Zoran Barisic schreit.
Zoran Barisic wird bei Rapid von seinen Aufgaben entbunden.
APA/RICHARD PURGSTALLER

Wien – Ein Mittwochmorgen wie kein anderer. Der 53-jährige Zoran Barisic hatte von Sportgeschäftsführer Markus Katzer einen Anruf erhalten, er möge etwas früher im Trainingszentrum erscheinen. Barisic kam dem Ersuchen nach, machte sich auf den Weg in den Prater. Es sollte sein letztes Telefonat als Rapid-Trainer gewesen sein. Um neun Uhr erfuhr er im Beisein von Katzer und den beiden anderen Geschäftsführern, Steffen Hofmann und Finanzchef Marcus Knipping, von der Beendigung der Zusammenarbeit. Anders ausgedrückt: von der Entlassung, der Beurlaubung, der Kündigung. Sein Vertrag wäre bis 2025 gelaufen.

Das 0:1 am vergangenen Samstag in Hartberg war somit die letzte Vorstellung. Dass Rapid dabei 23-mal auf Tore geschossen und wie so oft gut gekickt hatte, spielte keine Rolle mehr. Ausschlaggebend waren die nackten Zahlen: Platz acht nach 14 Runden, nur 18 Punkte, ein einziger Heimsieg. Auch Assistenzcoach Thomas Hickersberger muss gehen. Barisic, einst Sportgeschäftsführer, hat das Traineramt am 16. Oktober 2022 übernommen, damals in Doppelfunktion. Im Jänner folgte ihm Katzer als Sportgeschäftsführer. Barisic ist seit 2011 das bereits elfte Bank-Opfer, bei den Entlassungen herrscht in Hütteldorf Kontinuität.

Kulovits als Interimstrainer

Stefan Kulovits, der 40-jährige Coach der Rapid II, die Winterkönig in der Regionalliga Ost wurde, übernimmt interimistisch. Vielleicht trägt er im Heimspiel am 26. November gegen Blau-Weiß Linz die Verantwortung, es kann aber auch sein, dass die Personalie rasch geklärt wird. Katzer sagt: "Ich werde bis zur Entscheidung keine Namen kommentieren." Rene Maric ist es sicher nicht, er wechselt in den Betreuerstab von Bayern München. Spekuliert wird über Markus Schopp (ausgerechnet Hartberg-Coach) oder Ronald Brunmayr (ziemlich unwahrscheinlich), auch ein Ausländer könnte es werden. Katzer: "Wir werden über den vielzitierten Tellerrand blicken." Laut Hofmann ist das Anforderungsprofil klar. "Er muss die jungen Spieler entwickeln, modern sein. Und gewinnen."

Da war die Welt noch in Ordnung: Markus Katzer, Steffen Hofmann, Alexander Wrabetz, Zoran Barisic, der jetzt nicht mehr grün-weiß ist.
APA/Manhart

DER STANDARD hat mit Barisic gesprochen. "Es ist schade, es tut weh, aber ich akzeptiere es", sagte er. "Ich habe zu diesem Zeitpunkt nicht damit gerechnet." Im Falle einer Niederlage gegen Blau-Weiß Linz wäre die Trennung fast logisch gewesen. "Aber ich war überzeugt, dass die Ergebnisse gekommen wären. Denn ich glaube an die Mannschaft, die Entwicklung hat gepasst." Am Sonntagabend waren die ersten Gerüchte aufgekommen, Rapid dementierte allerdings. Für Barisic sogar glaubhaft. Insofern habe ihn "der Aktionismus" überrascht.

Entscheidung am Dienstag

Hofmann hatte dementiert. Dem STANDARD sagte er nach dem Beben mit mehrtägiger Verzögerung: "Zu diesem Zeitpunkt hat es gestimmt. Was hätte ich tun sollen? Ich musste und wollte den Trainer schützen." Die Entscheidung sei nach Analysen erst im Laufe des Dienstags gefallen. "Ausschlaggebend war die traurige Tabellensituation. Es stimmt, es wurde nicht schlecht gespielt, aber die Ergebnisse passten nicht. Es war eine schwierige Entscheidung, aber es gibt Argumente, die sie rechtfertigen, und selbstverständlich trage ich diese mit."

Interimistisch im Traineramt: Stefan Kulovits.
APA/SK RAPID/DANIEL WIDNER

Präsident Alexander Wrabetz wurde in einer Klubaussendung wie folgt zitiert: "Ich möchte vorab Zoran Barisic, den ich nach wie vor für einen hervorragenden Trainer und selbstredend großen Rapidler halte, ebenso wie Thomas Hickersberger, der über viele Jahre eine Konstante in unserem Trainerteam war, danken. Angesichts der Tabellensituation und der vielen sieglosen Spiele haben wir nun als Präsidium diesen Personalentscheidungen zugestimmt. Es ist jetzt für Rapid notwendig, neue Impulse zu setzen. Die Auswahl des künftigen Cheftrainers wird eine richtungsweisende Entscheidung für uns sein."

Zuneigung

Barisic sagte noch, er sei sich keiner Fehler bewusst. "Ich kann mich in den Spiegel schauen." Und er zeigte ein gewisses Verständnis. "Auch ich musste als Geschäftsführer Trainer entlassen. Ich kenne die Mechanismen des Fußballs." Didi Kühbauer und Ferdinand Feldhofer sind zwei Beispiele. Barisic wird sich von der Mannschaft noch verabschieden. Die große Mehrheit der Spieler mochte und schätzte ihn sehr. Hofmann und Katzer mögen ihn auch. (Christian Hackl, 15.11.2023)