Vienna Comic Con 2023
Die Cosplayer sind in jedem Jahr die schönsten und schrillsten Motive der generell sehr bunten Messe.
VIECC

Patrick Krippner und Chang Xue kennt man in der österreichischen Eventlandschaft schon lange. Während Krippner vor allem im heimischen E-Sport einen großen Fußabdruck hinterließ, organisierte Xue über viele Jahre die größten Cosplay-Events des Landes. Mit dieser Expertise übernahmen sie im Vorjahr sehr kurzfristig die Leitung der Vienna Comic Con (VIECC). Nach pandemiebedingter Pause ein gelungener Event, der jedoch punktuell Kritikpunkte zuließ.

Dieses Jahr soll alles anders werden. Das dynamische Duo hatte ein ganzes Jahr Zeit, das große Nerdfest vorzubereiten, kümmerte sich um das Einladen von Stargästen, eine große Cosplay-Show und mit Ständen gefüllte Messehallen. Am Samstag, den 18. November, startet der 48 Stunden dauernde Event, und die Nerven sind angespannt bei den Organisatoren. Trotzdem hat DER STANDARD wenige Tage vor Beginn noch einmal nachgefragt, was in diesem Jahr auf der VIECC zu erwarten ist, ob die Pandemie oder der Autorenstreik Einfluss auf die Organisation hatten und warum Diversität auch in diesem Bereich so wichtig ist.

Buntes Programm

STANDARD: Dieses Wochenende findet die VIECC statt. Für Sie beide sicher die stressigste Zeit, oder? Kann man zu diesem späten Zeitpunkt überhaupt noch sinnvoll etwas vorbereiten?

Xue: Auf jeden Fall! Im Endspurt geht es um den Feinschliff für ein bestmögliches Erlebnis für die Besucherinnen und Besucher – zugleich auch um die letzten organisatorischen Details wie etwa die Interviews mit unseren heurigen Stargästen für die Medien.

STANDARD: Sie beide haben letztes Jahr das Ruder der Messe recht spät übernommen. Dieses Jahr hatten Sie mehr Zeit. Konnten Sie all Ihre Vorstellungen verwirklichen?

Xue: Ja, wir haben vor allem den Fokus darauf gelegt, die Veranstaltung vielfältiger zu gestalten, dem Thema Diversität mehr Raum zu geben und für die Besucherinnen und Besucher durch die Auswahl der Partner mehr Exklusivität zu bieten.

STANDARD: Spürt man die Pandemie noch an irgendeinem Punkt der Eventvorbereitung, oder liegt das Thema endgültig hinter uns?

Krippner: Die Pandemie war für viele unserer Besucherinnen und Besucher und natürlich für uns als Organisationsteam eine große Herausforderung und hat die Eventbranche definitiv verändert. In diesem Jahr war Covid in der Vorbereitung weniger präsent als in den letzten Jahren – dennoch machen wir uns viele Gedanken über die Folge der Pandemie und die Folgen für unsere Community.

STANDARD: Wie einfach oder schwer war es 2023, Stars aus den verschiedenen Branchen nach Wien zu locken?

Krippner: Wien hat einen besonderen Charme, und die Vienna Comic Con genießt international als Event einen sehr guten Ruf – das macht es etwas leichter, und wir sind mit dem Mix sehr zufrieden. Natürlich spielen bei den Stargästen Drehtermine und Terminkollisionen immer eine große Rolle. Als wir mit den Buchungen begonnen haben, waren die Hollywoodstreiks noch kein Thema. Generell merken wir, dass es ein recht großes Interesse der Schauspielerinnen und Schauspieler gibt, nach Wien zu kommen, um hier die Fans zu treffen.

Vienna Comic Con 2023
Patrick Krippner übernahm im Vorjahr, gemeinsam mit seinem Projektleiterkollegen Chang Xue, die Organisation der Messe.
VIECC
Vienna Comic Con 2023
Gemeinsam bringen die neuen Köpfe viel Erfahrung im Bereich Events und Nerdkultur mit. In der Szene bekannt wurde Chang vor allem durch Cosplay-Events, Krippner hatte seinen Schwerpunkt im E-Sport.
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STANDARD: Auf welche Kooperation, welchen Cosplayer oder welches Panel sind Sie besonders stolz in diesem Jahr?

Xue: Wir freuen uns ganz besonders, Yoshitaka Amano (japanischer Künstler, der vor allem durch seine Arbeit an der Videospielserie "Final Fantasy" bekannt ist, Anm.) nach Wien zu bringen. Auch die Content-Creator-Stage mit dem ausgewanderten Wiener Kapuzenwurm oder Der Olli von Doktor Froid sind ein spezielles Highlight. Weiters Farbenfuchs, Nadyasonica und Tine Mari sowie Tamara Mascara und die Dragqueen-Stage. Hervorzuheben sind auch das Finale der University Challengers Arena, wo Studierende aus Österreich in diversen Videospielen um ein Preisgeld von 10.000 Euro spielen werden. Dann fallen mir noch Ryan Ottley ("Nvincible"), Ben Aaronovitch ("Die Flüsse von London"), Andrzej Sapkowski ("Der Hexer Geralt") und Markus Heitz ("Die Zwerge", "Die Meisterin") ein.

