden, im Endeffekt wurde es einer: Angesichts der Gewalt im Gazastreifen und in Israel trafen einander arabische und weitere islamische Staaten am Samstag im saudi-arabischen Riad zu einem Sondergipfel und forderten eine internationale Friedenskonferenz.

In der Abschlusserklärung hieß es, die Konferenz müsse so schnell wie möglich abgehalten werden, um einen Friedensprozess "auf der Grundlage des Völkerrechts und internationaler Beschlüsse" in Gang zu bringen. Zugleich wurde ein sofortiger Stopp der "israelischen Aggressionen" verlangt. Zumindest zum – wie von Syriens Machthaber Bashar al-Assad gefordert – Ende der diplomatischen Beziehungen mit Israel gab es keinen Konsens.

Gespräche über Geiseln

Auch die USA waren nicht untätig. US-Sicherheitsberater Jake Sullivan bestätigte am Sonntag in einem TV-Interview Verhandlungen mit Israel und Katar über die Freilassung von Geiseln, die die Hamas seit dem 7. Oktober im Gazastreifen gefangen hält. Wenig später teilte die Hamas allerdings mit, man habe die Gespräche aus Protest gegen Israels Kriegsführung wieder ausgesetzt. Israels Premier Benjamin Netanjahu schloss am Sonntag eine Rolle der Palästinensischen Autonomiebehörde im Gazastreifen nach Ende der Konfrontationen übrigens aus.

Vor dem al-Shifa-Spital in Gaza haben sich zahlreiche Menschen versammelt. Sie warten auf Nachrichten zu Angehörigen, suchen aber auch selbst Schutz.
AFP/KHADER AL ZANOUN

Am Samstag wurde erneut ein Evakuierungskorridor für Zivilisten von Nord- nach Südgaza eingerichtet. In den letzten drei Tagen setzten sich 150.000 Menschen in Bewegung. Auch der Grenzübergang Rafah wurde am Sonntag in begrenzter Form wieder geöffnet. Die Hamas habe die Kontrolle über Nordgaza mittlerweile verloren, sagte Netanjahu.

Im Krieg selbst richtete sich die Aufmerksamkeit am Wochenende auf die Situation rund um das Al-Shifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza. Israels Militär hat am Samstag Vorwürfe zurückgewiesen, es feuere auf das Krankenhaus. Zugleich kündigte es an, am Sonntag bei der Evakuierung von Babys aus dem Spitalsgebäude helfen zu wollen.

Schlimme Lage in Spitälern

Als "katastrophal" beschreibt der Direktor des Al-Shifa-Krankenhauses die Lage in der größten Klinik des Gazastreifens. Nachdem bei Luftangriffen ein Generator beschädigt worden war, fiel der Strom aus, Ärzte mussten teils bei Kerzenlicht behandeln. Mehrere Beatmungsgeräte konnten nicht mehr am Laufen gehalten werden, erzählt der leitende Arzt. Zwei frühgeborene Babys sollen laut Hamas gestorben sein. Überprüfbar sind diese Angaben nicht. Israels Armee bestätigt aber "intensive Kämpfe" in nächster Nähe des Krankenhauses, in dem sich immer noch rund 15.000 Menschen aufhalten sollen.

"Alles wäre viel einfacher, wenn die Hamas die Krankenhäuser verlassen würde", sagt ein Kommandant der Bodentruppen im Online-Gespräch mit Journalisten.

Im Untergrund des Shifa-Krankenhauses befindet sich laut Israel ein Hauptquartier der Qassam-Brigaden der Hamas, die Spitalsleitung bestreitet das. Seit vier Wochen ruft die Armee alle Spitäler im Norden des Gazastreifens auf, die dort Untergebrachten zu evakuieren, damit der Zugriff auf die Hamas-Kämpfer starten kann. Die israelischen Streitkräfte haben im Gazastreifen zwei Nord-Süd-Routen für die Binnenflüchtlinge geöffnet, laut einem Armeesprecher wurde die tägliche Feuerpause verlängert.

"Beschießen keine Krankenhäuser"

Eine Augenzeugin erklärte, warum sich immer noch tausende Menschen in den Spitälern befinden: "Sie hören, dass Menschen auf dem Weg in den Süden erschossen worden sind und dass auch auf den Süden Bomben fallen. Sie sagen: Warum soll ich auf dem Weg mein Leben riskieren, wenn ich im Süden erst recht nicht sicher bin?"

Al-Shifa-Direktor Mohammad Abu Salamija erzählte von mehreren Einschlägen im Innenhof des Krankenhauses. "Wir werfen keine Bomben auf Al-Shifa, wir schießen nicht auf Krankenhäuser", widerspricht Armeesprecher Richard Hecht, fügt aber hinzu: "Wenn wir Terroristen sehen, die von dort aus schießen, dann tun wir, was zu tun ist." Die Armee sei sich aber "der Sensibilität bewusst".

Al-Shifa ist aber nicht das einzige Krankenhaus, das die Patienten nicht oder nur eingeschränkt versorgen kann. Das vom Roten Halbmond betriebene Al-Quds-Krankenhaus am Rand von Gaza-Stadt gab am Sonntag bekannt, man sei bis auf weiteres "nicht mehr in Betrieb". Grund sei die fehlende Stromversorgung. (Maria Sterkl, Manuela Honsig-Erlenburg, 13.11.2023)