Zoran Barisic hatte am Montag frei, konnte durchschnaufen, am Dienstag folgt die Verlängerung dieses Zustands. Am Mittwoch trainiert Rapid wieder Fußball. Die Länderspielpause mag ein Glück oder auch ein Pech sein, jedenfalls sind die Hütteldorfer nach dem 0:1 in Hartberg Achter. Und das nach 14 Runden. Seit dem letzten Meistertitel, die Erinnerung an das Jahr 2008 verblasst und verblasst, war Rapid nur in der Saison 2018/19 genauso schlecht platziert. Im Schnitt lag man auf Platz drei.

Der TV-Sender Sky hatte am Sonntag vermeldet, die Ära von Trainer Barisic sei vorbei, er werde durch Stefan Kulovits, den Coach der Amateure, ersetzt. Kulovits ist übrigens aus der zweiten Liga in die Regionalliga Ost abgestiegen, dort wurde er immerhin Winterkönig.

Zoran Barisic auf der Trainerbank
Zoran Barisic hofft endlich auf Effizienz und Punkte.
APA/DIETMAR STIPLOVSEK

Rapid dementierte rasch und auch glaubhaft. Barisic sagte am Montag dem STANDARD: "Ich weiß nicht, wie man drauf kommt." Er werde ruhig und professionell bleiben. "Ich glaube an meine Mannschaft. Und ich bin überzeugt, dass wir in die Meistergruppe kommen." Falls nicht? "Dann wird es wirklich eng." Sportgeschäftsführer Markus Katzer empfindet die gesamte Situation als "mühsam. Es klingt abgedroschen, aber wir haben eine Ergebniskrise, es fehlt an Effizienz. Eigentlich spielen wir gut."

Verbrechen

Katzer hat nicht unrecht. Gegen Hartberg gab Rapid 23 Schüsse ab, davon zwölf aufs Tor. Hartberg hat genau einmal geschossen, der Ball landete aber im Tor. Die Oststeirer sind möglicherweise die Erfinder der Effizienz. Erstaunlicherweise hat Rapid nach Tabellenführer Red Bull Salzburg (29) die meisten Tore erzielt (27). Allerdings waren sie schlecht verteilt, jeweils 5:0 gegen Blau-Weiß Linz und Lustenau ist zwar nett, aber nicht sinnerfüllend. Beim 1:1 gegen Tirol zog man 32-mal ab.

Die Matches sind meist ansehnlich, Leute wie Matthias Seidl oder Nicolas Kühn sorgen für Spielkultur. Richtig schlecht waren das 0:0 im Derby gegen die Austria trotz zwei Mann mehr, das 2:3 gegen Klagenfurt, das 0:1 daheim gegen Hartberg war ebenfalls kein Augenschmaus. Bei den Remis gegen LASK (1:1, 3:3) war Rapid deutlich stärker, auch Sturm konnte nach dem 1:1 glücklich sein. Die Statistik der sogenannten Expected Goals führt Rapid deutlich an, wobei die etwas hanebüchen ist, da ja Erwartungen erfüllt werden sollten.

Barisic sitzt also (noch) im Sattel. Die beiden Geschäftsführer Steffen Hofmann und Katzer sind ihm erstens privat verbunden und zweitens von seinen Qualitäten überzeugt. Am Samstag steigt im Allianz-Stadion die Hauptversammlung, es wird kritische Wortmeldungen geben, ein Umsturz ist aber auszuschließen. Am 26. November kommt Aufsteiger Blau-Weiß Linz. Barisic sagte nach der Hartberg-Partie: "Ich weiß nicht, was wir verbrochen haben." Diesen Satz will und muss er nach dem Blau-Weiß-Match Partie unbedingt vermeiden. Denn sonst wird es eng. (Christian Hackl, 13.11.2023)