Die Party hat mehr als zwei Jahre gedauert. Die österreichische Holzindustrie und die heimischen Waldbesitzer durften sich seit 2020 über steigende Umsätze und Gewinnsprünge freuen. So hat die Bauwirtschaft einen Boom erlebt. Dann kam die Inflation, und findige Holzhändler haben ihre Verkäufe so rationalisiert, dass selbst im Waldland Österreich bei manchen der Eindruck entstehen konnte, Holz wäre knapp. Die Folge von alldem: Mit den Holzpreisen ging es stetig bergauf.

Die Folge: Forstwirtschaftliche Betriebe konnten im vergangenen Jahr ihren Gewinn um satte 53,8 Prozent steigern. Dieser Anstieg folgt einem Rekordjahr, bereits 2021 waren die Nettounternehmensgewinne im Vergleich zum Jahr davor um fast 80 Prozent gestiegen. 2019 lag der Nettounternehmensgewinn bei 301 Millionen Euro, im vergangenen Jahr waren es 809 Millionen. Inzwischen gehen die Preise für Holz wieder runter, liegen aber immer noch etwa im Schnitt der vergangenen zehn Jahre.

Baumstangen lagern in einem großen Stapel aufeinander.
APA/dpa/Nicolas Armer

Nichtsdestotrotz ortet die türkis-grüne Regierung Eingriffsbedarf und erhöht die Subvention für Waldbesitzer: Der sogenannte Waldfonds wird aufgestockt, und zwar nochmals um 100 Millionen Euro. Zur Vorgeschichte: Im Jahr 2020 einigte sich die Regierung auf ein Förderpaket für Waldbesitzer. Damals hat die türkis-grüne Regierung den 350 Millionen Euro schweren Waldfonds auf den Weg gebracht. Aus dem Fonds werden Waldbesitzer mit Geldern ausgestattet und damit etwa nach Schadensereignissen entschädigt. So wird die Wiederaufforstung finanziert. Die Mittel werden auch verwendet, um für den Einsatz von Holz in der Bauindustrie zu werben. An den hohen Gewinnen der Branche bleiben der Staat und damit die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler unbeteiligt.

Die Notwendigkeit der Förderungen wird vonseiten der Regierung damit begründet, dass "extreme Wettereignisse, Borkenkäferbefall und nötiger klimabedingter Umbau den Waldbäuerinnen und Waldbauern" zusetzen.

Adelige, große Konzerne und viele kleine Fische

Die Gruppe der Waldeigentümer ist sehr inhomogen in Österreich. Da sind öffentliche Eigentümer wie etwa die Bundesforste. Rund ein Fünftel des Waldes ist in öffentlicher Hand. Dann gibt es Landwirte, die nebenbei einen kleineren Wald besitzen mit einer Größe von bis zu 200 Hektar. Und dann gibt es die Kaste der großen Waldbesitzer, zu denen neben früheren Adelsfamilien auch Großkonzerne gehören. Ein paar Beispiele: Der größte private Forstbetrieb Franz Mayr-Melnhof-Saurau gehört der Unternehmerfamilie Mayr-Melnhof. Das gleichnamige Unternehmen ist ein großer globaler Kartonerzeuger. Der Fürstlich Schwarzenberg'schen Familienstiftung gehören 19.000 Hektar Wald. Das Habsburg-Lothringen'sche Gut Persenbeug im südwestlichen Waldviertel kommt auf eine Gesamtbetriebsfläche von 13.700 Hektar. Das ist ein Drittel der Größe von Wien. Etwa ein Fünftel des heimischen Waldes gehört den großen Eigentümern.

Holzpreise sind in den vergangenen Jahren gestiegen
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Die Waldbesitzer selbst argumentieren, dass ihr Wald auch der Öffentlichkeit zugutekommt, weil auch Wanderer und Radfahrer den Wald nutzen können. Und: Allein auf ein oder zwei gute Jahre zu schielen und deshalb die Förderungen zu kritisieren sei unfair. (András Szigetvari, 16.11.2023)