Ein Krypto auf einem Laptop
Beim Geschäft mit Kryptowährungen müssen die Bestimmungen zur Geldwäscheprävention eingehalten werden.
Imago/Revierfoto

Bewaldete Berge, ein Dorf am Hang und weiter hinten am Horizont schneebedeckte Gipfel, die in den blauen Himmel ragen. Darüber der Schriftzug Crypto Management: Das sehen Leute, die sich im Internet für die gleichnamige Wiener Fintech-Gesellschaft interessieren – mehr aber auch nicht. Denn: "Die Webpräsenz ist dauerhaft geschlossen", wie man auch noch lernt.

Grund dafür: Die Finanzmarktaufsichtsbehörde FMA hat Mitte voriger Woche die Registrierung der Crypto Management GmbH widerrufen, per Bescheid. Seit Jänner 2020 sind Anbieter von Dienstleistungen rund um virtuelle Währungen den Sorgfaltspflichten für die Prävention von Geldwäsche unterworfen und müssen sich seither bei der FMA registrieren lassen, wenn sie ihre Dienste in Österreich oder von Österreich aus anbieten. Kommen sie diesen ihren Verpflichtungen nicht nach, widerruft die Behörde die Registrierung, die Gesellschaften dürfen ihre Dienste also nicht mehr anbieten.

Gefragter Krypto-Experte

Genau das ist im konkreten Fall geschehen, die Fintech-Gesellschaft darf nicht mehr tätig sein. Sie darf also beispielsweise keine virtuellen Währungen mehr in Fiatgeld wechseln (oder umgekehrt) oder keine virtuellen Währungen untereinander tauschen oder übertragen. (Unter Fiatgeld versteht man offizielle Währungen, die nicht an den Preis von Rohstoffen wie Gold oder Silber gebunden sind, wie Euro oder Dollar oder Schweizer Franken.)

Die Crypto Management GmbH ist 2017 gegründet worden, ihr wichtigster Unternehmensgegenstand ist der Handel von Kryptowährungen und deren Analyse. Geführt wird die Gesellschaft vom Alleingesellschafter und Mitgründer, einem früheren Investmentbanker. Er hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen in der Kryptoszene gemacht, mit Beiträgen in diversen Medien ebenso wie mit seiner Teilnahme an Diskussionsrunden oder anderen einschlägigen Veranstaltungen.

Vor-Ort-Prüfung ergab Mängel

Vor einigen Wochen soll die FMA, die eben die Geldwäsche-Präventionsvorkehrungen derartiger Fintechs kontrolliert, bei seiner Crypto Management GmbH zu einer Vor-Ort-Prüfung angerückt sein. Die Unternehmen müssen entsprechende (IT-)Systeme einsetzen, aber auch Mitarbeiterschulungen abhalten, um Transaktionen zu verhindern, die der Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung dienen. Dabei dürfte die Behörde Mängel festgestellt haben – jedenfalls folgte der Entzug der Registrierung.

Zudem hat die Behörde laut ihrer Aussendung eine Sachverhaltsdarstellung wegen des Verdachts auf strafrechtlich relevante Verstöße an die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) übermittelt. Die WKStA bestätigte am Mittwoch auf Anfrage des STANDARD, dass sie ein Ermittlungsverfahren eingeleitet habe wegen des Verdachts auf Betrug und Untreue. DER STANDARD betont, dass die Unschuldsvermutung gilt.

Auch der Unternehmer selbst hat sich an die WKStA gewendet, zudem ließ er seine Kunden sinngemäß wissen, dass er die Entwicklungen bedaure.

Unternehmer übernahm Haftungen

Sehr rosig dürfte es zuletzt nicht gestanden sein um die Crypto Management GmbH. Im Jahresabschluss 2022 ist ein negatives Eigenkapital von knapp 142.000 Euro ausgewiesen, im Jahr davor hatte es noch Eigenkapital in der Höhe von rund 100.000 Euro gegeben. Die Bilanzsumme ist in diesem Zeitraum von rund 550.000 auf ungefähr 309.000 Euro gesunken. Laut Firmenbuch war die Gesellschaft buchmäßig überschuldet, der Gesellschafter habe aber eine Patronatserklärung abgegeben, weswegen keine insolvenzrechtliche Überschuldung vorliege. Weder der Unternehmer noch sein Rechtsanwalt haben am Mittwoch eine Stellungnahme zu alldem abgegeben.

Ein Einzelschicksal ist jenes der Crypto Management jedenfalls nicht. 2020 gab es bei der FMA rund 70 Registrierungsanträge von derartigen Krypto-Fintechs, derzeit sind noch 16 Gesellschaften registriert. (Renate Graber, 15.11.2023)