STANDARD: Gibt es in diesem Jahr einen gesetzten Schwerpunkt, oder ist es wieder der Mix an Themen, der die Messe ausmachen soll?

Krippner: Wir möchten den perfekten Mix aus Schauspielerinnen und Schauspielern, Starautorinnen und -autoren, Comic-Zeichnerinnen und -zeichnern, Cosplayern, Content-Creators, E-Sport und vielem mehr bieten: Unterhaltung pur für alle – mit einem starken Fokus auf Diversität.

STANDARD: Gaming war in den ersten Jahren der VIECC ein großes Thema. Aufgrund des Wegfalls vieler Niederlassungen in Österreich sieht man aktuell lediglich Nintendo im Ausstellerverzeichnis. Wie sehr hat diese Entwicklung das Gesicht der Messe verändert?

Krippner: Gaming ist, war und wird immer ein Thema der VIECC sein, denn Gaming ist Teil der Comic-Con-Community. Wir freuen uns über den größten Messeauftritt von Nintendo in Österreich. Die Branche ist aktuell im Umbruch. In diesem Jahr merken nicht nur wir, sondern auch andere Events, die mehr oder einen reinen Gaming-Fokus haben, dass sich die Publisher, die Hersteller und die Developer gerade in einer Neustrukturierungsphase befinden. Doch neben Publishern und Ausstellern haben wir immer noch einen Fokus auf Gaming mit E-Sport und sind besonders stolz auf unsere UCA: die University Challengers Arena.

STANDARD: Manche werfen dem Messekonzept vor, man würde vor Ort eigentlich nur einkaufen können. Goodies, Autogramme oder Ähnliches. Wie würden Sie einer jungen Familie oder ein paar Freunden empfehlen, einen Messetag zu verbringen?

Xue: Wir bieten auf insgesamt acht Bühnen ein vielfältiges Programm an: die Main-Stage mit Panels mit den Star und den VIECC Cosplay Championships. Unsere zwei Panel-Stages mit spannenden Talks mit Comic-Gästen, Künstlern, Synchronsprechern, Cosplayern und Autoren. Die Dragqueen-Stage mit einem bunten Programm, die Book-Panel-Stage mit Lesungen von unseren Autoren und natürlich die Dev-Panel-Stage mit Talks mit Entwicklern und Einblick in die Indie-Gaming-Welt. Dann natürlich noch die Content-Creator-Stage sowie diverse interaktive Aktivitäten von unseren Partnern und Ausstellern – darunter Mitmachstationen, Gewinnspiele, Schnitzeljagd und vieles mehr.

Vienna Comic Con 2023
Der Event gibt sich betont familienfreundlich und will auch die Kleinsten zum Verkleiden anregen.
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Gaming soll weiterhin Bestandteil der Messe bleiben, auch wenn die dazugehörigen Aussteller über die Jahre weniger geworden sind.
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STANDARD: Im Vorjahr waren rund 35.000 Besucher auf der Messe. Ihr Ziel ist sicher, diesen Wert zu überbieten, richtig?

Krippner: Wir haben dieses Jahr zwei neue Hallen, und unser Ziel und Wunsch ist es, die Besucherinnen- und Besucherzahlen des letzten Jahres weiter zu steigern.

STANDARD: Die Welt brennt derzeit an mehreren Orten, teilweise sehr nah an unserer Grenze. Inflation ist ein weiterer starker Faktor, warum viele von uns derzeit den Gürtel enger schnallen müssen. Welche Rolle spielt ein Event wie die VIECC Ihrer Meinung nach in Zeiten wie diesen?

Xue: Mit der Vienna Comic Con wollen wir für die Besucherinnen und Besucher die Chance bieten, ein paar Stunden Auszeit vom Alltag zu nehmen: zwei Tage lang einfach in eine andere Welt einzutauchen, Spaß zu haben, Freunde zu treffen, neue Freunde kennenzulernen und unvergessliche Erlebnisse mitzunehmen.

STANDARD: Ich nehme an, Sie werden nach der Messe Zeit finden, einmal durchzuschnaufen. Wissen Sie schon, wann die Vorbereitung für 2024 losgeht? Gibt es noch neue Ideen, die Sie umsetzen wollen?

Krippner: Wir sind schon jetzt in der Planung für 2024, die Messe wird – und das haben wir bisher noch nirgends verraten – am 23. und 24. November stattfinden.

(aam, 17.11.2023)